Nationaldirektor Päpstlichen Missionswerke, Wallner: Medjugorje ist der Missionshotspot für Europa

18. Juni 2021 in Aktuelles


Beeeindruckt haben ihn "nicht die Erscheinungen und unerklärliche Phänomene, sondern vor allem die Intensität, mit der man die Sakramente feiert und das Normalkatholische wie die eucharistische Anbetung, Kreuzweg und Rosenkranz praktiziert"


P. Wallner: Medjugorje ist der Missionshotspot für Europa

utl: Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke spricht sich im Kathpress-Interview für eine stärkere kirchliche Förderung des bosnischen Marienwallfahrtsortes aus=

Wien, 18.6.2021 (KAP) Als "Missionshotspot für Europa" und als Ort einer "zeitgemäßen Charismatik, die über die Sakramente geht" hat der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (missio) in Österreich, P. Karl Wallner, den Wallfahrtsort Medjugorje bezeichnet. In Zeiten eines "abgekühlten Glaubens" verhelfe das in Bosnien-Herzegowina liegende Pilgerziel mit seiner eigenen slawischen und marianischen Spiritualität, wieder an das Wirken Gottes in der Welt zu glauben und sein Leben an ihm auszurichten, sagte der Heiligenkreuzer Zisterzienser im Interview mit Kathpress. Anlass war der nahende 40. Jahrestag der - von der Kirche bislang nicht anerkannten - Marienerscheinungen in Medjugorje am 24. Juni.

Rund ein Dutzend Mal sei er selbst bereits in Medjugorje gewesen, gab Wallner an. Beim ersten Mal kurz nach der Priesterweihe 1988 sei er mit Skepsis angereist, da er dachte, dort "Wundersucht und Überdrehtheit" zu finden. Es sei ganz anders gekommen. Wie die meisten priesterlichen Besucher spendete Wallner vor Ort das Bußsakrament. "Meine Stola wurde täglich nass von den Tränen der vielen, denen ich dort oft erstmals nach Jahren oder Jahrzehnten die Beichte abnehmen durfte", berichtete der Ordensmann. In Medjugorje stünden nachhaltige Bekehrungen und totale Neuausrichtungen des Lebens auf Gott hin an der Tagesordnung.

Beeindruckt hätten ihn in Medjugorje "nicht die Erscheinungen und unerklärliche Phänomene, sondern vor allem die Intensität, mit der man die Sakramente feiert und das Normalkatholische wie die eucharistische Anbetung, Kreuzweg und Rosenkranz praktiziert". Alles sei in dem Marienwallfahrtsort auf die Begegnung mit Jesus Christus ausgerichtet. Dabei sei Medjugorje auch ein "Ort, an dem Gott auch Menschen ruft", so der frühere Rektor der Hochschule Heiligenkreuz. Viele der gegenwärtigen geistlichen Berufungen zum Ordensleben und Priestertum stünden mit dem südlich der Stadt Mostar liegenden Dorf in Zusammenhang.

Als eine der vielen "Früchte" von Medjugorje in Österreich bezeichnete der Ordensmann die Heiligenkreuzer Jugendvigil. Dieses regelmäßige Gebetstreffen sei 1997 zuerst mit Mühe angelaufen, bis im Folgejahr die Rückkehrer einer Jugendwallfahrt nach Medjugorje dazugestoßen seien. "Plötzlich kamen nicht mehr 20 bis 30, sondern 200 bis 300", berichtete Wallner, der damals Diözesanjugendseelsorger war. Die in seinem Kloster stattfindende Jugendvigil, die bis heute eine der größten regelmäßigen Veranstaltungen für junge Katholiken in Österreich ist, sei "ein kleines Medjugorje".
Fehlende Bischöfe

Die genaue Prüfung von Erscheinungen durch den Vatikan vor der Anerkennung eines übernatürlichen Charakters bezeichnete der missio-Nationaldirektor als wichtig. Die Kirche sorge durch dieses Vorgehen "für Rationalität und Vernünftigkeit der Gläubigen, damit nicht Dinge beanspruchen, von Gott zu kommen, die in Wirklichkeit nicht von ihm sind". Für unangebracht halte er dennoch die lange Zeit übergroße Distanz zu Medjugorje: "Dass bei den internationalen Jugendfestivals 30.000 Jugendliche und mehr nichts anderes tun als zu beichten, die Messe zu feiern und die Kommunion zu empfangen, und an die 400 Priester mitfeiern, aber dennoch kein einziger Bischof - das hat mir weh getan. Sind die Hirten nicht dort, wo die Herde ist, stimmt etwas nicht."

Papst Franziskus habe dafür eine sehr kluge Lösung gefunden, sagte Wallner: Er habe mit der Entsendung von Erzbischof Henryk Hoser als seinen Vertreter und der Erlaubnis von offiziellen Pilgerfahrten Medjugorje gewürdigt "als Ort, an dem die normalen Sakramente mit großer Quantität und auch einer qualitativen Intensität gefeiert werden", ohne damit bereits die Entscheidung über die Anerkennung der Erscheinungen vorwegzunehmen. Erzbischof Hoser, der früher selbst Missionar und auch Zuständiger für die Päpstlichen Missionswerke in Polen war, habe die "missionarische Dimension von Medjugorje" klar erkannt. Dennoch: Eine noch stärkere Förderung Medjugorjes durch die Kirche wäre angebracht, so Wallners Überzeugung.
Nähe des Himmels

Er persönlich glaube "dass die Muttergottes durch Medjugorje eine Botschaft geben will", bekannte der Ordensmann. Diese unterscheide sich jedoch wesentlich von den Botschaften anderer großer Erscheinungsorte Europas: Sei Lourdes (1858) "eine Art Gottesbeweis im anbrechenden Atheismus" und Fatima (1917) ein Gebetsaufruf inmitten des Ersten Weltkrieges für eine weltpolitische Wendung gewesen, so sehe er Medjugorje als Antwort auf heutige "seelische Ablenkungen und Zerstreutheit in der Kirche in verschiedenste Fragestellungen", erklärte Wallner.
Seit nunmehr 40 Jahren liefere die heilige Maria den "Sehern" geistliche Begleitung und biete allen Menschen mit ständigen Einladungen zu Gebet, Fasten und Bibellesen eine "undramatische, mütterliche und zärtliche Seelenführung" an, formulierte der missio-Nationaldirektor. Diese Vermittlung sei eine Hilfe, um tagtäglich die persönliche Beziehung mit Gott aufzunehmen, und werde in Medjugorje für viele Menschen auch erfahrbar: Pilger verspürten sich in dem Marienwallfahrtsort "dem Himmel nah", mit innerem Frieden und in vielen Fällen auch einem plötzlichen Ordnen des eigenen Lebens - und kämen deshalb immer wieder dorthin zurück.

Eingreifen Gottes

Vor allem lehre Medjugorje, wieder an die Wirkung des Gebetes zu glauben. In weiten Teilen haben die Kirche heute "den Bereich des Wunderbaren verloren", bedauerte der Theologe und Priester. Eine "atheistische Grundhäresie" habe sich breitgemacht, wonach das fürbittende Gebet nur noch "politisch korrekte moralische Mahnungen" statt ein echtes Rufen zu Gott sein sollte. Mit dramatischen Folgen: Frust mache sich breit, "da wir glauben, wir selbst müssten die Kirche managen". Die Liturgie sei oftmals nur mehr eine "nette Wohlfühlfeier, die nicht mehr mit dem Eingreifen Gottes rechnet".

Das Gegenteil sei aber der Fall, lade doch Gott den Menschen zur Mitarbeit an seinem Wirken durch das Gebet ein. Bestätigt sah Wallner diese Ansicht durch die seit Beginn der Corona-Pandemie laufenden täglichen Livestream-Mittagsmessen bei den Päpstlichen Missionswerken. 40.000 Fürbitten seien seit dem Vorjahr von den auf den Bildschirmen Mitfeiernden bisher zugesandt und teilweise in den Heiligen Messen verlesen worden. Zahlreiche Bitten seien - "auf rational nicht erklärbare Weise" - bereits erhört worden, berichtete der Nationaldirektor, der eine Auswahl der dahinterstehenden Geschichten bald als Buch veröffentlichen will.

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