21. April 2021 in Kommentar
Die Regenbogen-Flagge, die in Kirche so beliebt ist, „beinhaltet eine Fülle an Bekenntnissen“, z.B. „Absage an Papst Franziskus“, der sich hinter das Glaubenskongregation-Nein zur Segnung homosexueller Paare gestellt hat. Gastbeitrag von David Bohl
Speyer (kath.net/Evangelisation heute) Dieser Text wurde vom Verfasser auch als Brief an das Bistum Speyer geschickt.
Mit einiger Verwunderung muss ich in letzter Zeit die Vorgänge in vielen Pfarreien beobachten. Wobei, vielleicht ist „Verwunderung“ das falsche Wort, denn mittlerweile wundert mich in bestimmten Kreisen, die sich noch katholisch nennen, schon lange nichts mehr! Unter dem Motto „Segen für alle!“ brüstet sich unsere örtliche „K“-JG damit, vor der Pfarrkirche eine Regenbogenflagge gehisst zu haben. Die offizielle Web- und Facebookseite dieser Organisation auf Bundesebene lässt noch tiefer blicken. Zugegebenermaßen wusste ich auf den ersten Blick nicht, ob ich auf einer kirchlichen Seite oder bei der Antifa, den Grünen oder Linken gelandet bin (die Unterschiede sind fließend und irgendwann wurde es mir auch im wahrsten Sinne des Wortes zu bunt). Ich durfte mich anschließend persönlich davon überzeugen, dass besagte Flagge nun gegenüber unseres Pfarrhauses gut sichtbar direkt an der Straße weht. Offensichtlich findet dieses Vorgehen auch bei vielen Pfarrern große Zustimmung. Werden sie von bestimmten Interessengruppen unter Druck gesetzt, wollen sie medialen Applaus oder lassen sie das aus tatsächlicher Überzeugung zu?
Diese Flagge, die ja inzwischen so beliebt zu sein scheint, dass sie zahlreiche kirchliche Facebook-Seiten ziert, beinhaltet eine Fülle an Bekenntnissen.
Ich möchte sie hier kurz und ohne Anspruch auf Vollständigkeit umreißen.
1. Ein Bekenntnis zur radikalen „Gender-Mainstreaming“-Ideologie. Diese im wissenschaftlichen Deckmäntelchen daherkommende Ideologie besagt, dass es ein „soziales Geschlecht“ gäbe, das vom biologischen abweichen könne. Das englische Wort „sex“ als Ausdruck der Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau wurde auf der UN-Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking durch „Gender“ ersetzt. Radikale Feministinnen haben die Begrenzung auf die beiden natürlichen Geschlechter und die „Zwangs-Heterosexualität“ als Ursache für die angebliche Unterdrückung sexueller Minderheiten ausgemacht. Daher müssen Mann und Frau verschwinden und in eine Geschlechtervielfalt übergehen: Hetero-, homo-, bi- und transsexuelle Personen (LGBT). Genau dafür steht diese Flagge. Es geht hier nicht um das legitime Anliegen der Gleichberechtigung von Mann und Frau, sondern vielmehr um die absolute Gleichstellung. Jede Unterscheidung zwischen Mann und Frau und den verschiedenen Formen der Sexualität müsse verschwinden. Keine sexuelle Orientierung dürfe bevorzugt werden oder als gesellschaftliche Norm gelten. Genauso dürfe keine Wertung erfolgen, was jede Kritik im Keim erstickt. Die Pekinger Aktionsplattform ist ein direkter Angriff auf sämtliche Werte, Kulturen und religiösen Überzeugungen der großen Mehrheit der Weltbevölkerung sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Industrienationen. Jeder Respekt vor der Ehe zwischen Mann und Frau, der Familie oder der Mutterschaft fehlen.
2. Ein Bekenntnis zu Judith Butler, eine der Vordenkerinnen der Gender-Bewegung. Die Professorin für Rhetorik und Philosophie veröffentlichte 1990 ein Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“. Mann und Frau sollen in ihrer Identität angegriffen, die Geschlechtshierarchie untergraben und „heterosexistische Signaturen“ beseitigt werden. Dazu möchte Butler sogar das Inzestverbot aufheben. Mann und Frau, Ehe und Familie, Vater und Mutter seien überholte Modelle und hätten keinen Anspruch mehr auf Natürlichkeit. Die Theorien dieser Dame und bekennenden Lesbe haben mittlerweile an Universitäten im Fach „Gender-Studies“ Einzug gefunden.
3. Ein Bekenntnis zum politischen Missbrauch der Sprache. Jede Ideologie, besonders eine solche absurde wie Gender-Mainstreaming, muss sich der Sprache bedienen, um das Denken der Menschen schleichend zu ändern. Daher erfahren Begriffe eine Umdeutung oder sollen aus dem Sprachgebrauch ganz verschwinden. Wirre, unansehnliche Gender-Sternchen und abenteuerliche Wortneuschöpfungen wie „Elter 1 und Elter 2“ lassen grüßen. Im Gender-Sprech verfasste Texte sind eine Zumutung für jeden Leser. Kennen Sie jemanden, der im privaten Umfeld so sprechen oder schreiben würde? Gleichzeitig werden Kritiker als „homophob“ oder „Hassredner“ diskreditiert. Damit hält man sich alle berechtigten Argumente vom Hals, Heterosexualität eben nicht mit anderen Formen der Sexualität gleichsetzen zu können. Es ist zu begrüßen, dass es immer größer werdenden Widerstand gegen die Verhunzung unserer Sprache gibt.
4. Ein Bekenntnis zur Unterwanderung der Demokratie! Gender-Mainstreaming wurde bereits 1999 in einem Kabinettsbeschluss der Bundesregierung zur politischen und gesellschaftlichen Leitlinie erhoben. Gab es hierzu eine Debatte in den Parlamenten? Woher nehmen diese Gruppen ihre Legitimation, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umgestalten zu wollen? Federführend bei dieser großen Transformation sind nicht etwa demokratische Kräfte, sondern globale Machteliten! Wer das nun für eine Verschwörungstheorie hält, darf sich gerne anschauen, wie global agierende Nichtregierungsorganisationen wie Planned Parenthood (in Deutschland „pro familia“) und milliardenschwere Stiftungen wie Rockefeller, Bill& Melinda Gates oder George Sorros zusammenarbeiten. 2014 forderte die UN die katholische Kirche auf, ihre Haltung zu Abtreibung, Verhütung und Homosexualität zu ändern. Weiterhin treibt die EU, die ursprünglich einmal aus der Friedenssehnsucht der europäischen Völker entstand, diese Ideologie schonungslos voran. Einflussreiche Homosexuellen-Lobbyorganisationen wie die ILGA Europe, finanziert aus öffentlichen Geldern, sprechen von einer „neuen Ethik“. Wer dabei nicht mitmacht und für den Erhalt der natürlichen Familie einsteht, hat schon lange mit Einschränkungen der Rede-, Gewissens- und Religionsfreiheit zu kämpfen. Auch dafür steht diese Flagge!
5. Ein Bekenntnis zur Ignoranz aller Schäden für Kinder und Jugendliche, die durch die Sexualisierung erwachsen. Gender-Ideologen müssen ja bereits bei den Kleinsten ansetzen. Es gilt, das alte sozialistische Motto durchzusetzen und die „Lufthoheit über den Kinderbetten“ zu gewinnen. Unter dem Stichwort „Tabufreie Sexualerziehung“ werden schon Kleinkinder mit allen möglichen und unmöglichen Spielarten der Sexualität konfrontiert. Natürlich müssen dabei immer „geschlechtsspezifische Stereotypen“ aufgelöst werden. Wer das nicht glauben kann, lese das Material, das die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zusammen mit der WHO herausgab. Eines kann ich vorwegnehmen: Es verschlägt einem die Sprache, was hier mit den Kindern gemacht werden soll. Auch dafür steht diese Regenbogenfahne!
6. Ein Bekenntnis zum Kniefall vor eben jenen Lobby-Gruppen, die sonst eigentlich mit der Kirche nichts zu tun haben wollen und dies bei jeder Gelegenheit auch offen sagen. Es ist jene Fahne, die geschwungen wird, wenn Christen von Linksextremen mit Flaschen und Steinen beworfen werden. Was machen solche Flaggen also vor einer Kirche?
Aber das Hissen der Regenbogenfahne enthält nicht nur Bekenntnisse, sondern ebenso Absagen:
1. Eine Absage an das Lehramt der römisch-katholischen Kirche. Ich muss hier nicht erläutern, was der Katechismus im Einklang mit der Heiligen Schrift zum Thema Homosexualität sagt. Das wurde schon umfassend und genügend getan. Allerdings bezweifle ich, dass die Aussagen des Lehramtes noch irgendeinen Stellenwert in „pastoralen Kreisen“ haben.
2. Eine Absage an Papst Franziskus, der sich bekanntlich hinter die in Deutschland so verhasste Erklärung der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare gestellt hat. Diese besagt übrigens nicht, dass Homosexuellen als Einzelpersonen der Segen verweigert wird. Rom weißt nur völlig zurecht darauf hin, dass die Kirche nicht die Vollmacht hat, eine Verbindung zu segnen, die nicht dem Plan Gottes über Ehe und Familie entspricht. Nachzulesen ist das auch in Amoris Laetitia. Die Kirche kann keine Lebensgemeinschaft als „Ehe“ bezeichnen, die keine ist! Täte sie es doch, bliebe es eine Lüge und Etikettenschwindel!
3. Eine Absage an das Sakrament der Ehe. Gott schuf den Menschen als Mann und Frau und gab ihnen den Auftrag, sich zu vermehren (Genesis 1,27-28). Hat der Schöpfer sich etwa geirrt, wenn er hier nur zwei Geschlechter erwähnt, die in der Ehe miteinander verbunden werden sollen? „Segen für alle“, fordert die „K“-JG. Ich warte auf eine klare Ansage, welche Formen des Konkubinats dann zukünftig noch gesegnet werden sollen. Denn es gibt nicht nur homo- , sondern auch heterosexuelle Verbindungen, die sich an Liebe und Treue orientieren. Wie ist es mit Polygamie, Bigamie oder Polyamorie? Diese gehören auch zur „Lebenswirklichkeit“ und müssten in letzter Konsequenz mit eingeschlossen sein. Oder will man hier etwa diskriminieren? Wie naiv muss man sein, hier keinen Angriff auf die sakramentale Ehe zu sehen?
4. Eine Absage an das priesterliche Weiheversprechen. Das Zulassen dieser antichristlichen Flagge vor der Kirche steht im kompletten Widerspruch zu dem, was jeder Priester bei seiner Weihe verspricht: Den wahren katholischen und apostolischen Glauben in Treue zu verkünden. Selbige Untreue gegenüber dem Herrn und seiner Kirche begehen auch jene Bischöfe, Verbände und kirchliche Mitarbeiter, die sich dem Zeitgeist und nicht mehr der Wahrheit des Evangeliums verpflichtet fühlen. Mit solchen Aktionen werden die Gläubigen zutiefst verunsichert. Sie fragen sich, was sie noch glauben sollen. Ist das die Aufgabe der Hirten? Sie haben nicht die Aufgabe, die Kirche zu einem verlängerten Arm der Grünen zu machen! Vielmehr sollen sie Menschen zu Christus führen und das Evangelium verkünden, nicht maximale Verwirrung stiften! Jeder wird sich entscheiden müssen: Diene ich dem linken Zeitgeist, oder der Kirche und ihrem göttlichen Stifter. Niemand kann zwei Herren dienen!
5. Eine Absage an die Einheit der Kirche. Der selbst ernannte „Synodale Weg“, der sich ja vieler Sympathisanten erfreut, und andere ihm nahe stehende Gruppen treiben die Kirche scheinbar ohne Not in eine erneute Spaltung. Die verbrecherischen Missbrauchsfälle werden wiederum missbraucht, um eine schon lange gewollte Agenda durchzusetzen. Eine Agenda des Relativismus und der Beliebigkeit, die keine Anziehungskraft mehr hat. Diese billige Anbiederung, zu der auch die Regenbogenflagge gehört, wird die Kirchen nicht füllen!
6. Eine Absage an glaubenstreue Katholiken. Ich bin 2018 zur römisch-katholischen Kirche konvertiert, weil ich darin die wahre Kirche Jesu Christi erkannt habe. Es bereitet mir und vielen anderen glaubenstreuen Katholiken große Schmerzen, wie diese Kirche zerrissen wird. Während die Menschen Jesus Christus so dringend brauchen, stehen wir vor einer deutschen Kirche, die sich nur noch um sich selbst und ihre Pseudo-Reformen dreht. Wundert es da, wenn immer mehr praktizierende Katholiken sich abgedrängt fühlen? Aber die Gender-Regenbogen-Kirche des synodalen Weges ist ein menschengemachtes Konstrukt ohne den Herrn und ohne Wahrheit! Deshalb kann aus ihr keine evangelisierende Kraft erwachsen.
Es wird nur dort evangelisiert, wo die Lehre der Kirche authentisch und unverkürzt gepredigt wird. Dort, wo die Heilige Messe würdig zelebriert und Beichtstühle nicht als Abstellkammern genutzt werden. Dort, wo der eucharistische Herr im Mittelpunkt steht und kein Regenbogenlappen. Interessanterweise lebt die Kirche an solchen Orten regelrecht auf und ja, es gibt da auch noch volle Priesterseminare. Dafür fahre ich gerne jeden Sonntag ein paar Kilometer weiter, aber meine Seele dankt es mir mit tiefem Frieden.
Ich schreibe meine Gedanken als einfacher Katholik auf, weil ich es als meine Pflicht ansehe, zu diesen Vorgängen Stellung zu nehmen. Wir versammeln uns als Christen unter dem Kreuz, an dem uns der Heiland erlöst hat, nicht unter der Regenbogenflagge. Alle, die diesen Weg gehen, werden das einmal vor dem Herrn verantworten müssen, darauf möchte ich in Liebe hinweisen. Ich für meinen Teil werde dem Papst folgen, für alle Verirrten beten und der Kirche treu bleiben.
David Bohl, www.evangelisation-heute.de
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