13. Mai 2021 in Aktuelles
Kardinal Brandmüller: in den letzten Wochen ist immer wieder die Rede von einem Schisma zwischen der Katholischen Kirche im deutschen Sprachraum, und dem Heiligen Stuhl (bzw. der Gesamtkirche). Was aber ist das? Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/wb/as) Schisma und Häresie: Hauptwörter die die augenblickliche, immer expliziter werdende Lage der Kirche in Deutschland betreffen. Klärungen sind notwendig, Klärungen sind hilfreich: „Es gilt also, im Blick auf die aktuelle kirchliche Situation im deutschen Sprachraum illusionslos festzustellen, dass hier Schisma und „Häresie“ gleichermaßen drohen“.
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Zur Klärung der Begriffe. Von Walter Kardinal Brandmüller
In den letzten Wochen ist immer wieder die Rede von einem Schisma zwischen der Katholischen Kirche im deutschen Sprachraum, und dem Heiligen Stuhl (bzw. der Gesamtkirche). Was aber ist das?
Vom griechischen σχίζω, spalten, abgeleitet, bedeutet Schisma – auf die Kirche bezogen – „Kirchenspaltung“. Damit ist die Absage, das „Nein“ zur Gemeinschaft der Kirche, gemeint. Verbunden ist gewöhnlich damit die Aufkündigung des Gehorsams gegenüber dem Papst. „Schisma“ ist also ein soziales, juristisches Faktum.
Das heißt, dass der Schismatiker die rechtliche Verfasstheit der Kirche angreift, nicht aber die Glaubenslehre in Frage stellt.
Klassisches Beispiel ist das sogenannte Große Abendländische Schisma , das dadurch entstand, dass eine Gruppe mit der Amtsführung Papst Urbans VI. unzufriedener Kardinäle ihm den Gehorsam aufkündigte, seine von ihnen selbst vollzogene Wahl - weil unter Todesfurcht und Zwang erfolgt – für ungültig erklärte und am 8. April 1378 an seiner Stelle den Kardinal Robert von Genf zum Papst wählte. Daraufhin zerbrach die Kirche in zwei Teile, da die einen Urban VI. treu blieben, die anderen Robert, der sich Clemens VII. nannte, ins Schisma folgten.
Durch diese Spaltung, die erst nach vierzig Jahren überwunden wurde, war also die hierarchische Einheit der Kirche gebrochen, nicht aber war die Einheit im Glauben davon betroffen. So konnte es etwa geschehen, dass die heilige Katharina von Siena auf Seiten Urbans VI. stand, während der heilige Vinzenz Ferrer fest zu Clemens VII. hielt.
Als dann 1417 auf dem Konzil von Konstanz die Einheit wieder hergestellt wurde, war das ein kirchenrechtliches, keineswegs aber den – von keiner der streitenden Parteien in Zweifel gezogenen – katholischen Glauben betreffendes Ereignis.
Nun aber stellt sich die Frage, ob es sich auch im aktuellen Fall der Kirche im deutschen Sprachraum um ein ebensolches Schisma handle.
Dabei wird freilich sofort klar, dass es hier keinesfalls nur um einen Konflikt in kirchenrechtlichen Fragen, um Gehorsam oder Ungehorsam gegen Papst und Kurie geht, der bei gutem Willen durch einen Ausgleich der Interessen zu beheben wäre. Vielmehr steht in unserem Fall wesentlich Größeres auf dem Spiel. Im Konflikt „Rom – Deutschland“ geht es um fundamentale Wahrheiten des auf göttlicher Offenbarung beruhenden Glaubens. Um nur die am meisten genannten Punkte zu nennen: Selbst von Bischöfen wird die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage gestellt und die Forderung erhoben, die Wiederverheiratung Geschiedener kirchlich anzuerkennen. Ebenso wird die Spendung des Weihesakraments – vorerst in der untersten Stufe des Diakonats – an Frauen gefordert. Beiden Forderungen liegt die Leugnung von Glaubenswahrheiten zugrunde, womit zum Schisma die Häresie hinzukommt. Damit aber sind die Grundlagen des katholischen Glaubens verlassen – und damit die Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche.
Wesentlich anders verhält es sich jedoch, wenn mit einer Spaltung Häresie, Irrlehre verbunden ist, bzw. ihr zu Grunde liegt. In diesem Fall wird auch die gemeinsame Glaubensgrundlage verlassen.
Es gilt also, im Blick auf die aktuelle kirchliche Situation im deutschen Sprachraum illusionslos festzustellen, dass hier Schisma und „Häresie“ gleichermaßen drohen.
Wenn also auf dem in Frankfurt eingeschlagenen Weg weitergegangen werden sollte, würden die beiden Tatbestände sowohl von Häresie als auch von Schisma erfüllt – und die damit verbundenen Folgen eintreten.
Ist es nun Zufall, gar Warnsignal, dass im Augenblick der sich zuspitzenden Krise des Frankfurter „Synodalen Weges“ genau fünfhundert Jahre sind, dass auf dem „Luther-Reichstag“ zu Worms die aufgebrachte begeisterte Menge Luther zugejubelt und zugleich „Tod dem Papst“ geschrien hat?
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