5. Mai 2021 in Kommentar
„Es steht schlecht um die Meinungs- und Redefreiheit in Nord- und Westeuropa sowie im deutschsprachigen Raum.“ Von Jürgen Henkel
Berlin (kath.net/jh) Praktizierte Homosexualität ist laut biblischem Zeugnis Sünde. An keiner Stelle der Heiligen Schrift wird Homosexualität positiv gesehen, im Gegenteil! Die Kirche kann deshalb keine homosexuellen Paare und Praktiken segnen. Das ist die Lehre der Bibel und der Kirche, zumindest der katholischen Weltkirche, des Vatikans und aller orthodoxen Kirchen weltweit. Es steht jedem frei, diese Glaubenslehre zu teilen oder nicht. Niemand wird gezwungen, diese Sicht zu teilen.
Finnland liefert derzeit freilich ein erschreckendes Beispiel dafür, wie weit der antikirchliche Kulturkampf zum Schaden der Meinungsfreiheit mittlerweile in Europa fortgeschritten ist, wenn das bloße Benennen dieser traditionellen und biblisch begründeten Positionen des christlichen Glaubens schon zur Strafverfolgung mit drohenden Haftstrafen führt. Unter dem Deckmantel von Minderheitenschutz, besonders sexueller Minderheiten, und dem Vorwand des Kampfes gegen „Hate Speech“ wird vor allem ein regelrechter Feldzug gegen traditionelle Werte und den christlichen Glauben in Europa und weltweit geführt. Längst mit dem Ergebnis einer Zensur.
Diese Entwicklung zur Zensur in immer mehr Ländern Europas ist auch eine Folge des gesellschaftsverändernden Marsches der Linken durch die Institutionen seit der 1968er „Revolution“ – besser: Bewegung – in vielen Staaten. Das alles folgt der marxistischen Handlungsanweisung für linke Unterwanderung von Politik, Gesellschaft, Medien, Wissenschaften und Kultur wie nach dem Lehrbuch. Derzeit wird das besonders deutlich im Gender-Schrecksprech und der gesamten Gender-Ideologie, die zur Staatsdoktrin werden soll, sowie dem Bestreben um Auflösung der Kulturnationen, deren Existenz immer öfter wider alle Evidenz in ideologischer Absicht als Ergebnis fiktiver historischer Narrative gewertet wird. Angestrebt wird die Vermassung des Menschen. Das Ganze ist auch ein Kampf gegen den Individualismus. Die Herrschaft über Sprache und Denken spielt dabei eine ganz zentrale Rolle. Nicht umsonst sprach Olaf Scholz noch als SPD-Generalsekretär begeistert von der „Lufthoheit über den Kinderbetten“.
Der planwirtschaftliche Staatsbankrott der kommunistischen Länder mit dem Ergebnis der Revolutionen von 1989 hat diesen Durchmarsch der 1968er durch die Institutionen kurzzeitig unterbrochen. Erinnert sei an das Bonmot von Otto von Habsburg, der Mitte der 80er Jahre gerne konstatierte, dass es die letzten überzeugten Marxisten außerhalb des Ostblocks nur noch in kommunistischen Regimen Afrikas und in westdeutschen Studentenkreisen gebe.
Heute spielt sich gerade in Deutschland die Linke – jene Nachfolgepartei der SED, der Partei des Schießbefehls – als Gralshüter von politischer Moral, Sitte und Anstand im „Kampf gegen Rechts“ auf, im Verbund mit den Grün*innen. Die CDU hievt währenddessen einen Bodo Ramelow in Thüringen ins Ministerpräsidentenamt, der nicht bereit ist, die DDR als Unrechtsregime zu bezeichnen. Gleichzeitig mokieren und echauffieren sich CDU-Politiker über die Nominierung des CDU-Mitglieds Hans-Georg Maaßen als CDU-Bundestagskandidat in Thüringen. Schräger geht’s nimmer!
Die Linken, die Grün*innen und die medial immer noch gut vernetzte SPD bestimmen heute die Regeln und legen vor allem erlaubte Inhalte und Grenzen politischer Diskurse fest. Weltweit wird dieser Kulturkampf vor allem von dem zwielichtigen Milliardär George Soros finanziert und gefördert. Doch halt: das ist ja eine Verschwörungstheorie. Und nach Hintergrundnetzwerken darf doch nur gefragt werden, wenn es darum geht, die Schauspieler der „#allesdichtmachen“-Videos zu kritisieren und einzuschüchtern, indem man ihnen vorwirft, Opfer finsterer rechter Netzwerke im Hintergrund geworden zu sein, die diese Kampagne initiiert und gesteuert hätten. Bei einigen mit Erfolg, siehe Heike Makatsch.
Wer sich nicht innerhalb der engen von den Linken gesetzten und den linksrotgrünen Leitmedien vermittelten Gesinnungskorridore bewegt, wird sofort als Vertreter einer „neuen Rechten“ diffamiert und ausgegrenzt. Den Kirchen, die ihre bisherigen Werte hochhalten, steht noch einiges bevor, wenn sie sich nicht an die entsprechenden Lobbys assimilieren. Die Katholische Kirche weltweit hat dies freilich – von einigen selbsternannten Avantgardisten abgesehen – nicht vor, und die Orthodoxe Kirche sowieso nicht.
Im Ostblock galt in kommunistischen Zeiten immer die Rede von der „Schere im Kopf“, die das Regime erzeugen will. Diese „Schere im Kopf“ geht langsam auch in unseren Demokratien auf, unterstützt von einer politisierten Justiz wie in Finnland. Es steht schlecht um die Meinungs- und Redefreiheit in Nord- und Westeuropa sowie im deutschsprachigen Raum. Und mit medialem Dauerfeuer, Druck seitens der EU und Soros-Millionen sollen auch die noch sperrigen ost- und südosteuropäischen Länder auf Kurs gebracht werden. Die dortigen Völker sind jedoch nach ihrem erfolgreichen Freiheitskampf gegen die atheistischen Regime nicht der EU beigetreten, um Gay-Paraden zu erleben, sondern für Meinungsfreiheit und europäische Werte. Es liegt auch an den Kirchen in Europa sowie an der Christdemokratie und den Konservativen, ob der linke Kulturkampf Erfolg haben wird oder nicht.
Dr. Jürgen Henkel ist evangelischer Theologe und Publizist sowie Bezirksvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CSU/EAK in Oberfranken.
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