Bartholomaios I. stärkt Georgischer Kirche gegen Moskau den Rücken

10. Mai 2021 in Aktuelles


Ökumenischer Patriarch betont in TV-Interview: Abchasien und Südossetien Teil der Georgischen Orthodoxen Kirche


Tiflis/Istanbul (kath.net/KAP) Patriarch Bartholomaios I., Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel (Archivfoto), hat der Georgisch-orthodoxen Kirche (GOK) im Kirchenkonflikt um Südossetien und Abchasien den Rücken gestärkt. In einem Interview für den georgischen Kanal TV-Formula (Wochenende) betonte der Patriarch laut Portal "Orthodox Times", dass die Kirchen in Abchasien und Südossetien der Jurisdiktion der Georgisch-orthodoxen Kirche unterliege. Es sei nicht rechtens, dass sich die Russisch-orthodoxe Kirche (ROK) einmische. Den immer wieder von verschiedenen Seiten vorgebrachten Konnex, dass das Moskauer Patriarchat die Autokephalie Abchasiens anerkennen werde, sollte die Georgische Kirche die Autokephalie der Orthodoxen Kirche der Ukraine anerkennen, wies Bartholomaios als "Erpressung" zurück.

Der Hintergrund des Konflikts: Die abtrünnigen georgischen Gebiete Südossetien und Abchasien hatten sich 2008 mit militärischer Hilfe Russlands in einem Krieg von Georgien abgespalten. Moskau hat in Südossetien und Abchasien bis heute Truppen stationiert und beide Regionen als unabhängige Staaten anerkannt. Georgien kritisiert dies als Bruch des Völkerrechts.

Das russisch-orthodoxe Moskauer Patriarchat hat bislang keine definitiven Schritte unternommen, die Gebiete in die eigene Jurisdiktion einzugliedern bzw. sie als eigenständig (autokephal) anzuerkennen. Kleinere Auseinandersetzungen mit dem Patriarchat von Georgien gibt es aber von Zeit zu Zeit; etwa, wenn es um die Frage geht, ob die Russisch-orthodoxe Kirche eigene Militärgeistliche nach Südossetien entsendet.

Anfang des Jahres hatte zudem die Georgische Orthodoxe Kirche gegen einen Weihnachtsgottesdienst protestiert, den ein russisch-orthodoxer Geistlicher in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali ohne Erlaubnis der Georgischen Kirche abgehalten hatte. In einem Brief an das Moskauer Patriarchat verurteilte Metropolit Gerasime (Scharaschenidse), der Leiter des Außenamts der Georgisch-orthodoxen Kirche, den betreffenden Gottesdienst. Mit solchen "Verstößen" würden die Beziehungen zwischen den beiden Kirchen beschädigt. Scharaschenidse verwies darauf, dass die ROK die Jurisdiktion der GOK über die von Georgien abgespaltenen Gebiete Abchasien und Südossetien bisher immer anerkannt habe.

Auch in Abchasien ist die kirchliche Situation nicht frei von Spannungen. Erst im Februar wollten maßgebliche Vertreter der orthodoxen Kirche in Abchasien mit einem "Kirchenstreik" ihren Anschluss an die Russisch-orthodoxe Kirche oder die Selbstständigkeit erzwingen. Beide Patriarchate (Moskau und Tiflis) waren hierauf aber nicht eingegangen.

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