"Er hat es begriffen!"

14. April 2021 in Jugend


"Ich staune immer wieder über den Evangelisten Johannes, der von sich selbst sagt, er sei der Jünger, den Jesus liebte. Was ihn ausmacht, ist die Liebe Jesu zu ihm. Er hat es begriffen." Die Jugendkolumne von kath.net - Von Lucia Kirchgasser


Salzburg (kath.net)

Nach einem sehr segensreichen Osterfest brüte ich immer noch über der Bibelstelle mit der Fußwaschung, die mich dieses Jahr besonders angesprochen hat.  Ich stelle mir die Situation vor, wie Jesus vor mir in die Knie geht und mir die Füße waschen will.

Die Reaktion von Petrus kann ich so gut nachvollziehen. Wie kann ER, der König der Könige, mich waschen, mir dienen? Ich muss doch ihm dienen!

„Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.“ (Joh 13,7)

Jesus, was willst du mir sagen? Bitte lass mich begreifen! 

Beim Lesen des Kapitels ist mir aufgefallen, dass ich mich mit Jesus Auftrag, anderen die Füße zu waschen, viel schneller anfreunden kann, als mit dem Gedanken, die Füße gewaschen zu bekommen. Es fällt mir leichter, die Dienende zu sein als die Bediente. Ich fühle mich schuldig, wenn ich nichts gebe, nichts leiste, sondern nur empfange.

Ich habe gelesen, dass zu der damaligen Zeit vor allem Sklaven ihren Herrn die Füße gewaschen haben, Frauen ihren Ehemännern, Kinder ihren Vätern, Schüler ihrem Rabbi. Nie ein König einem Diener.

Jesus stellt das alles auf den Kopf.

Jesus kniet vor mir und gibt mir eine Würde, die ich mir nicht verdienen kann.

Er sagt mir: „Du bist es wert. Ich liebe dich. Lass mich dir dienen.“

Bevor ich Jesu Beispiel folgen und selbst dienen kann, muss ich erst seinen Dienst an mir annehmen. Seine Liebe annehmen. Unverdiente Gnade zulassen.

Ich staune immer wieder über den Evangelisten Johannes, der von sich selbst sagt, er sei der Jünger, den Jesus liebte. Von Jesus geliebt zu sein, ist so sehr zu seiner Identität geworden, dass er keinen anderen Namen mehr braucht. Seine Identität schöpft er nicht aus Leistung, Äußerlichkeiten, seiner Herkunft oder seinen Fähigkeiten. Was ihn ausmacht, ist die Liebe Jesu zu ihm. Er hat es begriffen.

Ich will das auch.

Heute entscheide ich mich, dem Beispiel des Petrus zu folgen und werde still. Ich lasse zu, dass Jesus mich berührt. Ich lasse zu, dass er mir Gutes tut, dass er mich liebt, auch wenn ich es nicht auf dieselbe Weise zurückgeben kann.

Ich folge dem Bespiel des Johannes und weiß, dass ich geliebt bin.

Voll Freude und Dankbarkeit erhebe ich mein Haupt, weil ich die Frau bin, die Jesus liebt.

Ich folge dem Beispiel Jesu und diene, weil es mir nicht um Macht geht, sondern mein Gegenüber  es wert ist.


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