"Lass nicht zu, dass es zu spät wird"

22. Mai 2021 in Jugend


Keiner weiß, ob das „morgen“ kommen wird. Vielleicht ist jetzt Deine letzte Chance, jemandem Liebe zu schenken, vielleicht ist es seine letzte Chance, Liebe zu empfangen. Die Jugendkolumne von kath.net - Von Victoria Samp


Wien (kath.net)

Bist Du Dir eigentlich bewusst, wie viel Gutes und Schönes Dich umgibt? Wenn man mit einigen Menschen spricht, kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass das Leben ein einziges Elend ist. Sicherlich haben wir nicht das Paradies auf Erden, aber genauso wenig ist das irdische Leben „die Hölle“. Wir sind umgeben von guten Dingen und Menschen, aber leider fällt uns das viel zu selten auf. Vielmehr konzentrieren wir uns immer auf die „bad news“, auf negative Eigenschaften unser selbst sowie Anderer und auf unseren Schmerz, als auf all das Gute, das uns umgibt.

Oft ist aber das, wie wir die Welt wahrnehmen, eher eine Frage unserer inneren Einstellung als der tatsächlichen Umstände. Das beweisen uns Zeugnisse von Menschen, die objektiv gesehen tatsächlich „armselig“ sind, und dennoch vor Leidenschaft und Lebensfreude sprühen.

Die letzten Wochen und Monate sind vielleicht für viele von uns ein nächster Grund, um sich in seiner griesgrämigen Mentalität bestätigt zu wissen – die Umstände sind mal wieder schuld daran, dass unser Alltag so grau und unspektakulär ist. Viel Leid umgibt uns und wir leiden umso mehr daran, indem wir uns von ihm unterkriegen lassen. Aber vielleicht ist das gerade der Moment, um zu schauen, wo wir selber stehen und was wir selber für Möglichkeiten haben, diese Welt ein Stückchen „besser zu machen“?

Was hat Dir zuletzt so richtig Freude gemacht? Ein kleines Geschenk, ein nettes Wort, ein Besuch, vielleicht einfach nur ein ehrliches Lächeln? Vielleicht wartest Du jetzt schon seit längerer Zeit darauf, dass Dich solch eine Freude wieder begegnet. Aber weißt Du, wie viele Menschen es gibt, die genauso warten, wie Du? Und weißt Du, wer die Quelle dieser Freude sein kann? Jeder von uns. Auch Du kannst jemanden solch eine Freude schenken. Die heutige Tageslesung bestätigt sogar, dass es sogar eine größere Freude ist, andere zu beschenken, als selbst beschenkt zu werden: „Geben ist seliger als nehmen“ (Apg 20,35).

Sei Dir bewusst, dass jeder Moment geeignet ist, um etwas Gutes zu tun. Vielleicht sieht Du heute zum letzten Mal jemanden, den Du liebst, vielleicht siehst Du jemanden zum letzten Mal, dem Du noch nicht vergeben hast? Keiner weiß, ob das „morgen“ kommen wird. Vielleicht ist jetzt Deine letzte Chance, jemandem Liebe zu schenken, vielleicht ist es seine letzte Chance, Liebe zu empfangen. Wie würde ich meinen Nächsten Behandeln, wenn diese die letzte Begegnung mit ihm wäre? Was würde ich ihm sagen?

Wie oft hören wir, dass jemand bereut, nicht häufiger mit jemandem gesprochen zu haben, jemandem nicht vergeben zu haben oder jemanden nicht besucht zu haben? Oft, wenn wir dies hören, wird in dem Kontext gesagt, jetzt sei es schon „zu spät“ – das sind sehr traurige und schmerzhafte Worte. Ich wünschte, dass keiner solch eine Erfahrung machen muss.


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