400 Jahre Hochfest des heiligen Josef. Josef der Hüter

19. März 2021 in Aktuelles


Franziskus: alle können im heiligen Josef einen Fürsprecher, Helfer und Führer in schwierigen Zeiten finden. Die besonderen Ablässe zum Jahr des heiligen Josefs. Der Beginn eines Pontifikats. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) 400 Jahre Hochfest des heiligen Josefs. Auf Betreiben des Habsburgers Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) führte Papst Gregor XV. im Jahr 1621 den Gedenktag des heiligen Josefs als verbindliches Hochfest ein. „Nach Maria, der Mutter Gottes, nimmt kein Heiliger so viel Platz im päpstlichen Lehramt ein wie Josef, ihr Bräutigam. Meine Vorgänger haben die Botschaft, die in den wenigen von den Evangelien überlieferten Angaben enthalten ist, vertieft, um seine zentrale Rolle in der Heilsgeschichte deutlicher hervorzuheben.

Der selige Pius IX. (1846-1878)erklärte ihn zum »Patron der katholischen Kirche«, der ehrwürdige Diener Gottes Pius XII. ernannte ihn zum »Patron der Arbeiter«, und der heilige Johannes Paul II. bezeichnete ihn als »Beschützer des Erlösers«. Das gläubige Volk ruft ihn als Fürsprecher um eine gute Sterbestunde an“: so erklärte Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben Patris Corde mit dem ein besonderes, dem heiligen Josef gewidmetes Jahr ausgerufen wurde. Dies geschah zum 150. Jahrestag der Erhebung des heiligen Josefs zum Schutzpatron der ganzen Kirche (8. Dezember 1870).

„Anlässlich des 150. Jahrestages seiner Erhebung zum Patron der katholischen Kirche durch den seligen Pius IX. am 8. Dezember 1870“, so Franziskus weiter, „möchte ich daher – wie Jesus sagt – »mit dem Mund von dem sprechen, wovon das Herz überfließt« (vgl. Mt 12,34), und einige persönliche Überlegungen zu dieser außergewöhnlichen Gestalt mit euch teilen, die einem jeden von uns menschlich so nahe ist. Dieser Wunsch ist jetzt in den Monaten der Pandemie gereift. In dieser Krise konnten wir erleben, dass »unser Leben von gewöhnlichen Menschen – die gewöhnlich vergessen werden – gestaltet und erhalten wird, die weder in den Schlagzeilen der Zeitungen und Zeitschriften noch sonst im Rampenlicht der neuesten Show stehen, die aber heute zweifellos eine bedeutende Seite unserer Geschichte schreiben: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungskräfte, Transporteure, Ordnungskräfte, ehrenamtliche Helfer, Priester, Ordensleute und viele, ja viele andere, die verstanden haben, dass niemand sich allein rettet. […] Wie viele Menschen üben sich jeden Tag in Geduld und flößen Hoffnung ein und sind darauf bedacht, keine Panik zu verbreiten, sondern Mitverantwortung zu fördern. Wie viele Väter, Mütter, Großväter und Großmütter, Lehrerinnen und Lehrer zeigen unseren Kindern mit kleinen und alltäglichen Gesten, wie sie einer Krise begegnen und sie durchstehen können, indem sie ihre Gewohnheiten anpassen, den Blick aufrichten und zum Gebet anregen. Wie viele Menschen beten für das Wohl aller, spenden und setzen sich dafür ein«“.

Alle könnten im heiligen Josef, diesem unauffälligen Mann, diesem Menschen der täglichen, diskreten und verborgenen Gegenwart, einen Fürsprecher, Helfer und Führer in schwierigen Zeiten finden. Der heilige Josef erinnere uns daran, dass all jene, die scheinbar im Verborgenen oder in der ‚zweiten Reihe’ stünden, in der Heilsgeschichte eine unvergleichliche Hauptrolle spielten. Ihnen allen gebühre Dank und Anerkennung.

In sieben Kapitel/Themenbereiche teilte der Papst sein Schreiben „Patris Corde“ ein: 1. Geliebter Vater; 2. Vater im Erbarmen; 3. Vater im Gehorsam; 4. Vater im Annehmen; 6. Vater und Arbeiter; 7. Vater im Schatten.

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DEKRET

Gewährung besonderer Ablässe anlässlich des von Papst Franziskus ausgerufenen Jubiläumsjahres zu Ehren des heiligen Josef zur Feier des 150. Jahrtages seiner Erhebung zum Schutzpatron der ganzen Kirche.

Heute sind es 150 Jahre, dass der selige Pius IX. unter dem Eindruck der schweren und traurigen Umstände einer den Nachstellungen der Feinde ausgesetzten Kirche durch das Dekret „Quemadmodum Deus“ den heiligen Josef zum Schutzpatron der ganzen Kirche erklärt hat.

Um das Vertrauen der ganzen Kirche auf das einzigartige Patronat des Beschützers des Jesuskindes zu erneuern, hat Papst Franziskus verfügt, dass vom heutigen Tag an, dem Jahrestag des vorgenannten Dekrets wie auch dem Ehrentag der unbefleckt empfangenen seligen Jungfrau Maria und Braut des keuschen Josef, bis zum 8. Dezember 2021 ein besonderes Jahr begangen werden soll, in dem alle Christgläubigen auf sein Beispiel hin täglich ihr Glaubensleben in voller Erfüllung des Willens Gottes intensivieren können.

Alle Christgläubigen mögen so mit der Hilfe des heiligen Josef, des Beschützers der Heiligen Familie von Nazaret, durch Gebet und gute Werke sich eifrig um Trost und Linderung der schweren Bedrängnisse der Menschheit in unserer Zeit bemühen.

Die Verehrung des Beschützers des Erlösers ist in der Geschichte der Kirche immer mehr gewachsen. Sie erweist ihm nicht nur einen hohen Kult, der nur von dem der Gottesmutter, seiner Braut, übertroffen wird, sondern hat ihm auch das Patronat für zahlreiche Anliegen übertragen.

Das Lehramt der Kirche findet weiterhin wie in einem Schatz alte und neue Kostbarkeiten an der Person des heiligen Josefs, wie bei einem Hausherrn, „der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt“ (Mt 13,52).

Um dieses sehr erstrebenswerte Ziel zu erreichen, wird das Geschenk der heiligen Ablässe besonders helfen, welche die Apostolische Pönitentiarie durch vorliegendes, entsprechend den Vorgaben von Papst Franziskus erlassenes Dekret während des ganzen Josefsjahres gern weit zugänglich macht.

Der vollkommene Ablass wird unter den gewöhnlichen Bedingungen (nämlich der sakramentalen Beichte, der eucharistischen Kommunion und dem Gebet nach Meinung des Papstes) allen Christgläubigen gewährt, die frei von jeder Anhänglichkeit an die Sünde am Jahr des heiligen Josef unter den Umständen und in den Weisen, die von der Apostolischen Pönitentiarie festgelegt sind, teilnehmen:

a. Der heilige Josef ermutigt uns als wahrer Mann des Glaubens, zur kindlichen Beziehung mit dem Vater zurückzufinden, unsere Treue zum Gebet zu erneuern, auf den Willen Gottes zu hören und ihm nach gründlicher Entscheidung zu entsprechen. Somit wird ein vollkommener Ablass allen gewährt, die für mindestens eine halbe Stunde das Gebet des Herrn betrachten oder an einer Einkehrzeit von mindestens einem Tag teilnehmen, die eine Betrachtung über den heiligen Josef einschließt.

b. Im Evangelium wird der heilige Josef als „gerechter Mann“ (Mt 1,19) bezeichnet: Als Hüter des „Innersten, das im Tiefsten des Herzens und der Seele sich verbirgt“[1], als Teilhaber am Geheimnis Gottes und daher als ausgezeichneter Patron des Forum internum treibt er uns dazu an, den Wert der Stille, der Klugheit und der Rechtschaffenheit in der Erfüllung unserer Pflichten wiederzuentdecken. Die vom heiligen Josef auf vorbildliche Weise ausgeübte Tugend der Gerechtigkeit ist die volle Annahme des göttlichen Gesetzes, des Gesetzes der Barmherzigkeit, „denn gerade die Barmherzigkeit Gottes bringt die wahre Gerechtigkeit zur Erfüllung“[2]. Daher können diejenigen, die nach dem Vorbild des heiligen Josef ein Werk leiblicher oder geistiger Barmherzigkeit vollbringen, ebenso das Geschenk eines vollkommenen Ablasses erlangen.

c. Ein herausragendes Merkmal der Berufung des heiligen Josef war es, Beschützer der Heiligen Familie von Nazaret, Bräutigam der seligen Jungfrau Maria und Nährvater Jesu zu sein. Damit alle christlichen Familien angespornt werden, das Vorbild der Gemeinschaft, der Liebe und des Gebets aufzugreifen, die in der Heiligen Familie zur Gänze gelebt wurden, wird ein vollkommener Ablass den Gläubigen gewährt, die den Rosenkranz in den Familien und unter Verlobten beten.

d. Der Diener Gottes Pius XII. hat am 1. Mai 1955 das Fest des heiligen Josef des Arbeiters eingeführt mit der Absicht, dass „von allen die Würde der Arbeit anerkannt wird und dass diese das soziale Leben und die Gesetze leite, die auf der gerechten Verteilung der Rechte und Pflichten gründen“[3]. Es kann daher derjenige einen vollkommenen Ablass gewinnen, der seine Tätigkeit täglich dem Schutz des heiligen Josef anvertraut, wie auch jeder Gläubige, der im Gebet die Fürsprache des heiligen Josef des Arbeiters anruft, auf dass die Arbeitssuchenden einen Arbeitsplatz finden und die Arbeitsbedingungen aller würdiger seien.

e. Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten zeigt uns, „dass Gott dort ist, wo der Mensch in Gefahr ist, wo der Mensch leidet, wo er flüchtet, wo er Ablehnung und Verlassenheit erfährt“[4]. So wird ein vollkommener Ablass den Gläubigen gewährt, die die Litanei des heiligen Josef (für die lateinische Tradition) oder den Akathistos zum heiligen Josef vollständig oder zumindest teilweise (für die byzantinische Tradition) oder ein anderes besonderes Gebet aus den übrigen liturgischen Traditionen für die ad intra und ad extra verfolgte Kirche und zur Unterstützung der vielfältig verfolgten Christen beten.

Die heilige Theresia von Jesus hat den heiligen Josef als Patron für alle Lebenslagen erkannt: „Einigen Heiligen scheint Gott die Gnade gegeben zu haben, uns in dieser oder jener Not zu helfen, während ich erfahren habe, dass der glorreiche heilige Josef sein Patronat auf alle Bedürfnisse erstreckt“[5]. In jüngerer Zeit hat der heilige Johannes Paul II. erneut herausgestellt, dass das Vorbild des heiligen Josef „in Bezug auf das neue christliche Jahrtausend eine erneuerte Aktualität für die Kirche unserer Zeit“[6] gewinnt.

Um nochmals das universale Patronat des heiligen Josef für die Kirche zu bestätigen, gewährt diese Apostolische Pönitentiarie über die genannten Möglichkeiten hinaus den Christgläubigen einen vollkommenen Ablass, die ein rechtmäßig approbiertes Gebet oder einen Akt der Verehrung zum heiligen Josef verrichten – zum Beispiel das Gebet „Zu dir, heiliger Josef“ –, insbesondere am 19. März und am 1. Mai, am Festtag der Heiligen Familie, am Josefssonntag (für die byzantinische Tradition), am 19. jedes Monats und jeweils am Mittwoch, der im lateinischen Ritus dem Gedenken des Heiligen gewidmet ist.

In der gegenwärtigen Bedrohung der öffentlichen Gesundheit wird das Geschenk des vollkommenen Ablasses insbesondere den älteren Menschen, den Kranken und den Sterbenden gewährt, ebenso allen, die aus gerechtfertigten Gründen das Haus nicht verlassen können, wenn sie – jegliche Sünde verabscheuend und mit dem Vorsatz, sobald wie möglich die drei üblichen Bedingungen zu erfüllen – zu Hause oder an einem anderen Ort, von dem sie sich nicht bewegen können, andächtige Gebete zu Ehren des heiligen Josef, des Trostes der Kranken und des Patrons eines guten Todes, sprechen. Dabei sollen sie die Schmerzen und Beschwerden ihres Lebens dem barmherzigen Gott vertrauensvoll aufopfern.

Damit aber der Zugang zur göttlichen Gnade, die durch die Schlüsselgewalt der Kirche vermittelt wird, pastoral erleichtert wird, bittet diese Pönitentiarie nachdrücklich darum, dass alle Priester, die mit den entsprechenden Fakultäten ausgestattet sind, bereitwillig und großzügig sich für die Feier des Sakramentes der Versöhnung zur Verfügung stellen und die heilige Kommunion den Kranken oft spenden.

Das vorliegende Dekret ist gültig für das Jahr des heiligen Josef, ungeachtet gegenteiliger Bestimmungen.

Gegeben zu Rom, beim Sitz der Apostolischen Pönitentiarie, am 8. Dezember 2020.

Mauro Card. Piacenza

Großpönitentiar

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Gleichzeitig ist nicht zu vergessen, dass und wie der Pontifikat von Franziskus von Anfang an unter dem Zeichen des heiligen Josefs stand, dem er seinen Dienst in besonderer Weise anvertraute. Die heilige Messe zum Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus mit der Übergabe des Palliums und des Fischerrings hatte am 19. März 2013 stattgefunden. Zu Beginn der Messe auf dem Petersplatz erklärte der neue Papst: „Ich danke dem Herrn, dass ich diese heilige Messe zum feierlichen Beginn meines Petrusdienstes am Hochfest des heiligen Josef, des Bräutigams der Jungfrau Maria und Patrons der Weltkirche feiern kann: Es ist ein ganz bedeutungsreiches Zusammentreffen, und es ist auch der Namenstag meines verehrten Vorgängers – wir sind ihm nahe mit dem Gebet voller Liebe und Dankbarkeit“.

Josef, der Hüter, stand damals im Mittelpunkt der Ausführungen von Franziskus.

kath.net veröffentlicht die Predigt von Papst Franziskus bei der heiligen Messe zum Beginn seines Pontifikats, 19. März 2013:

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich danke dem Herrn, dass ich diese heilige Messe zum feierlichen Beginn meines Petrusdienstes am Hochfest des heiligen Josef, des Bräutigams der Jungfrau Maria und Patrons der Weltkirche feiern kann: Es ist ein ganz bedeutungsreiches Zusammentreffen, und es ist auch der Namenstag meines verehrten Vorgängers – wir sind ihm nahe mit dem Gebet voller Liebe und Dankbarkeit. 

Herzlich begrüße ich meine Mitbrüder, die Kardinäle und Bischöfe, die Priester, Diakone, Ordensleute und alle gläubigen Laien. Ich danke den Vertretern der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften wie auch den Vertretern der jüdischen Gemeinde und anderer Religionsgemeinschaften für ihre Anwesenheit. Meinen herzlichen Gruß richte ich an die Staats- und Regierungschefs, an die offiziellen Delegationen vieler Länder der Welt und an das diplomatische Korps.

Wir haben im Evangelium gehört, dass Josef „tat, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich“ (Mt 1,24). In diesen Worten ist schon die Aufgabe enthalten, die Gott dem Josef anvertraut, nämlich custos – Hüter – zu sein. Hüter von wem? Von Maria und Jesus; aber es ist eine Obhut, die sich dann auf die Kirche ausweitet: Der selige Johannes Paul II. hat hervorgehoben, dass „der hl. Josef so, wie er für Maria liebevoll Sorge trug und sich voll Freude und Eifer der Erziehung Jesu Christi widmete, seinen mystischen Leib, die Kirche, deren Gestalt und Vorbild die heilige Jungfrau ist, hütet und beschützt“ (Apostolisches Schreiben Redemptoris Custos, 1).

Wie führt Josef diese Hüter-Tätigkeit aus? Rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er nicht versteht. Von der Heimholung Marias bis zur Episode des zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem begleitet er fürsorglich und liebevoll jeden Moment. Er steht Maria, seiner Braut, in den unbeschwerten wie in den schwierigen Momenten des Lebens zur Seite, auf der Reise nach Bethlehem zur Volkszählung und in den bangen und frohen Stunden der Geburt; im dramatischen Moment der Flucht nach Ägypten und bei der sorgenvollen Suche des Sohnes, der im Tempel geblieben war; und dann im Alltag des Hauses in Nazaret, in der Werkstatt, wo er Jesus das Handwerk gelehrt hat.

Wie lebt Josef seine Berufung als Hüter von Maria, Jesus und der Kirche? In der ständigen Aufmerksamkeit gegenüber Gott, offen für dessen Zeichen, verfügbar für dessen Plan, dem er den eigenen unterordnet. Es ist das, was Gott von David verlangt, wie wir in der ersten Lesung gehört haben: Gott will nicht ein vom Menschen gebautes Haus, sondern er wünscht sich die Treue zu seinem Wort, zu seinem Plan. Und Gott selbst ist es dann, der das Haus baut, aber aus lebendigen, von seinem Geist gekennzeichneten Steinen. Und Josef ist „Hüter“, weil er auf Gott zu hören versteht, sich von seinem Willen leiten lässt. Und gerade deshalb ist er noch einfühlsamer für die ihm anvertrauten Menschen, weiß mit Realismus die Ereignisse zu deuten, ist aufmerksam auf seine Umgebung und versteht die klügsten Entscheidungen zu treffen. An ihm sehen wir, liebe Freunde, wie man auf den Ruf Gottes antwortet: verfügbar und unverzüglich; aber wir sehen auch, welches die Mitte der christlichen Berufung ist: Christus! Hüten wir Christus in unserem Leben, um die anderen zu behüten, um die Schöpfung zu bewahren! 

Die Berufung zum Hüten geht jedoch nicht nur uns Christen an; sie hat eine Dimension, die vorausgeht und die einfach menschlich ist, die alle betrifft. Sie besteht darin, die gesamte Schöpfung, die Schönheit der Schöpfung zu bewahren, wie uns im Buch Genesis gesagt wird und wie es uns der heilige Franziskus von Assisi gezeigt hat: Sie besteht darin, Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und vor der Umwelt, in der wir leben. Die Menschen zu hüten, sich um alle zu kümmern, um jeden Einzelnen, mit Liebe, besonders um die Kinder, die alten Menschen, um die, welche schwächer sind und oft in unserem Herzen an den Rand gedrängt werden. Sie besteht darin, in der Familie aufeinander zu achten: Die Eheleute behüten sich gegenseitig, als Eltern kümmern sie sich dann um die Kinder, und mit der Zeit werden auch die Kinder zu Hütern ihrer Eltern. Sie besteht darin, die Freundschaften in Aufrichtigkeit zu leben; sie sind ein Einander-Behüten in Vertrautheit, gegenseitiger Achtung und im Guten. Im Grunde ist alles der Obhut des Menschen anvertraut, und das ist eine Verantwortung, die alle betrifft. Seid Hüter der Gaben Gottes!

Und wenn der Mensch dieser Verantwortung nicht nachkommt, wenn wir uns nicht um die Schöpfung und um die Mitmenschen kümmern, dann gewinnt die Zerstörung Raum, und das Herz verdorrt. In jeder Epoche der Geschichte gibt es leider solche „Herodes“, die Pläne des Todes schmieden, das Gesicht des Menschen zerstören und entstellen.

Alle Verantwortungsträger auf wirtschaftlichem, politischem und sozialem Gebiet, alle Männer und Frauen guten Willens möchte ich herzlich bitten: Lasst uns „Hüter“ der Schöpfung, des in die Natur hineingelegten Planes Gottes sein, Hüter des anderen, der Umwelt; lassen wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg dieser unserer Welt begleiten! Doch um zu „behüten“, müssen wir auch auf uns selber Acht geben! Erinnern wir uns daran, dass Hass, Neid und Hochmut das Leben verunreinigen! Hüten bedeutet also, über unsere Gefühle, über unser Herz zu wachen, denn von dort gehen unsere guten und bösen Absichten aus: die, welche aufbauen, und die, welche zerstören! Wir dürfen keine Angst haben vor der Güte, ja, nicht einmal vor der Zärtlichkeit! 

Und hier füge ich noch eine letzte Anmerkung hinzu: Das sich Kümmern, das Hüten verlangt Güte, es verlangt, mit Zärtlichkeit gelebt zu werden. In den Evangelien erscheint Josef als ein starker, mutiger, arbeitsamer Mann, aber in seinem Innern zeigt sich eine große Zärtlichkeit, die nicht etwa die Tugend des Schwachen ist, nein, im Gegenteil: Sie deutet auf eine Seelenstärke hin und auf die Fähigkeit zu Aufmerksamkeit, zu Mitleid, zu wahrer Öffnung für den anderen, zu Liebe. Wir dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!

Heute feiern wir zusammen mit dem Fest des heiligen Josef die Amtseinführung des neuen Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri – ein Amt, das auch Macht beinhaltet. Gewiss, Jesus Christus hat Petrus Macht verliehen, aber um was für eine Macht handelt es sich? Auf die dreifache Frage Jesu an Petrus über die Liebe folgt die dreifache Aufforderung: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe. Vergessen wir nie, dass die wahre Macht der Dienst ist und dass auch der Papst, um seine Macht auszuüben, immer mehr in jenen Dienst eintreten muss, der seinen leuchtenden Höhepunkt am Kreuz hat; dass er auf den demütigen, konkreten, von Glauben erfüllten Dienst des heiligen Josef schauen und wie er die Arme ausbreiten muss, um das ganze Volk Gottes zu hüten und mit Liebe und Zärtlichkeit die gesamte Menschheit anzunehmen, besonders die Ärmsten, die Schwächsten, die Geringsten, diejenigen, die Matthäus im Letzten Gericht über die Liebe beschreibt: die Hungernden, die Durstigen, die Fremden, die Nackten, die Kranken, die Gefangenen (vgl. Mt 25, 31-46). Nur wer mit Liebe dient, weiß zu behüten!

In der zweiten Lesung spricht der heilige Paulus von Abraham, der „gegen alle Hoffnung … voll Hoffnung geglaubt“ hat (Röm 4,18). Gegen alle Hoffnung voll Hoffnung! Auch heute, angesichts so vieler Wegstrecken mit grauem Himmel, haben wir es nötig, das Licht der Hoffnung zu sehen, selber Hoffnung zu geben. Die Schöpfung zu bewahren, jeden Mann und jede Frau zu behüten mit einem Blick voller Zärtlichkeit und Liebe, bedeutet, den Horizont der Hoffnung zu öffnen, bedeutet, all die Wolken aufzureißen für einen Lichtstrahl, bedeutet, die Wärme der Hoffnung zu bringen! Und für den Glaubenden, für uns Christen – wie schon für Abraham und für den heiligen Josef – hat die Hoffnung, die wir bringen, den Horizont Gottes, der uns in Christus aufgetan ist; ist die Hoffnung auf den Felsen gegründet, der Gott ist. 

Jesus mit Maria zu behüten, die gesamte Schöpfung zu behüten, jeden Menschen zu behüten, besonders den Ärmsten, uns selber zu behüten: das ist ein Dienst, den zu erfüllen der Bischof von Rom berufen ist, zu dem wir aber alle berufen sind, um den Stern der Hoffnung leuchten zu lassen: Hüten wir mit Liebe, was Gott uns geschenkt hat!

Ich bitte um die Fürsprache der Jungfrau Maria, des heiligen Josef, der heiligen Petrus und Paulus, des heiligen Franziskus, dass der Heilige Geist meinen Dienst begleite, und zu euch allen sage ich: Betet für mich! Amen.

 


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