19. Mai 2021 in Weltkirche
Dialog mit Pro-Abtreibungspolitikern habe Grenzen. Die Heiligkeit des Lebens und die Tatsache, dass jedes menschliche Leben von Gott gegeben und deshalb schützenswert sei, könne nicht verhandelt werden.
Rom (kath.net/LifeSiteNews/jg)
Kardinal Gerhard Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, hat den Besuch von Kardinal Cupich und Kardinal Tobin bei der Glaubenskongregation kritisiert. Cupich und Tobin hätten eher wie „Vertreter der Demokratischen Partei“ und nicht als Vertreter Christi agiert, sagte Müller in einem Interview am 14. Mai mit Raymond Arroyo von EWTN.
Kardinal Cupich, Erzbischof von Chicago, und Kardinal Tobin, Erzbischof von Newark, hatten am 30. April Luis Ladaria, den Präfekten der Glaubenskongregation in Rom getroffen. Ladaria hat wenige Tage später einen Brief an die US-Bischöfe zur Frage der Kommunion für Politiker geschrieben, die in Lebensschutzfragen von der Lehre der Kirche abweichen. In dem Brief forderte Ladaria die Bischöfe zum Dialog untereinander und mit den Politikern auf, bevor sie ein Verbot der Kommunionspendung beschließen. Das Thema war durch die Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten und die Ernennung von Nancy Pelosi zur Sprecherin des Repräsentantenhauses aktuell geworden. Beide Politiker gehören der Demokratischen Partei an, bezeichnen sich als Katholiken und stehen für eine sehr liberale Abtreibungspolitik. Sowohl Cupich als auch Tobin hatten sich zuvor kritisch über ein Kommunionverbot für Biden, Pelosi und andere Politiker geäußert, das von einigen Bischöfen ins Spiel gebracht worden war.
Die Hirten der Kirche hätten nicht die Aufgabe, an Spielen der Macht oder der Diplomatie teilzunehmen während sie die Wahrheit des Glaubens in den Hintergrund rücken, fuhr Müller fort. Der katholische Glaube lege klar fest, welche Voraussetzungen für den Empfang der Kommunion zu erfüllen seien. Kanon 915 des Codex Iuris Canonici (CIC) legt fest, dass Personen „die hartnäckig in einer offenkundigen schweren Sünde verharren“ nicht zur Kommunion zugelassen werden dürfen. Kardinal Ratzinger, der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, hat 2004 in einer Stellungnahme an die Bischöfe der USA festgestellt, dass ein katholischer Politiker, der sich konsequent für freizügige Abtreibungs- und Euthanasiegesetze einsetzt und für diese abstimmt, nicht die Eucharistie empfangen darf. Als katholischer Politiker könne man nicht für Abtreibung eintreten. „Abtreibung ist ein Verbrechen gegen das Leben eines menschlichen Wesen“, sagte Kardinal Müller wörtlich.
Deshalb habe auch der Dialog mit Pro-Abtreibungs-Politikern Grenzen. Man könne über die Heiligkeit des Lebens und die Tatsache, dass jedes menschliche Leben von Gott gegeben und deshalb zu schützen sei, keinen Dialog führen. Das Leben sei nicht ein Wert unter anderen, sondern ein Grundwert. Zwar gebe es im Vatikan einzelne, die einen Konflikt mit der Regierung Biden vermeiden wollten. Die Hirten der Kirche dürften sich aber nicht hinter einem „Dialog“ verstecken, um einer gebotenen Anwendung der Gebote Christi in konkreten Fällen auszuweichen. Jesus sei nicht gekommen, um einen Dialog zu führen, sondern um das Wort Gottes in aller Klarheit zu verkünden, betonte der Kardinal.
© Foto: Michael Hesemann
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