„Es ist nicht Aufgabe der Deutschen, die Ungarn politisch zu erziehen!“

23. Juni 2021 in Kommentar


„Herr Neuer, wo bleibt Ihre Kapitänsbinde gegen hunderttausendfache vorgeburtliche Kindstötung in Deutschland? Gegen Christenverfolgungen, gegen Diskriminierung von Frauen/ Minderheiten im Iran/im arabischen Raum?“ - Gastkommentar von Jürgen Henkel


München (kath.net) Fußball ist wie jede andere Sportart etwas, was Menschen und Völker verbinden soll. Gerade über Grenzen und politische Meinungsverschiedenheiten hinweg sollen Sportlerinnen und Sportler und auch Mannschaften bei internationalen Wettbewerben zusammenkommen, um sich sportlich und fair miteinander zu messen und damit auch der Völkerverständigung zu dienen. Dabei zählen körperliche Form, sportliche Leistungen und Ergebnisse. Sonst nichts – sollte man zumindest meinen.

Oft genug wurde der Sport jedoch missbraucht, um damit auch politische Propaganda zu machen. Erinnert sei an die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die von Adolf Hitler zur Politshow und Selbstdarstellung missbraucht wurden. Immer wieder einmal nehmen auch einzelne Länder aus politischen Gründen nicht an internationalen Wettkämpfen teil, wie etwa beim Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau. Dabei sind Politik und Sport getrennte Bereiche. Beides gerät in Schieflage, wenn man es miteinander vermischt.

Nun befindet sich Deutschland – besser gesagt die großmehrheitlich linksgrünen selbsternannten Eliten und ihre Verbündeten in den Medien, im Kulturbetrieb, in Wissenschaften und gesellschaftlichen Gruppierungen – derzeit bekanntlich im Gender- und Diversity-, Pro-Zuwanderungs- und Anti-§ 218-Kulturkampf, zudem im Kampf-gegen-Rechts-und-Rassismus-Modus. Dass aber nach seriösen Umfragen zum Beispiel über zwei Drittel der Deutschen den Gender-Schrecksprech ablehnen (auch weit über 50 Prozent der Frauen), interessiert die Ideologen der schönen neuen Queer- und Diversity-Welt nicht die Bohne. Echte Ideologen ließen sich die Erhabenheit ihrer edlen Gesinnung und Überzeugungen noch nie von so etwas Banalem wie Fakten oder der Meinung der Bevölkerung stören.

Die Fußball-Europameisterschaft wiederum lockt nun alle zu neuen zeitgeistkonformen politisch korrekten Bekenntnissen. So setzt Deutschlands Torwart und Kapitän Manuel Neuer mit seiner Regenbogenbinde ein ganz, ganz mutiges Zeichen für die LGBT-Anliegen! Respekt, Herr Neuer, vor solchem Heldenmut in diesen Zeiten der massiven Unterdrückung Homosexueller und geschlechtlich diverser Menschen in Europa und der westlichen Hemisphäre. In dieser homophoben Zeit und Gesellschaft, in der wir leben, ein solches Zeichen zu setzen ist voll krass und ein echt tolles wagemutiges Bekenntnis auf der Schleimspur der Queerkultur!

 

Herr Neuer, wo bleibt eigentlich Ihre Kapitänsbinde gegen die hunderttausendfache vorgeburtliche Kindstötung in Deutschland? Wo Ihre Binde gegen die Christenverfolgungen weltweit oder gegen die Unterdrückung von Religions- und Meinungsfreiheit, Frauen und Minderheiten im Iran oder im arabischen Raum? Gegen die islamistischen Attentäter und Terroristen weltweit – und in Deutschland? Wo bleibt die Binde gegen die kommunistischen Exekutions-Regime in China und Nordkorea? Und wie war das noch mit den Fußballsponsoren aus entsprechenden „lupenreinen Demokratien“?? Oder gegen die Linksextremisten, die in den letzten Jahren allein in Berlin Dutzende von Polizisten verletzt haben? Und wo bleibt die Kapitänsbinde gegen die israelfeindlichen Zuwanderer-Kampfgruppen aus dem Nahen Osten auf deutschen Straßen, die antisemitische Parolen brüllen und die Juden ins Gas wünschen? Aber halt: Die letzte Frage widerspricht ja der Diversity und ist per se rassistisch. Schuld an allem sind ja immer nur die alten weißen Männer.

Die noch größere Schnapsidee, Zumutung und Provokation als Neuers bunter Armschmuck stellte nun freilich das Ansinnen der Stadt München und von OB Dieter Reiter dar, die Allianz-Arena beim Spiel gegen Ungarn in die Farben des Regenbogens zu tauchen, um die „Homophobie“-Politik von Ungarns Regierung zu kritisieren und Premierminister Viktor Orbán vorzuführen. Hier kulminieren Arroganz und Verblendung, Vermessenheit und Überheblichkeit gleichermaßen, gerade bei den Polit- und Meinungs-„Eliten“ in Deutschland, die sich etwa im Blick auf den deutschen Merkel-Sonderweg in der Flüchtlingspolitik seit 2015 sonst gerne jedwede Einmischung und Kommentare aus dem Ausland in der glühenden Überzeugung der eigenen moralischen Überlegenheit hoch zu Ross heftigst verbitten. Freilich hat Deutschland die Welt immer schon gerne entweder mit Panzern bedroht oder mit dem erhobenen Zeigefinger belehrt.

Diese von der UEFA zum Glück abgewehrte – typisch deutsche – oberlehrerhafte Geste ist nämlich vor allem eins: ein übergriffiger Akt fehlender Gastfreundschaft und Respektlosigkeit sowohl gegenüber der ungarischen Mannschaft, die der ungarische Trainer nominiert und nicht der Premierminister, wie auch gegenüber allen Ungarinnen und Ungarn, die als Gäste zu diesem Spiel anreisen. Zudem eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes und Volkes. Es ist nicht Aufgabe der Deutschen, die Ungarn politisch zu erziehen. Erst recht nicht mit so billiger Symbolpolitik.

Die „Allianz-Arena“ in Regenbogen-Farben: ein echt mutiges Zeichen gegen den „Diktator“ aus Budapest, der ja immer noch regiert, obwohl ihn knapp zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler seines Landes wiedergewählt haben. Orbán tritt ein für die christliche schöpfungsgemäße Familie aus Mann und Frau, er ist gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, gegen Gender-Ideologie und Abtreibungen, gegen muslimische Zuwanderung in sein Land (das über Jahrhunderte unter osmanisch-muslimischer Fremdherrschaft litt) und für eine Politik, die ganz klar die Interessen des eigenen Volkes in den Mittelpunkt stellt. Das alles sind die Deutschen nach 16 Jahren mit der „CDU-Kanzlerin“ Merkel nicht mehr gewohnt. Bei Orbán hingegen transpirieren die deutschen Linken und Grünen, die Genders und Queers schon, wenn nur der Name fällt. Und seine Gesetzesvorlagen werden in Deutschland bereits kritisiert und verrissen, noch bevor eine englische oder deutsche Übersetzung vorliegt. Gesinnungs- und Kampagnenjournalismus macht einfach Spaß und stiftet das Gefühl moralischer Überlegenheit!

Das mediale Begleitfeuerwerk zu diesem Vorschlag zündete und fackelte nun entsprechend gewaltig. Alle Exponenten der linksgrünen Queer-Kultur waren begeistert von dieser Idee, dem bösen Orbán hier ein flammendes Bekenntnis für „Vielfalt“, „Akzeptanz“ und „Toleranz“ entgegenzusetzen. Dabei kann man all das in Ungarn sehen, erleben und bewundern. Dort werden zum Beispiel keine jüdischen Mitbürger angegriffen, angepöbelt und beschimpft wie hierzulande, dort werden keine Synagogen, jüdischen Friedhöfe und Einrichtungen attackiert und geschändet. Und wer heute eine europäische Großstadt und Metropole erleben will, ist herzlich eingeladen nach Budapest. Dort gibt es heute mehr Europa zu spüren als in mancher deutschen Großstadt und ihren ganz speziellen „Vierteln“.

Die Katholische Kirche kann übrigens von Glück reden, dass der meinungsstarke und überzeugt christliche Politiker Viktor Orbán nicht Katholik ist, sondern Calvinist. Sonst würden das Allotria und die Tschinellen der Medien in der deutschen demokratischen Bundesrepublik nämlich noch gewaltiger erklingen, wenn man mit Orbán auch gleich noch die Katholische Kirche anprangern und bekämpfen könnte wie bei den Regierenden in Polen.

Mit fast tränenerfüllter und vor Betroffenheit triefender Stimme kritisierten Nachrichtensprecher und Journalisten, Reporter und Kommentatoren von den Staatssendern bis zu den Privatkanälen nun das „Regenbogen-Verbot“ der UEFA für die Stadt München. Von „falsches Zeichen“ bis „das wird sich rächen“ reichten die Kommentare. Auch die Lokal- und Regionalzeitungen stimmen ein in das Konzert der Weltbelehrer – sorry: der Weltbelehr*_I:(inn)enden* – aus München, die es Orbán mal so richtig zeigen wollten.

Von Sport und Fußball bleibt da wenig übrig in dieser ideologischen Soße, die hier über Ungarn ausgegossen werden sollte. Am deutschen Wesen soll eben wieder einmal die Welt genesen, man bzw. frau zelebriert sich selbstgefällig wie selbstgerecht von der Klimapolitik bis zur Diversity einfach selbst als Globalmaßstab deutschtümelnder Weltbeglückung. Soll doch das Volk der Ungarn gefälligst anders wählen, wenn die deutsche linksgrüne Polit- und Medien-Intelligenzija das so will. Und wenn sie nicht spuren, dann sperren wir den bösen Ungarn einfach die EU-Mittel. Europa ist auf dem besten Weg zu „1984“ und zu Huxleys „schöner neuer Welt“.

Schade, dass sich die Sportler selbst für den aktuellen Kulturkampf politisch instrumentalisieren lassen und bei dieser Politisierung des Sports noch mitmischen. Katharina Witt und anderen Sportgrößen aus dem Ostblock hat man das früher immer vorgeworfen. Ob die Sportlerinnen und Sportler heute alle in der Lage sind, die historischen und politischen Hintergründe und Ausmaße dieses Kulturkampfes zu erfassen und zu überblicken, sei derweil dahingestellt. Sollte die deutsche Mannschaft freilich bei der EM sportlich scheitern, kann man sich wenigstens zufrieden auf die Schultern klopfen, die richtigen politische Haltung und Gesinnung gezeigt zu haben und den moralischen Sieg errungen zu haben.

 

Dr. Jürgen Henkel ist evangelischer Theologe und Publizist sowie Bezirksvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CSU/EAK in Oberfranken.

 

VIDEO-TIPP: "Es gibt kein Gesetz gegen Homosexualität in Ungarn. Das ist FAKENEWS. Das wird Ihnen eingeredet, weil ORBAN nicht Teil des linksliberalen Mainstreams ist. Armbindung der guten Gesinnung."
 

 

 

 

 


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