Die Kirche – Lehrerin des Gebets

14. April 2021 in Aktuelles


Franziskus: ohne den Glauben bricht alles zusammen. Und ohne das Gebet erlischt der Glaube. Deshalb ist die Kirche, die Haus und Schule der Gemeinschaft ist, auch das Haus und die Schule des Gebets. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Nach ihrer Freilassung gingen sie zu den Ihren und berichteten alles, was die Hohepriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Als sie das hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herr, du hast den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen und alles, was sie erfüllt [...] Doch jetzt, Herr, sieh auf ihre Drohungen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut dein Wort zu verkünden! Streck deine Hand aus, damit Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus! Als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes“ (Apg 4,23-24.29-31).

„Generalaudienz“ in der Einsamkeit der Bibliothek der ehemaligen Papstwohnung im Apostolischen Palast vor der Fernsehkamera. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Gebet fort. Die 29. Katechese stand unter dem Thema: „Die Kirche – Lehrerin des Gebets“.

„Die Kirche ist eine große Schule des Gebets“, so der Papst. Die meisten von uns hätten das Beten wohl von ihren Eltern und Großeltern gelernt. Sie hätten uns die ersten kleinen Gebete beigebracht, sie hörten uns geduldig zu und hätten uns geholfen, die Welt und unser Leben im Licht des Evangeliums zu sehen.

Dann sei gewiss auch die Erfahrung des liturgischen Gebets in der Gemeinde oder in einer Ordensgemeinschaft hinzugekommen. Einige Christen seien uns hier zu Lehrern und Vorbildern geworden. Manchmal erkenne man erst später, etwa nach durchlittenen Krisen, wie wertvoll ein über die Jahre persönlich erworbener Gebetsschatz sei und wie dankbar wir zudem für das Gebet unserer Brüder und Schwestern sein dürften.

Auch aus diesem Grund entstünden in der Kirche immer wieder Gemeinschaften und Gruppen, die sich dem Gebet widmeten. Manche Christen fühlten sich sogar dazu berufen, das Gebet zur Haupttätigkeit ihres Tages zu machen. In der Kirche gebe es Klöster, Konvente, Einsiedeleien, in denen Gott geweihte Menschen leben und die oft zu Zentren geistlicher Ausstrahlung würden. Kleine Oasen, in denen intensiv gebetet und brüderliche Gemeinschaft Tag für Tag aufgebaut werde. Sie seien lebenswichtige Zellen, nicht nur für das Gefüge der Kirche, sondern für die Gesellschaft selbst: „Denken wir an die Rolle, die das Mönchtum bei der Entstehung und dem Wachstum der europäischen Zivilisation, aber auch in anderen Kulturen gespielt hat. Beten und Arbeiten in Gemeinschaft bringt die Welt voran“.

Alles Wesentliche in der Kirche komme aus dem Gebet. Alle Änderungen in der Kirche müssten aus dem Gebet kommen und dürften nicht allein "Gruppenentscheidungen" sein.Wenn der böse Feind die Kirche bekämpfen wolle, dann versuche er als erstes, sie von ihren Quellen abzuschneiden, indem er sie am Beten hindere. Fehle es aber in der Kirche am Gebet, merke man schon nach kurzer Zeit, dass sie zur leeren Hülle werde und dass ihr das abhandengekommen sei, was sie ausmache: „Möge die Kirche immer ein Ort und eine Schule des Gebetes sein!“. 

Heilige Frauen und Männer hätten kein leichteres Leben als andere. Im Gegenteil, „auch sie haben ihre eigenen Probleme zu bewältigen, und außerdem sind sie oft Gegenstand von Widerständen“. Aber ihre Stärke sei das Gebet, das sie immer aus dem unerschöpflichen „Brunnen“ der Mutter Kirche schöpften. Mit dem Gebet nährten sie die Flamme ihres Glaubens, wie es mit dem Öl der Lampen geschehen sei. Und so gingen sie vorwärts, im Glauben und in der Hoffnung. Die Heiligen, „die in den Augen der Welt oft wenig zählen, sind eigentlich diejenigen, die sie tragen, nicht mit den Waffen des Geldes und der Macht, sondern mit den Waffen des Gebets“.

Im Lukasevangelium stelle Jesus eine dramatische Frage, die uns immer wieder nachdenklich stimme: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“ (Lk 18,8). Diese Frage komme am Ende eines Gleichnisses, des Gleichnisses vom Richter und der Witwe, das die Notwendigkeit aufzeige, mit Ausdauer zu beten, ohne zu ermüden (vgl. V. 1-8). Daraus können wir schließen, dass die Lampe des Glaubens immer auf der Erde brennen werde, solange es das Öl des Gebets gebe.

Dies sei eine wesentliche Aufgabe der Kirche, so Franziskus abschließend: „zu beten und zum Beten zu erziehen. Die Lampe des Glaubens mit dem Öl des Gebets von Generation zu Generation weiterzugeben. Ohne das Licht dieser Lampe könnten wir den Weg nicht sehen, um zu evangelisieren. Wir könnten die Gesichter unserer Brüder und Schwestern nicht sehen, um auf sie zuzugehen und ihnen zu dienen. Wir könnten den Raum nicht erhellen, in dem wir uns in Gemeinschaft treffen“.

Ohne den Glauben breche alles zusammen. Und ohne das Gebet erlösche der Glaube. Deshalb sei die Kirche, die Haus und Schule der Gemeinschaft sei, auch das Haus und die Schule des Gebets.

Die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe deutschsprachige Brüder und Schwestern, lassen wir uns in dieser Osterzeit von Maria und den Aposteln inspirieren, die sich einmütig im Gebet versammelt hatten und bereit waren für das Kommen des Heiligen Geistes. Der Friede des Auferstandenen sei mit euch!

 


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