7. September 2021 in Aktuelles
„Er Corridore“. Die Wiederherstellung des Passetto, letzter Abschnitt der Stadtmauer von Pius IV. Geschichten aus dem Rom rund um den Vatikan. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Geschichte... Geschichten… aus der Heimat und vom Wohnort eines Publizisten. Romanitas... Die „Spina di Borgo“ war ein Gebäudekomplex, der zwischen der Engelsburg und dem Petersplatz lag. Nach dem Bau der Via Alessandrina durch Papst Alexander VI. im Vorfeld des Jubiläums von 1500 und den anschließenden Umgestaltungen, die von den Römern Borgo Nuovo genannt wurden, wurden die Gebäude des Borgo durch zwei (keilförmig zusammenlaufende) Straßen begrenzt, die Borgo Nuovo im Norden und Borgo Vecchio im Süden hießen. So entstand ein Stadtgrundriss in Form eines langgestreckten Dreiecks mit der Spitze zur Engelsburg, der aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem Rückgrat eines römischen Zirkus den Namen „Spina di Borgo“ erhielt.
Viel gibt es zu erzählen, was in den Jahrhunderten rund um den Vatikan geschah und getan wurde. Unkultivierte und aggressive Barbaren gab es immer, auch wenn sich diese heute anders kleiden und anders geben. Vieles verschwand gerade durch die Umstrukturierungen und Abrisse in den 30gerJahren und 40gerJahren des letzten Jahrhunderts. Vieles ging unwiederbringlich zugrunde, wenig blieb. Und doch: nicht erst seit Dan Browns Thriller "Angels & Demons“ (2000, deutsch: „Illuminati“), kennt jeder Tourist die Mauer, den Gang, „er Corridore“, der den Vatikan mit der Engelsburg verbindet und den Päpsten einst als Fluchtweg diente. Eine Geschichte, die bis ins sechste Jahrhundert zurückreicht. So ist es „in Urbe“: alles steht in einem Jahrhunderte übergreifenden Zusammenhang. Vielleicht ist es gerade dies, was den „novatori“ so lästig ist.
Angela Ambrogetti ist die Direktorin des katholischen Nachrichtenportals „Acistampa“. Sie setzte sich mit besonderen Aspekten der „Geschichte“ der „Spina“, ihrer Gebäude, ihres Abrisses auseinander.
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Die „Spina di Borgo“, der Passetto und der „Corridore“. Von Angela Ambrogetti
In der Stadtgeschichte des „Borgo e della Spina“, des Viertels, das sich im Laufe der Jahrhunderte um die Basilika mit dem Grab des heiligen Petrus entwickelt hat, gibt es ein besonderes „Gebäude“: den Passetto. Ein erhöhter Korridor, durch den der Papst aus dem Vatikan fliehen und sich in der Festung Castel Sant’Angelo verteidigen konnte.
In die Geschichte des Abrisses der Spina ist der Passetto nur teilweise involviert, er wird vielmehr mit dem Wiederaufbau der Gebäude an der neu gestalteten Via dei Corridori zu tun haben.
Kehren wir zum Passetto zurück. Procopius von Caesarea (um 500 in Caesarea Maritima; † um 560 in Konstantinopel) erwähnt ihn bereits: „Sobald die Goten, die Rom bewachten, erfuhren, dass Narses und das römische Heer gegen sie marschierten, bereiteten sie sich darauf vor, jeden möglichen Widerstand zu leisten. Als Totila Rom zum ersten Mal einnahm, hatte er viele Gebäude der Stadt in Brand gesteckt. Als er schließlich erkannte, dass die Goten, die auf einige wenige reduziert waren, nicht mehr in der Lage sein würden, die gesamte Stadt Rom zu bewachen, umgab er einen kleinen Teil der Stadt in der Nähe des Hadrians-Mausoleums mit einer niedrigen Mauer und verband sie mit den bestehenden Mauern, so dass eine Art Burg entstand“. Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts nach Christus.
Auf das Jahr 1411 hingegen geht der Bericht über Konsolidierungsarbeiten zurück: „Unser Herr Papst Johannes XXIII. ließ Mastro Antonio da Todi und seine Gefährten mit dem Bau der Mauern der Leoninischen Stadt beginnen, das heißt des Korridors vom Apostolischen Palast in Richtung Engelsburg (...), und begann mit den Maurerarbeiten und ließ viele Arbeiter die Mauer und den Korridor des Apostolischen Palastes bis zur Burg errichten“.
Auf diesen „Korridor“ stützten sich im Laufe der Zeit verschiedene Gebäude. Im Jahr 1527, dem Jahr der Plünderung Roms, des „Sacco di Roma“, nutzte der Papst den Passetto, um den Landsknechten zu entkommen, aber damals hatte die Mauer ihre ausschließlich militärische Nutzung bereits verloren und war Teil des Viertels, wie sie dies heute ist.
Pius IV. ließ auch einen Wassergraben und eine weitere Mauer hinter dem Passetto errichten, da er eine Invasion der Türken befürchtete, und nach und nach entstand die „Civitas pia“ mit ihrer Hauptdurchgangsstraße: dem Borgo Pio.
Im Passetto öffneten sich Bögen und Straßen, die noch heute existieren: Via di Porta Angelica, Via del Mascherino, Vicolo del Farinone, Via del Campanile. Die endgültige Form des Passetto, der Verteidigungsmauer des Borgo, am Ende des 16. Jahrhunderts war feierlich und das Werk großer Architekten. Drei Kilometer, zehn Bastionen, fünf Haupttore, vier Höfe und zwei Keile.
Im Laufe der Zeit kamen zu den militärischen Bauten auch private Gebäude verschiedener Art hinzu. Und der Abriss der Spina betraf auch den Corridore. Der Passetto verlor die an ihn angelehnten Häuser, zumindest auf einer Seite, und wurde restauriert und teilweise neu gestaltet. Dies war bereits bei der Porta Angelica geschehen, deren Torbogen verdoppelt worden war. Spaccarelli stellte das Projekt 1934 in der Zeitschrift „Capitolium“ vor.
Nach dem Abriss der an den Passetto angelehnten Häuser im Jahr 1940 wurden die Mauern restauriert und Versuche zur Neugestaltung des Korridors des Borgo unternommen. Alberto Terenzio, Superintendent von Rom von 1928 bis 1952, war für die Beschaffung von Mitteln für die Restaurierung und die neuen Anforderungen verantwortlich. In einem Schreiben an das Ministerium für nationale Bildung stellte er einen kleinen restaurierten Teil und den Zustand des restlichen Passetto vor. Er fügte Fotos von vorher und nachher bei und vor allem von dem, was noch zu tun war.
Es wurden nur dringende Arbeiten genehmigt, sonst nichts. Aber Terenzio gibt nicht auf. Er erläuterte die neuen städtischen Anforderungen, einschließlich des Straßensystems. 1945 erließ die Generaldirektion des Ministeriums für Volksbildung einen Vermerk, in dem sie forderte, dass die neuen Tore, die im Passetto eröffnet wurden, deutlich von den alten getrennt werden sollten. So wurde in Porta Castello ein zweiter Bogen eröffnet, der sich jedoch gut von dem alten unterschied.
Eine weitere Kuriosität. 1940 sah der Direktor von Castel Sant’Angelo bei einer Inspektion des Passetto, den der Heilige Stuhl als sein Eigentum beanspruchte, ein Aquädukt, ein Elektrizitätsnetz und ein Telefonnetz. Beim Abriss des Gebietes waren diese Probleme der Anpassung der Versorgungsnetze nicht berücksichtigt worden, und der Abriss der Häuser hatte das Wassernetz nicht nur für Brunnen und Zisternen, sondern auch den zur Leoninische Stadt gehörenden Teil des Passetto beschädigt.
Der Passetto wurde größtenteils umgebaut und nicht restauriert, was auch das Ergebnis einer nunmehr überholten Vorstellung von Konservierung ist.
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