13. April 2021 in Aktuelles
Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: das Ostergeheimnis Christi hat uns den Zugang zum ewigen Leben eröffnet, und der Glaube ist der Weg, um zu ihm zu gelangen. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Dienstag der zweiten Osterwoche: „niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn“.
„Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von oben geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus erwiderte ihm: Wie kann das geschehen? Jesus antwortete: Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht? Amen, amen, ich sage dir: Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir und doch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an. Wenn ich zu euch über irdische Dinge gesprochen habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch über himmlische Dinge spreche? Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat“ (Joh 3,7-15).
„Das Objekt und der Empfänger der göttlichen Liebe ist die Welt, das heißt die Menschheit. Diese Worte tilgen die Idee eines fernen und dem Weg des Menschen fremden Gottes vollständig, sie offenbaren vielmehr sein wahres Antlitz: Er hat uns aus Liebe seinen Sohn geschenkt, um ein uns naher Gott zu sein, uns seine Gegenwart spüren zu lassen, um uns entgegenzugehen und uns in seiner Liebe zu tragen, so daß das ganze Leben von dieser göttlichen Liebe beseelt sein möge.“
Benedikt XVI., aus der Predigt bei der heiligen Messe am 4. November 2010 für die im vergangenen Jahr verstorbenen Kardinäle und Bischöfe:
Der Ausdruck »ewiges Leben« bezeichnet die Gabe Gottes, die der Menschheit gewährt ist: die Gemeinschaft mit Gott in dieser Welt und ihre Fülle im zukünftigen Leben.
Das Ostergeheimnis Christi hat uns den Zugang zum ewigen Leben eröffnet, und der Glaube ist der Weg, um zu ihm zu gelangen. Das wird deutlich aus den Worten, die Jesus an Nikodemus richtet und die vom Evangelisten Johannes überliefert werden: »Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat« (Joh 3,14–15). Hier gibt es einen expliziten Bezug zu einer im Buch Numeri (21,1–9) erzählten Begebenheit, die die rettende Kraft des Glaubens an das Wort Gottes unterstreicht. Beim Auszug aus Ägypten hatte das jüdische Volk sich gegen Mose und Gott erhoben und wurde mit einer Plage giftiger Schlangen bestraft.
Mose bat um Vergebung. Gott nahm die Reue der Israeliten an und befahl Mose: »Mach dir eine Schlange und häng sie an einer Fahnenstange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht.« Und so geschah es. Im Gespräch mit Nikodemus offenbart Jesus den tieferen Sinn dieses Heilsereignisses, indem er es auf seinen eigenen Tod und seine Auferstehung bezieht: Der Menschensohn muß am Holz des Kreuzes erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, das Leben hat. Der hl. Johannes sieht gerade im Geheimnis des Kreuzes den Augenblick, in dem sich die königliche Herrlichkeit Jesu offenbart, die Herrlichkeit einer Liebe, die sich in Leiden und Tod vollkommen hingibt. So wird das Kreuz paradoxerweise aus einem Zeichen der Verurteilung, des Todes, des Scheiterns zu einem Zeichen der Erlösung, des Lebens, des Sieges, in dem man mit dem Blick des Glaubens die Früchte des Heils erkennen kann.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs mit Nikodemus vertieft Jesus die Heilsbedeutung des Kreuzes und offenbart mit immer größerer Deutlichkeit, daß es die unermeßliche Liebe Gottes und die Gabe des einzigen Sohnes bedeutet: »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab.« Das ist eine der zentralen Aussagen des Evangeliums. Das Subjekt ist Gottvater, Ursprung des gesamten Schöpfungs- und Erlösungsgeheimnisses. Die Verben »lieben« und »hingeben« verweisen auf eine entscheidende und endgültige Tat, die Ausdruck der Radikalität ist, mit der Gott sich dem Menschen in der Liebe genähert hat, bis hin zur vollkommenen Hingabe, zur Überschreitung der Schwelle unserer letzten Einsamkeit, indem er in den Abgrund unserer äußersten Verlassenheit hinabsteigt und das Tor des Todes durchschreitet.
Das Objekt und der Empfänger der göttlichen Liebe ist die Welt, das heißt die Menschheit. Diese Worte tilgen die Idee eines fernen und dem Weg des Menschen fremden Gottes vollständig, sie offenbaren vielmehr sein wahres Antlitz: Er hat uns aus Liebe seinen Sohn geschenkt, um ein uns naher Gott zu sein, uns seine Gegenwart spüren zu lassen, um uns entgegenzugehen und uns in seiner Liebe zu tragen, so daß das ganze Leben von dieser göttlichen Liebe beseelt sein möge. Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben.
Gott spielt sich nicht als Herr auf, sondern liebt ohne Maß. Er bezeugt seine Allmacht nicht in der Strafe, sondern in der Barmherzigkeit und in der Vergebung. Das alles zu verstehen heißt, in das Geheimnis der Erlösung einzutreten: Jesus ist gekommen, um zu retten, nicht um zu verurteilen; im Kreuzesopfer offenbart er das liebevolle Antlitz Gottes. Und gerade im Glauben an die Überfülle der Liebe, die uns in Jesus Christus geschenkt ist, wissen wir, daß die kleinste Kraft der Liebe stärker ist als die größte zerstörerische Kraft und daß sie die Welt verwandeln kann. Und aus diesem Glauben heraus können wir eine »verläßliche Hoffnung« haben auf das ewige Leben und die Auferstehung des Fleisches.
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