Pariser Erzbischof Aupetit schloss ein experimentelles Pastoralzentrum

31. März 2021 in Weltkirche


Theologe, der dem Zentrum nahestand: „Treffpunkt für Arbeiter, Studenten, Intellektuelle, Ausgegrenzte, Homosexuelle, Transsexuelle, für jene, die andere Religionen suchen/praktizieren, für Gruppen zur Verteidigung Palästinas, Migranten, Obdachlose…“


Paris (kath.net/pl) Zum 1. März hat der Pariser Erzbischof Michel Aupetit das experimentelle Saint Merry Pastoralzentrum in der Region Beaubourg-Les Halles geschlossen, die Arbeit des Zentrum endet nach 46 Jahren. Das berichtete die „Catholic News Acency“ anhand französischer Mediendarstellungen. Eine Sprecherin des Erzbistums Paris erläuterte gegenüber CNA, dass einer der Gründe der Schließung gewesen sei, dass mehrere Priester im Zentrum gesundheitliche Probleme bekommen hatten. Offenbar waren diese Probleme durch „die Bosheit, den Mangel an Nächstenliebe und den Willen zur Zerstörung“ durch die Laien des Pastoralzentrums ausgelöst worden, hatte Aupetit in einem Brief an die Gemeinschaft geschrieben, der die CNA gesehen hat. Die letzten drei Priester waren eigentlich sogar selbst für ihre progressiven Ansichten bekannt gewesen.

Das giftige Klima innerhalb der Gemeinde sei durch einen harten Kern des Pastoralzentrums verursacht worden, zu dem ungefähr 20 Leute gehörten, meist über 70 Jahre alt. So zitiert die CNA eine gut informierte Quelle innerhalb der Gemeinde. Diese Leute hätten durch ihre „Intoleranz“ und „sektiererische Mentalität“ den Weggang von Laien zu verantworten, darunter viele junge. Diese Menschen seien alle durch das Paris der 1968-er Jahre geprägt gewesen, „aber dann wurden sie zusammen mit ihren eigenen Regeln alt, ohne sich jemals zu erneuern oder neue Leute willkommen zu heißen“. „Die Jugendlichen flüchteten, weil ihre Vorschläge systematisch abgelehnt wurden und sie sich in einem solchen kirchlichen Umfeld nicht wiedererkannten“. Die Aggressivität der Gruppe sei hauptsächlich auf ihre Pastoren gerichtet gewesen, die sie als unerwünschte Autoritätspersonen betrachtet hatten, „es war nicht die Person, die angefochten wurde, sondern sein Amt. Sie lehnen die Einrichtung selbst ab und wollten, dass der Pastor ruhig ist“.

Der diesem Pastoralzentrum zugeneigt spanische Theologe José Arregi beschreibt das Zentrum auf der nach der Schließung eingerichteten Website „Saint-Merry-Hors-les-Murs“ [Saint Merry vor den Mauern] folgendermaßen: „Es ist ein lebendiger Ort voller Geist und Menschlichkeit. Es ist eine offene Kirche ohne Grenzen innerhalb / außerhalb, heilig / profan, gläubig / ungläubig, eine Kirche, in der es weder Rechtsregeln noch Religion, Orthodoxie in der Lehre, sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität gibt. Ein Treffpunkt für Christen, aber auch für alle Arten von Menschen: für Arbeiter, Studenten, Intellektuelle, Ausgegrenzte, Homosexuelle, Transsexuelle, für jene, die andere Religionen suchen oder praktizieren, für Gruppen zur Verteidigung Palästinas, Migranten, Obdachlose…“

Credo dieser Gemeinschaft sei „die Menschheit“ und „Kreativität“ sei ihr Symbol, schwadroniert Arregi in seinem Lob dieser Gemeinschaft weiter. „Und Sonntags, nach der Pfarrmesse, kommen von hier und da etwa 200 bis 300 Menschen zu einer anderen Form der Messe zusammen, einer Feier, die während der Woche von Freiwilligen sorgfältig vorbereitet wurde, eine Erinnerung an Jesus, ohne Eile, um Worte und Brot zu teilen und Wein – Leben – um einen großen Tisch [versammelt], wobei sich der Priester anschließt, ohne das Zentrum zu sein. Und das alles in einer neuen Sprache, die für alle verständlich ist, wie zu Pfingsten. Müssen Sie etwas hinzufügen? Es ist das Symbol einer sich verändernden Kirche in einem sich verändernden Paris, in einer sich verändernden Welt.“

Der Theologe geht dann in den Gegenangriff: „Die Schließung des Saint Merry Pastoralzentrum ist das jüngste Zeichen für das Scheitern des Zweiten Vatikanischen Konzils, ein klares Symptom für den Weg zum Ruin, den die katholische Kirche unter der Führung des polnischen Papstes und von Joseph Ratzinger eingeschlagen hat“, dem späteren Papst Benedikt XVI. Dem folgt eine Generalabrechnung mit Papst Franziskus: In den acht Jahren seines Pontifikats habe er „eine ungewisse Reform der römischen Kurie durchgeführt“, dabei habe er nur „Kardinäle gegen Kardinäle und Geistliche gegen Geistliche“ ausgetauscht. „Acht Jahre, um drei Synoden von Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen zu organisieren, wobei einige Laien als Rechnungsprüfer eingeladen wurden. Acht Jahre, um zum ersten Mal eine Frau als Vizesekretärin für die nächste Synode zu ernennen – während sie das Amt mit einem Augustiner teilt – und zum ersten Mal einer Frau in dieser Versammlung von Bischöfen und Kardinälen. Und das ist alles. Ein Großteil des anachronistischen konzeptuellen, moralischen und institutionellen Apparats wird genau so gehalten, wie er ist. Der Klerikalismus bleibt in Kraft, die hierarchische Pyramide bleibt intakt mit dem absoluten Papst als Basis und Gipfel.“ Den „Ursprung zum Konflikt, der zur Schließung führte“, sieht der Theologe im „Klerikalismus“.

Archivfoto Erzbischof Aupetit (c) Erzbistum Paris


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