Adieu, Sternberg!

26. April 2021 in Kommentar


Das "ZK" stürzt von der Bedeutungslosigkeit in die Belanglosigkeit - Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net) In ganz Europa existiert vermutlich kein Gremium kirchlicher Herkunft, das stärker von fanatischer Intoleranz geprägt ist als das Zentralkomitee ohne Katholiken. Die fanatische Intoleranz gilt dem überlieferten Glauben der Kirche, ihrer Struktur göttlichen Rechts, ihrer heiligen Liturgie und vielleicht sogar jeder Caritas außerhalb des Konzerns gleichen Namens. Berufskatholiken, die überwiegend im Sold der deutschen Diözesen stehen oder anderer konfessioneller Institutionen, gelangen auf verschlungenen Pfaden in ein "Politbüro" der Selbstermächtigung. Zumindest zwei Mysterien sind in der "deutschen Kirche" jeder Veränderung entzogen: 1.) die Gehälter der Bischöfe und Domkapitulare, 2.) das geheimnisvolle Wahlsystem des "ZdK". Mit größter Sorgfalt wird seit über 50 Jahren sichergestellt, dass einfache, betende Katholiken, die ein glaubenstreues Apostolat fördern wollen, zu diesem Komitee keinen Zugang haben. Vereinzelt leistete man sich noch politisch konservative "Zierfische". Doch damit ist jetzt Schluss. Professor Sternberg verlässt im Herbst das sinkende Schiff.

Damit geht zwar kein Lotse von Bord. Aber vermutlich verliert die Quasselbude damit ihren letzten Präsidenten, der sich im innerkatholischen Diskurs ("weltweit") noch verständlich machen konnte, weil er wusste, wovon er sprach. Die Nachfolgerin (da kommt kein Mann mehr zum Zuge) wird nicht mehr wissen, was Apostasie, Häresie oder Schisma bedeuten. Sie wird nicht wissen, dass der "Konziliarismus" vom kirchlichen Lehramt verurteilt wurde. Und das Stichwort "ius divinum" wird ihr einen Lacher entlocken, weil sie das für den Gutenacht-Cocktail einer Hollywood-Diva hält.

Thomas Sternberg hatte generationsbedingt bereits das Empfinden für die katholische Religion, durchaus im Sinne des jüngsten Konzils, weithin verloren. Doch als einem Überzeugungstäter kann man ihm mildernde Umstände zubilligen wollen. Da sich abzeichnet, dass auf den gemäßigten "Linkskurs" ein radikaler Linkskurs folgen wird, flieht er vom Schauplatz der Zersetzung katholischer Laienverantwortung, wohl noch gerade rechtzeitig, um seinen "guten Ruf" als Miturheber des so gen. "Synodalen Wegs" zu retten. Schon seit 1968 war das "ZdK" von rasch ansteigender Bedeutungslosigkeit geplagt. In den 1970er Jahren mobilisierte es noch katholische Wählerstimmen für CDU und CSU, auch wenn es damals einige "linke" Zierfische in seinem Aquarium gab. Jetzt kündigt das selbsternannte Zentralkomitee seinen Umzug von Bonn nach Berlin an. CDU-Politiker Sternberg hat vermutlich keinen Spaß daran, dass seine Truppe dort den direkten, historischen Anschluss an das einst weit mächtigere ZK der SED versuchen kann. Denn das "ZdK" wird in Berlin die "rote Laterne" für die Lobbygruppe von maximalster Belanglosigkeit ergattern. Es vertritt so gut wie niemanden unter 60. Der Ungeist der heidnischen Hauptstadt kann von dort jedoch noch druckvoller in die angeschlossenen Vereine und Verbände gepumpt werden, falls das noch nötig sein sollte. Denn sie sterben bereits aus.

Die baldige Abdankung von Prof. Dr. Sternberg markiert, aller Voraussicht nach, das eigentliche Ende einer Organisation, die seit Jahrzehnten nur noch als Hohlkörper existierte, sich jetzt aber vollends entseelen wird. Sternberg-Statements waren mehrheitlich noch "durchdacht". Nach ihm kommt wohl nur noch Geplärre, Gekreisch und Kakophonie. Das Niveau, das jüngst Fräulein Rahner (Tübingen) betreten hat, wiewohl unterirdisch, wird vergleichsweise noch als Hochplateau durchgehen. Man muss freilich einräumen, dass die bloße Zugehörigkeit zur "rechten Elite" an sich noch kein Laienapostolat verbürgt, das neue Horizonte erschließt: Mir begegnete einst eine ambitionierte Konvertitin, die von sich selber extrem großzügig denkt, aber ganz anders handelt. Die gemäßigt konservative Richtung, unter katholischen Laien, erlebt auch ihre bösen Überraschungen. Aber hier lässt man immerhin noch Maßstäbe gelten, die Irrtum von Wahrheit unterscheiden. Man verirrt sich mitunter trotz Kompass, aber man wirft ihn nicht weg. Zielführende Ideen für den Neustart einer 'Bewegung katholischer Erneuerung', unter deutschen Katholiken, entfalten noch keine Breitenwirkung. Daran wird zu arbeiten sein. Thomas Sternberg war kein Leuchtturm. Aber jetzt kommt die Nacht. Vielleicht sieht man vereinzelte neue Lichter dann besser? Mit einer Heimkehr des "ZdK" zur Kirche ist jedoch nicht mehr zu rechnen, da ihm die Bischöfe das freie Geleit nach Nirgendwo finanzieren, ohne Unterlass und ohne Zweck.

 

 


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