Die Frage der Impfung ist für jeden eigentlich eine Gewissensfrage

1. August 2021 in Kommentar


Es ist die Taktik des Widersachers, in der Gesellschaft und in der Kirche Spaltungen zu erzeugen! - Ein Gastkommentar von Irmengard Haslinger und eine Einladung zum Gebet


Wien (kath.net)

Der kath.net-Kommentar von Roland Noé über das Impfen hat für zahlreiche Leserreaktionen gesorgt, wir bringen als Folgebeitrag eine Zuschrift einer Leserin als Gastkommentar:

Lieber Herr Mag. Noé, als regelmäßige Kath.Net. Leserin möchte ich Ihnen herzlich danken für Ihren ausgewogenen Beitrag zum Thema Impfen ("Wenn Impfung wichtiger als Jesus wird"). Sicherlich sollte nicht im Stephansdom geimpft werden, aber Ich verstehe weder die Panik der Impfbefürworter vor Corona wie auch der Impfgegner, besonders der Gläubigen, vor den Nebenwirkungen.

Natürlich sollte keinerlei Zwang herrschen, aber die Frage der Impfung ist für jeden eigentlich eine Gewissensfrage (was will Gott von mir in dieser Situation ganz persönlich?), bzw. Risiko-Abwägungssache (wie z.B. Chemotherapie, wo man sich aussuchen kann, will man an Krebs sterben oder evtl. an der Chemo). Auch Medikamente können starke und unbekannte Nebenwirkungen haben, an denen man auch sterben kann. Dann war es halt der Wille Gottes, das irdische Leben ist je ohnehin nicht alles! Ich kenne viele Selige und Heilige, die in ihrem Leben nach den Anweisungen ihrer Ärzte gehandelt haben, wobei die Ärzte nicht immer die besten Menschen waren, viele sogar Atheisten. Aber auch der Hl. Pater Pio hat auch ein ganz modernes Krankenhaus erbauen lassen, wo die Kranken mit den besten Heilmitteln, auch chemischen, behandelt werden.

Wir sollten auch nicht den diversen Verschwörungstheorien auf den Leim gehen, die da überall kursieren (z.B. auch im falschen, sog. Buch der Wahrheit, „Die Warnung“ wurde schon im Jahr 2012 vor der Impfung gewarnt, z.T. ist auch viel Esoterik dabei bzw. überhaupt Angst vor gesunder Wissenschaft…).

Niemand kann behaupten, alle Fakten zu kennen, weder die medizinischen, politischen etc. Jeder sollte diese Frage im persönlichen Gebet vor dem Herrn zu klären versuchen. Für jeden kann die Antwort dann unterschiedlich sein, man spürt dies im Gewissen. Wenn dann jemand nach reiflicher Überlegung und Gebet zum Schluss kommt, sich impfen zu lassen aus guten Motiven (z.B. um andere zu schützen, als Lehrer, Mitarbeiter im Gesundheitswesen, als Angehöriger von Risikogruppen usw.), darf er doch, wie ich fest glaube, bzgl. der eventuellen Nebenwirkungen sicher und felsenfest auf die Hilfe des Herrn vertrauen, der gesagt hat: wenn sie Schlangen anfassen und tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden. Ich habe mich z.B. aus Rücksicht auf die fragile gesundheitliche Situation meines Mannes mit Moderna impfen lassen und um ihm auch eine gewisse psychologische Sicherheit zu geben. In meinem Gewissen erkenne ich es für mich als den Willen Gottes. Ich habe vorher und nachher gebetet und keinerlei Beschwerden verspürt.

Man könnte sich auch auf den Papst Franziskus berufen, der sich ebenso wie auch P. Emeritus Benedikt, impfen ließ und dazu aufgerufen hat (als Akt der Solidarität mit den Schwächeren, dem Gesundheitspersonal usw.), obwohl er natürlich in dieser Sache keine „Glaubenskompetenz“ hat, aber mich verwundert immer wieder, wie respektlos manche Gläubige vom Papst sprechen.

Ich finde es auch nicht gut, wie manche Gläubige fast schon voller Hass auf Politiker und Mediziner sind, von denen sich die meisten ehrlich bemühen, im Sinne der Gesundheit der Menschen zu handeln. Nicht alle sind Feinde Gottes, und wir sollten ihnen nicht a priori eine falsche Absicht unterstellen. Ich frage mich oft: Wie würde ich an Stelle der Politiker handeln? Alles so laufen lassen (siehe die Situation in Indien (Kirche in Not), Südamerika…)? Was wäre die Alternative? Kritisieren kann man leicht. Gott möchte, dass wir auch den weltlichen Autoritäten gehorsam sind, solange sie von uns nichts Sündhaftes verlangen. Auch Maria und Josef haben den beschwerlichen Weg nach Bethlehem gemacht, sie hätten diese Anordnung des Kaisers für die Volkszählung auch als rein weltliche und übertriebene Sache abtun können.

Leider sind die meisten christlichen Familien und glaubenstreuen Katholiken bzgl. diesem Thema schon so verunsichert, dass tiefe Spaltungen und Risse durch die meisten Gemeinschaften gehen. Es ist die Taktik des Widersachers, in der Gesellschaft und in der Kirche Spaltungen zu erzeugen!

Ich würde bitten und vorschlagen, dass Kath.Net zum Beten aufruft, wie es P. Paul Maria Sigl so voller Weisheit beim heurigen Gebetstag der Frau aller Völker getan hat, und zwar für alle, die sich impfen lassen, damit sie vor den Nebenwirkungen bewahrt bleiben, und für jene, die sich nicht impfen lassen, damit sie vor Corona bewahrt bleiben. So entspannt, so friedlich, ganz ohne Lagerdenken, das ist in meinen Augen wahrhaft christlich, ja heilig…

Mit den besten Segenswünschen grüßt Sie herzlich , DI Irmengard Haslinger, Wien


© 2021 www.kath.net