Rod Dreher: ‚Traditionis custodes’ zeigt, wie Liberale sich nicht an ihre Prinzipien halten

23. Juli 2021 in Weltkirche


Franziskus spreche ständig davon, die Kirche solle ‚an die Ränder gehen’ – nur dann nicht, wenn er selbst Katholiken, die er nicht mag, an die Ränder verbannen will, schreibt der Autor der ‚Benedikt-Option’, der selbst der orthodoxen Kirche angehört.


Washington D.C. (kath.net/jg)

Der US-amerikanische Autor Rod Dreher („Die Benedikt-Option“) hat auf seinem Blog auf der Internetpräsenz von The American Conservative Reaktionen auf das Motu proprio „Traditionis custodes“ gesammelt.

Zu Beginn des Beitrages, den er in Anspielung auf William Shakespeare „Et Tu, Francisce?“ überschrieben hat, drückt Dreher seinen katholischen Freunden sein Mitgefühl aus. Der Autor hat 2006 die katholische Kirche verlassen und ist zu den Orthodoxen übergetreten. Die Einschränkungen der außerordentlichen Form des Römischen Messritus ergeben auch für ihn keinen Sinn, schreibt Dreher. Während seiner Zeit in der katholischen Kirche habe er die Früchte gesehen, welche die Gemeinden der tridentinischen Messe hervorgebracht hätten. Die einzigen, die diese Gemeinden nicht mochten, seien „liberale Ideologen“ gewesen, erinnert er sich. Diese hätten allein in der Existenz der außerordentlichen Form eine Bedrohung der „glorreichen Revolution des II. Vatikanums“ gesehen.

Selbst unter liberalen Jesuiten gebe es kritische Stimmen. Dreher bringt einen Ausschnitt eines Artikels von P. Tom Reese SJ, der Papst Franziskus  wohl gesonnen ist. Unter Klerikern genieße Franziskus die größte Unterstützung unter den älteren Priestern, nicht aber unter den jüngeren, welche die Zukunft der Kirche seien. Junge Priesteramtskandidaten, die Franziskus unterstützen und für ein zölibatäres Leben bereit sind, seien so selten wie „katholische Einhörner“, schreibt Reese wörtlich.

„Traditionis custodes“ ist für Rod Dreher ein weiteres Beispiel dafür, dass sich Liberale nicht an ihre eigenen Prinzipien halten. Papst Franziskus spreche ständig davon, dass die Kirche „an die Ränder gehen“ soll – nur dann nicht, wenn er selbst Katholiken, die er nicht mag, an die Ränder verbannen will.

Er selbst sei mit dem Novus Ordo in die katholische Kirche gekommen. Er habe diese Form des Ritus nie besonders geliebt, sei aber auch von der außerordentlichen Form nicht besonders berührt worden. Erst in der orthodoxen Liturgie des hl. Johannes Chrysostomos habe er eine Schönheit und Ehrfurcht erlebt, dass sie die Teilnehmer in die Gegenwart Gottes erheben konnte. Auch in der Messe des Novus Ordo sei Gott gegenwärtig, betont Dreher, die orthodoxe Liturgie sei der Gegenwart des Allerheiligsten aber viel angemessener. Als er von „Traditionis custodes“ erfahren habe, habe er darüber nachgedacht, wie er sich fühlen würde, wenn orthodoxe Bischöfe die göttliche Liturgie des hl. Johannes Chrysostomos durch eine vereinfachte, moderne Liturgie ersetzen und dann die Chrysostomos-Liturgie ganz verbieten würde. Es würde ihn zur Weißglut treiben, schreibt Dreher. Er würde die Bischöfe verachten, selbst wenn sie das Recht hätten, die Liturgie derart zu ändern. Er würde ihre Autorität in Frage stellen. Nach allem was er auf Internetseiten gelesen habe, die der tridentinischen Messe verbunden sind, habe Franziskus genau das bei den Katholiken erreicht, die am treuesten zur Kirche stehen.

 

Link zum Artikel von Rod Dreher (englisch): ‚Et Tu, Francisce?’

 


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