18. Juli 2021 in Kommentar
Ein kath.net-Kommentar von Roland Noé zur Einschränkung der "Alten Messe" durch Papst Franziskus
Rom (kath.net)
"Bemerkenswert: Ein Papst düpiert seinen (lebenden) Vorgänger und wünscht, dass weniger Hl. Messen stattfinden." Mit diesen Worten hat heute der katholische Journalist Alexander Kissler auf Twitter die radikale Einschränkung der "Alten Messe" durch Papst Franziskus kommentiert. Was bewegt Papst Franziskus zu dieser Entscheidung? Diese Frage stellen sich derzeit wohl nicht wenige Katholiken, darunter auch diejenigen, die dieses Thema an sich weder besonders bewegt, noch regelmäßig in die „Alten Messe“ gehen. Hat die katholische Kirche keine anderen Sorgen, als ausgerechnet die zu vergraulen, die die Heilige Messe schätzen, eventuell öfter als nur sonntags daran teilnehmen und keine Taufscheinkatholiken sind, die sich nur zu Ostern und Weihnachten in der Kirche blicken lassen? Über Nacht und scheinbar ohne große Notwendigkeit werden Maßnahmen zur „Alten Messe“ erlassen, die man aus Sicht der Freunde dieses Ritus, den bekanntermaßen auch viele junge Menschen schätzen, nur mehr als schikanös bezeichnen kann. Im Schreiben “TRADITIONIS CUSTODES” von Papst Franziskus heißt es, dass die Bestimmung „in Übereinstimmung“ mit dem Schreiben von Benedikt XVI. sei. Tatsächlich ist es aber sehr schwierig, auch nur ein ganz klein wenig „Übereinstimmung“, zu finden- nicht einmal mit einer römischen Kirchenmauslupe.
Wir erinnern uns: im apostolischen Schreiben Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. vom 7. Juli 2007 wurde jedem Priester das Recht zur Feier der Heiligen Messe und der Sakramente in der "außerordentlichen Form der Liturgie der Kirche" (usus antiquior) im Römischen Ritus zugestanden. Durch die neue Bestimmung werden Priester de facto zu Bittstellern und sind der Willkür der jeweiligen Diözese und auch Rom ausgeliefert.
So heißt es in dem Schreiben, dass die Gläubigen die Gültigkeit der Liturgiereform nicht in Frage stellen dürfen. Dass viele Pfarreien im deutschsprachigen Raum die Gläubigen jedoch seit Jahren mit Liturgiefeiern beglücken, die nicht nur im Widerspruch zum 2. Vatikanum stehen, sondern jegliche liturgische Verordnungen ignorieren, oft unter den Augen des Bischofs, interessiert in Rom aber üblicherweise niemanden mehr.
Als reine Schikane für Priester, die die „Alte Messe“ feiern möchten, kann man Artikel 4 und 5 verstehen. So müssen ab jetzt geweihte Priester einen Antrag an den Bischof stellen, der diesen dann erst nach eine Konsultation (!) durch den Vatikan erlauben darf. Und all diejenigen Priester, die bis jetzt die „Alte Messe“ gefeiert haben, müssen ab sofort einen Neuantrag stellen, um dies überhaupt noch weiter tun zu können. Ab heute haben wir innerhalb der katholischen Kirche erwartungsgemäß ein Liturgiechaos auf ganz neuem Level.
Und es geht noch weiter mit den verengenden Bestimmungen: In normalen Pfarrkirchen darf die „Alte Messe“ nicht mehr gefeiert und ebenso dürfen keine eigenen Personalgemeinden mehr gebildet werden. Wenn man nicht in einer Pfarrkirche eine Heilige Messe, egal welchen Ritus, feiern darf, wo dann bitte? In einer Turnhalle, in einem Supermarkt oder irgendwo in einem dunklen Keller? Der Heilige Pfarrer von Ars, immerhin der Fürsprecher aller Priester der Welt, empfing mit dreizehn Jahren die erste heilige Kommunion in einem Heuschober und erlebte, wie in einer der finstersten Zeit Frankreichs die Priester verfolgt wurden und nur mehr heimlich die Heilige Messe feiern durften. Irgendwie erinnert mich das, was da auf uns zu kommt, ein wenig an diese Zeit. Eines ist klar: Mit solchen Maßnahme werden die treuesten Kirchgänger verärgert und die Piusbruderschaft könnte sich dadurch in den nächsten Jahren über deutlichen Zuwachs freuen. Ob das im Sinne von Franziskus ist?
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