1. April 2021 in Deutschland
Pfr. de Souza: Franziskus „leitete mit offener Hand und bekam als Antwort eine geballte Faust. Er ist nicht bereit, dorthin zu gehen, wo die Mehrheit der deutschen Bischöfe unterwegs ist. Jetzt ist die … Katastrophe nahe: Schisma“.
Vatikan (kath.net/pl) Papst Franziskus hat „den Kampf um Deutschland mit großer Kraft aufgenommen. Die Manager des deutschen ‚Synodalen Wegs‘ haben seine Interventionen mit Verächtlichkeit und Geringschätzung behandelt und seine Bitten um die katholische Einheit in Lehre und Disziplin völlig ignoriert. Das neunte Jahr des Franziskus-Pontifikats wird von den Folgen dieser Missachtung aufgezehrt.“ Das schreibt Pfr. Raymond J. de Souza in einem Kommentar im „National Catholic Register“. Der kanadische Priester ist häufiger Kommentator für verschiedene Medien und hat immer wieder auch Lehraufträge, u.a. an der Queen's University in Kingston (Ontario).
Im März 2013 habe Papst Franziskus davon gesprochen, „wie sehr er sich eine ‚arme Kirche für die Armen‘ wünscht. Zu seinem achten Jahrestag ist es die reichste aller Ortskirchen, die droht, sein gesamtes Pontifikat zu verschlingen“, schreibt de Souza.
Nun, im neunten Jahr seines Pontifikats, starte er mit dem Dokument der Glaubenskongregation, das die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ablehnt, „einen weiteren Versuch, die rebellische Kirche in Deutschland zu zügeln“. Immerhin habe „Kardinal Blase Cupich, der Hauptinterpret der pastoralen Prioritäten des Heiligen Vaters im US-Episkopat“, über diese Erklärung der Glaubenskongregation gesagt, dass sie „nichts Neues“ enthalte. Dennoch habe die Erklärung „in Deutschland einen Feuersturm ausgelöst, bei dem Hunderte von Theologen und einige Bischöfe ihre Nichtübereinstimmung zum Ausdruck brachten“. Auch aus den USA waren diesbezüglich manche Stimmen zu hören gewesen, bsp. „wurde die Anklage gegen die Glaubenskongregation vom Jesuitenmagazin ‚America‘ geführt“.
Franziskus habe „drei Schlüsselthemen“ geöffnet, „die den reichen Ortskirchen Europas am Herzen liegen, darunter vor allem Deutschland: Heilige Kommunion für Zivilgeschiedene und Wiederverheiratete, Autorität über liturgische Übersetzungen und verbesserte Lehrbefugnis für nationale Bischofskonferenzen. Alle drei wurden unter dem Banner der „Synodalität“ weiterentwickelt. Alle drei Fragen waren von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in Familiaris Consortio, Liturgium Authenticam und Apostolis Suos endgültig gelöst worden, was dem mehrheitlich liberalen Flügel der deutschen Bischöfe in gewisser Weise missfiel. Die wachsenden Ortskirchen im globalen Süden – die eigentlich armen Kirchen – hatten wenig Interesse an der nach innen gerichteten deutschen Agenda.“
Es sei ein „Wagnis von Franziskus“ gewesen, „durch die Weiterentwicklung der Agenda „Reiche Kirche für Reiche“ den sterbenden Kirchen Europas möglicherweise evangeliumsgemäßes Leben einhauchen zu können. Daher hat er selbst über Praktiken geschwiegen, die offenkundig gegen seinen gesamten Poverello-Geist verstoßen, wie die deutsche Praxis, diejenigen, die die jährliche Kirchensteuer nicht zahlen, die Sakramente einschließlich eines kirchlichen Begräbnisses zu verweigern. Im Jahr 2019 erwirtschaftete diese Steuereinnahmen in Höhe von fast 8 Milliarden US-Dollar für die deutsche Kirche.“
Doch „nach 35 Jahren Umgang mit den festen Standpunkten von Johannes Paul und Benedikt“ habe der deutsche Episkopat „die entgegenkommenden Gesten von Papst Franziskus offenbar als zu schwach“ beurteilt, so de Souza. „Sie steckten die Zugeständnisse des Heiligen Vaters ein und beschlossen, auf maximalen Vorteil zu drängen.“ Daher wehe der Wind beim „Synodalen Weg“, es sei kein Geheimnis, „wohin der Weg führen wird: Änderungen in der Lehre der Kirche über Ehe, Scheidung, Homosexualität und Empfängnisverhütung; Änderungen in der Lehre über die heiligen Weihen sowie die Verringerung der Autorität der Bischöfe, die Kirche zu regieren“.
Das Wagnis des Heiligen Vaters für Deutschland sei „gescheitert. Er leitete mit offener Hand und bekam als Antwort darauf eine geballte Faust. Er ist nicht bereit, dorthin zu gehen, wo die Mehrheit der deutschen Bischöfe unterwegs ist. Jetzt ist die lange gefürchtete und lange vermiedene postkonziliare Katastrophe nahe: Schisma.“
Doch sei Papst Franziskus „kein Dummkopf“. Er wisse, „dass seine gesamte Agenda und das Erbe seines Pontifikats in der Schwebe liegen. Sollte das Schisma während seinem Pontifikat kommen, würden seine Prioritäten ‚Synodalität‘ und ‚Unterscheidung‘ in der Praxis gründlich diskreditiert, auch wenn sie nicht vollständig für die deutsche Meuterei verantwortlich sind. Ein Papst, der über das Schisma regiert, ist ein gescheiterter Papst angesichts des Urteils, dem sich jeder oberste Hirte der Kirche stellen muss. Deshalb hat Papst Franziskus deutlich gemacht, dass der deutsche „Synodale Weg“ inakzeptabel ist und wie ursprünglich formuliert aufgegeben werden muss.“ Dazu habe er 2019 einen langen Brief an die Kirche in Deutschland geschrieben, „in welchem er sie warnte, dass ihr Weg dazu führen würde, „die Übel, die er überwinden wollte, zu vervielfachen und zu nähren“. Darauf sei 2019 ein Brief von Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongregation, an die deutschen Bischöfe gefolgt, „in dem klargestellt wurde, dass die Synodenpläne nicht ‚ekklesiologisch gültig‘ seien. Der Päpstliche Rat für Gesetzestexte entschied gleichzeitig, dass die behauptete ‚Verbindlichkeit‘ des deutschen Projekts eine rechtliche Fantasie sei, da niemand dem „Synodalen Weg“ diese Autorität geben könne, geschweige denn gegeben hätte.“
Als die Deutschen die Einwände des Heiligen Vaters überhaupt nicht beachteten, gab Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, „bekannt, dass der Heilige Vater ernsthafte Bedenken hinsichtlich der allgemeinen Ausrichtung der Kirche in Deutschland geäußert hatte. Jetzt hat sich die Glaubenskongregation mit der Praxis befasst, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen, wie dies in einigen deutschen Pfarreien bereits illegal betrieben wird, und was mit Sicherheit eine der Entscheidungen des „verbindlichen synodalen Weges“ sein wird.“
Link zum Originalbeitrag im „National Catholic Register“: Father Raymond J. de Souza - Schism Looms: Pope Francis and the Willfully Rebellious Church in Germany COMMENTARY: The Holy Father’s German gamble failed. He led with an open hand and got a clenched fist in return.
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