11. August 2021 in Weltkirche
‚Traditionis custodes’ enthalte sowohl Empfehlungen als auch Anordnungen. Man muss das Dokument genau lesen, empfiehlt der Bischof von Springfield.
Springfield (kath.net/jg)
Mit dem Motu proprio „Traditionis cust0des“ wolle Papst Franziskus die Alte Messe nicht unterdrücken, sondern stärker der Aufsicht der Ortsbischöfe unterstellen. Diese Ansicht vertritt Thomas Paprocki, der Bischof von Springfield (US-Bundesstaat Illinois) in einem Interview mit dem National Catholic Register. (Siehe Link am Ende des Artikels)
Man müsse das Dokument genau lesen, betont er. Das Dokument enthalte sowohl Empfehlungen als auch Anordnungen. Er achte stets darauf, ob bei einer Bestimmung „muss“ oder „soll“ steht, sagt Paprocki, der ausgebildeter Kirchenrechtler ist.
Nach der Veröffentlichung von „Traditionis custodes“ hat Bischof Paprocki zwei Pfarrkirchen in seiner Diözese die Erlaubnis erteilt, die Messe weiterhin in der außerordentlichen Form zu feiern. Er ist der Ansicht, dass das Dokument in dieser Hinsicht nicht eindeutig sei. In einem Absatz sei die Feier der Messe nach dem Missale von 1962 in Pfarrkirchen untersagt, in einem anderen Absatz werde festgelegt, dass der Bischof die Situation in diesen Pfarren zu überprüfen habe und dann entscheide, ob sie beibehalten würden oder nicht. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Papst verlange, die Feier der Messe in einen Turnsaal zu verlegen, oder vom Bischof erwarte, einer Kirche deshalb den kanonischen Status als Pfarrkirche zu entziehen.
Er könne aus seiner Erfahrung keinen Zusammenhang zwischen der Feier der Messe in der außerordentlichen Form und einer Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils feststellen, sagte Paprocki. Er wolle aber auch klarstellen, dass man den Erfolg des Konzils in Frage stellen könne, ohne dessen Gültigkeit zu leugnen. Angesichts sinkender Teilnehmerzahlen bei Messen und weniger Priester- und Ordensberufungen in vielen Ländern könne man kaum sagen, das Ziel einer intensiveren Partizipation am religiösen, priesterlichen und sakramentalen Leben der Kirche sei erreicht worden.
Papst Franziskus wolle mit „Traditionis custodes“ die Einheit in der Kirche stärken. Die Einheit der Christen sei ein Wunsch, der auf Jesus zurückgehe. Seit 2.000 Jahren bemühten sich die Christen, diesem Wunsch zu entsprechen, sagt der Bischof. Einheit bedeute aber nicht Uniformität. Man müsse nicht alles auf die gleiche Weise tun. Die Herausforderung besteht nach seiner Ansicht darin, eine gewisse Vielfalt in den Gottesdiensten zu ermöglichen, die keine Spaltung im Glauben und in der Liebe zu Gott und zu den Nächsten zur Folge habe.
Link zum Interview mit Bischof Thomas Paprocki (englisch):
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