„Männer, schiebt eure Verantwortung nicht ab!“

2. September 2021 in Prolife


Argentinien: Vater ging vor Gericht, um Abtreibung seines Kindes zu verhindern, breite soziale Rückendeckung - USA: 300 Männer demonstrierten gegen Kultur des Todes. Leid von Vätern abgetriebener Kinder oft unbeachtet. Analyse von Michael Koder


Argentinien/USA (kath.net/Catholic News Agency/mk) Abtreibung, zweifellos eines der vor allem seit dem letzten Jahrhundert und bis heute umstrittensten gesellschaftspolitischen Themen, betrifft auch Männer, nämlich zunächst die Väter der abgetriebenen Kinder. Das ist eine Wahrheit, die in den heißen, emotionsgeladenen Kämpfen darum oft unbeachtet bleibt.

Vor einigen Monaten versuchte ein Mann in der Provinz San Juan in Argentinien, bei Gericht eine einstweilige Verfügung zu erlangen, um seine Ex-Partnerin an der Abtreibung  seines Kindes zu hindern. Er habe ihr sogar vorgeschlagen, dass sie das Baby gleich nach der Geburt in seine Obsorge geben könne. Die Richterin lehnte den Antrag jedoch ab: Es sei „gänzlich unbegründet und außerhalb des Gesetzes, eine schwangere Person ihres Rechtes auf Abtreibung zu berauben“, argumentierte das Urteil. Lebensschützer gingen an die Öffentlichkeit und verwiesen auf die Lücke im Abtreibungsgesetz, die Väter ignoriere. Der Fall rief eine breite Unterstützung in der sozialen Medien hervor; auch weibliche Politiker solidarisierten sich mit dem Mann.

In den USA kam es diesen Juni schon zu einem weiteren Schritt: etwa 300 Männer marschierten durch Washington und appellierten für ein Ende des Massenmordes der Abtreibung, begleitet mit einem Aufruf zur Reue und Buße. Der Marsch war in wenigen Wochen organisiert worden und führte bei der großen Abtreibungsklinik und auch am Weißen Haus vorbei. LifeSiteNews interviewte einige Teilnehmer, auch betroffene Väter, die andere Männer dazu ermutigten, ihre Verantwortung nicht wie Adam bei der Erbsünde im Paradies auf die Frau oder sonst wen abzuschieben. Die Schwangerschaft betreffe auch den Vater, auch er sei bei der Zeugung dabei gewesen. „Das eigentliche Problem kann durch die Abtreibung nicht weggemacht werden, es bleibt das ganze Leben“, sagte ein betroffener Vater.

Sicherlich kann den Männern nicht pauschal die Schuld an den zahllosen Abtreibungen gegeben werden, selbst wenn der Großteil der Betroffenen nicht so weit für sein Kind geht wie der eingangs erwähnte Argentinier. Denn es herrscht schließlich, wie der heilige Johannes Paul II. sagte, eine (Un-)Kultur des Todes, in die wir alle hineingestellt sind und gegen die sich zu erheben im Einzelfall schwierig bis heroisch sein mag. Dennoch bleibt zu wünschen, dass auch bei uns in Mitteleuropa das Bewusstsein für die Verantwortung, aber auch das Leid der von Abtreibung betroffenen Väter wächst und viele kräftige männliche Sprachrohre erhält. Der deutsch-libanesische Rapper MoTrip etwa hat vor einigen Jahren einen Song über die Abtreibung seines Kindes veröffentlicht, die bei ihm bis heute  „Narben“ hinterlassen habe.

MoTrip - Embryo (Orchestrated By Jimek / Live)


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