Albanien: Neue Ordensgemeinschaft nimmt sich der Ärmsten an

6. Mai 2004 in Weltkirche


Die "Spirituelle Weggemeinschaft" hat eine Niederlassung in Nordalbanien gegründet. Sie steht vor allem den Familien zur Seite, die von "Blutrache" bedroht sind.


Shkodra (www.kath.net, rb)
Für die Schwestern der Spirituellen Weggemeinschaft ist der 25. April inmehrfacher Hinsicht ein denkwürdiges Datum: Am 25. April 1998 erhielt ihreGemeinschaft die bischöfliche Approbation; am 25. April 2004 weihte Msgr.Angelo Massafra, Erzbischof von Shkodra, ihr Tochterkloster in Dobrac inAlbanien ein. Zu diesem Anlass reisten auch die Priorin der Gemeinschaft,Sr. M. Andrea, und drei Mitschwestern aus der Schweiz an. Die Einweihungwar ein großes Fest. Unter den offiziellen Gästen waren die Botschafter derSchweiz und Deutschlands. Aber vor allem war es auch ein Fest derarmen Bevölkerung der Gegend.

Die Spirituelle Weggemeinschaft ist eine neue Ordensgemeinschaft. IhrApostolat ist es, "auf dem Weg zu sein" zu Gott, zusammen mit denMenschen, die sich auf einer Wegstrecke begleiten lassen möchten. Bis heutegehören dem Orden zehn Professschwestern an, außerdem drei Novizinnenund zwei Postulantinnen. Die Gemeinschaft ist fest verwurzelt imkatholischen Bekenntnis. Sie hat aber bewusst auch einen ökumenischenAuftrag: Gastfreundschaft, Begleitung, Hilfe werden nicht abhängig gemachtvon der religiösen Überzeugung. In der Schweiz haben die Schwestern bisjetzt zwei Niederlassungen: das Mutterhaus in Kehrsiten (NW) und seit März2003 das Haus der Stille auf der Insel Rheinau (ZH).

Neu ist jetzt das Klösterlein in Dobrac, Nordalbanien, das der "Mutter derBarmherzigkeit" geweiht ist. Sr. M. Christina Färber aus der Gemeinschaftist dort im Einsatz bei den Ärmsten und vor allem bei den"Blutrache"-Familien. Dass Albanien das sogenannte "Armenhaus" Europasist, dass die Arbeitslosenziffer sehr hoch ist, davon hat man in denwestlichen Ländern gelegentlich gehört. Doch von der Geißel derBlutrache, die heute noch fast täglich Menschenleben einfordert, weiß manbei uns kaum etwas.

In Shkodra, einer Stadt mit rund 110.000 Einwohnern, leben 800 Familien inBlutrache - in ganz Nordalbanien sollen es gar über 10.000 Familien sein.Unsägliches Leid ist die Folge. Die Männer und Knaben der in Blutrachelebenden Familien können das Haus nicht mehr verlassen, weil sie sonstGefahr laufen, erschossen zu werden. Die Frauen dürfen höchsten ein wenigPutzarbeiten annehmen, damit die Familie nicht ganz verhungert. Diephysische und psychische Not wächst von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr.

Sr. M. Christina hat Projekte für betroffene Familien aufgebaut, leistetpsychosoziale Hilfe und versucht, den Geist der Versöhnung zu vermitteln.Es war naheliegend für die Schwestern, ihr neues Klösterlein Maria als derMutter der Barmherzigkeit zu weihen; eine Liebe, deren Früchte Versöhnung,gegenseitig geschenkte Barmherzigkeit und Friede sind, das ist es, wasdieses Land am allernotwendigsten braucht.

Das Haus in Dobrac ist bescheiden, aber geschmackvoll und freundlichgestaltet. Der einstöckige Bau hat etwa 12 Räume, und es leben dortmomentan drei Schwestern, mit Sr. M. Christina als Leiterin. Finanziellwurde der Bau zum großen Teil von Renovabis getragen, wobei viele Freunde,vor allem aus der "Laien-Weggemeinschaft" in der Schweiz und Deutschland,durch Spenden sowie durch persönlichen Einsatz vor Ort zuseiner Realisierung beigetragen haben.

Und wie "schaffen" die Schwestern es, sich dieser riesigen Herausforderungzu stellen? Nur mit der Hilfe des Gebetes, der Nähe und Anbetung desEucharistischen Herrn in der Hauskapelle. Sie wissen, dass es dergeschundene Leib Christi ist, dem sie in Albanien begegnen. Es ist diebesondere Spiritualität der jungen Ordensgemeinschaft, als Menschen, diesich ihrer Gebrechlichkeit bewusst sind, dem geschwächten Leib Christi zudienen nach dem Wort des hl. Paulus, dass die Gnade Gottes ihre Kraft in dermenschlichen Schwachheit erweist. (vgl. 2 Kor 12,9)


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