21. Juli 2021 in Weltkirche
Auf die Umfrage, mit der Papst Franziskus die drastischen Einschränkungen des außerordentlichen Ritus begründet, haben nur 30 Prozent der Bischöfe geantwortet, mehr als die Hälfte positiv oder neutral.
Rom (kath.net/jg)
Das Motu proprio „Traditionis custodes“ (TC) enthalte gleich mehrere Schwachstellen, sagte Raymond Kardinal Burke, der emeritierte Präfekt der Apostolischen Signatur gegenüber dem National Catholic Register.
Er könne nicht verstehen, wie das neue römische Missale die einzige Ausdrucksform der lex orandi des Römischen Ritus sein könne, wie es im Motu proprio heißt. Die außerordentliche Form sei „eine lebendige Form des Römischen Ritus und hat nie aufgehört, das zu sein“, sagte Burke wörtlich.
Er könne auch nicht verstehen, warum das Motu proprio sofort in Kraft trete, obwohl der Erlass viele Elemente enthalte, die hinsichtlich ihrer Anwendung gut studiert werden müssen.
In seiner langen Erfahrung – Burke ist seit 1975 Priester – habe er die von Papst Franziskus beschriebene schwerwiegende negative Situation nirgends feststellen können. Es gebe Gläubige, die Irrtümern anhängen würden, im Allgemeinen hätten die dem usus antiquior verbundenen Gläubigen eine tiefe Liebe zur Kirche und zu deren Hirten. Sie würden keinesfalls einer schismatischen oder sedesvakantistischen Ideologie anhängen, betonte der Kardinal.
Die Fälle, in denen Ansichten oder Praktiken vorhanden seien, die der Lehre und der Disziplin der Kirche widersprechen, sollten individuell von den Hirten der Kirche, dem Papst und den Bischöfen behandelt werdenm schlug Burke vor. Der Kardinal bedauerte den „harten Ton“, der in TC gegenüber den der außerordentlichen Form verbundenen Gläubigen zu spüren sei. Er bete, dass diese Gläubigen sich dadurch nicht entmutigen lassen, sondern mit Hilfe der göttlichen Gnade ihre Liebe zur Kirche erhalten könnten.
Wenige Rückmeldungen bei Umfrage
Laut einem Bericht der katholischen Zeitung The Remnant haben nur ungefähr 30 Prozent der Bischöfe die Umfrage beantwortet, die der Vatikan 2020 zur Umsetzung von „Summorum Pontificum“ durchgeführt hat. Mehr als die Hälfte der Antworten seien positiv oder neutral gewesen, berichtet The Remnant unter Berufung auf mehrere Quellen. Die Ergebnisse dieser Umfrage werden in TC als Grund für die nach Ansicht von Papst Franziskus notwendige Einschränkung des usus antiquior angegeben.
Angesichts der drastischen Schritte sei es nur gerecht, einen genauen Bericht über das Ergebnis der Umfrage zu veröffentlichen. Dann ließe sich auch deren Verlässlichkeit beurteilen, sagte Kardinal Burke.
Eine schwere Enttäuschung
Für Joseph Shaw, den Vorsitzenden der Latin Mass Society im Vereinigten Königreich ist TC ein „niederschmetterndes Dokument, das unsere schlimmsten Erwartungen übertroffen hat“. Papst Franziskus habe eine Situation geschaffen, die nicht gangbar sei, weil die außerordentliche Form des Römischen Ritus aus den Pfarrkirchen verbannt worden sei. Das Dokument sei eine schwere Enttäuschung für die vielen Laien und Priester, welche die außerordentliche Form auf Anregung von Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. gefeiert haben. Beide Päpste hatten in der außerordentlichen Form eine Bereicherung gesehen, sagte Shaw.
Luigi Casalini, der Herausgeber von Messa in Latino, war der erste, der von einer möglichen Einschränkung der außerordentlichen Form berichtet hat. Die Aufhebung von „Summorum Pontificum“ sei mit „beispielloser Gewalt“ und ohne Nächstenliebe erfolgt.
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