Völker, hört die Signale: Der "Synodale Atheismus" marschiert ...

8. September 2021 in Kommentar


Big Boss Bätzing kann es nicht lassen. Er kommentiert zur römischen Synoden-Vorbereitung - Ein kath.net-Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Big Boss Bätzing kann es nicht lassen. Er kommentiert zur römischen Synoden-Vorbereitung: "Der Synodale Weg, den Papst Franziskus mit der ganzen Kirche geht, und der Synodale Weg in Deutschland sind zwei Wege, die ein gemeinsames Ziel haben: die Frohe Botschaft des Evangeliums heute unter den ‚Zeichen der Zeit‘ sichtbar und lebbar zu machen; es geht dabei um eine Stärkung im Glauben, eine Erneuerung der Kirche und ein Wiedergewinnen an Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Beide Wege ergänzen einander. (...) Diese Dynamik begrüße ich." Interessant. Was meint der DBK-Vorsitzende aber mit "Dynamik"? Wahrscheinlich die offenkundige Spannung zwischen den "zwei Wegen", die dieser Kommentar verschlagen wegdefinieren will?

Spannungen von erheblicher Brisanz waren in jüngster Zeit auch vom nationalen Kampfplatz zu melden: Nicht wenige Beobachter, auch Mitwirkende nehmen Anstoß an den Papieren, die in den Synodalforen der "deutschen Kirche" durchgesetzt werden sollen. Die Praxis des deutschen Sonderwegs orientiert sich bislang nicht im geringsten an dem Konzept, das vom römischen Synodensekretariat am 7. September publiziert wurde. Wer das Vorbereitungsdokument im Originaltext liest, kann doch, trotz einiger progressiver Elemente, die Bätzings Kommentar prompt überstrapaziert, überhaupt nicht auf die Idee kommen, dass der "weltweite" Synodale Weg, den der Papst will, der deutschen Inszenierung auch nur entfernt ähnlich sieht. Daher wird auch das angeblich gemeinsame Ziel auf das flacheste nur mögliche Niveau abgesenkt: "Die 'Frohe Botschaft des Evangeliums heute' unter den 'Zeichen der Zeit' sichtbar und lebbar machen." Diese von Bätzing als Allzweckwaffe immer und immer wieder eingesetzte Phrase hat keinen Inhalt, der außerhalb der konfessionell gebundenen "Arbeitswelt" (besser: dem kirchensteuerfinanzierten Freizeitpark) vermittelbar wäre. Es wird so sein, dass Georg Bätzing gelegentlich, beispielsweise im Urlaub, noch Literatur konsumiert, die nicht aus seiner Feder stammt. Aber anscheinend entdeckt er überall nur - ganz begeistert - sein Spiegelbild, wie Narziss in der Pfütze. Dogmatik verkehrt: Die 'Zeichen der Zeit' sind irreversibel, unfehlbar definiert. Ihre "Analyse" steht für die deutschen Bischöfe seit etwa 1971 fest, als die 'Gemeinsame Synode' zu Würzburg begann (ohne Beteiligung der DDR-Diözesen). Was damals richtig war, kann heute nicht falsch sein? Sonst wären die diözesanen Machthaber von heute oder ihre Förderer nicht von den damaligen Machthabern in die Positionen befördert worden! Für die allermeisten Dynamiker von heute war es jedenfalls Karrierebedingung, auf die damalige Analyse zu schwören, teils schon in "dritter Generation". Wie sehr die Welt sich in den letzten 50 Jahren verändert hat, das spielt kaum eine Rolle, wenn man sich immer nur in kirchlichen Häusern bewegt, nur mit kirchlichen Beschäftigten spricht und den immer gleichen Jargon kirchlicher Kommunikation mit Leidenschaft einstudiert hat. Nur der Wirkungskreis wird immer schmaler.

Allerdings kannten die Synodenbeschlüsse der bewegten Siebziger Jahre immerhin noch Ansätze einer theologisch fundierten Sprache, mieden das kirchliche Lehramt noch nicht vollends und reduzierten den Glauben noch nicht auf ein Herzstärkungsmittel ohne geistlichen Nährwert. Wenn Bätzing die "Stärkung im Glauben" (nicht etwa: des Glaubens) heranzieht, dann muss einem angst und bange werden. "Ich glaube mir", so darf man bekanntlich sein Credo zusammenfassend würdigen. Ein Glaube, der kognitiv kaum mehr vermittelt wird, von der oben zitierten Evangeliumsphrase (und wenigen mehr) einmal abgesehen, zielt nur noch auf die "Stärkung" der Selbstgewissheit, auf einem guten Weg zu sein, gottgewollt. Der Gott, von dem da allenfalls die Rede ist, wird wohl so klein sein wie ein Hamster im Aktenkoffer des Bischofs. "Gott geht alle Wege mit." Das kann richtig, also katholisch gemeint sein. Es kann aber auch simpler Wahlkampf mithilfe der Seenotrettung sein, wie neulich vom ZDF aus Palermo übertragen: EKD-Retter Heinz Strohm (SPD) präsentiert seinen "guten Gott" gern als das angenehme Gefühl, historisch und politisch der richtigen Seite zuzujubeln. "Völker, hört die Signale ..." Bätzing würde kommentieren: Diese Dynamik begrüße ich! Das ist die Dynamik des Weltgeistes, der uns immer weiter vorwärts treibt, weil nunmal "Veränderung" anstehe. Wenn die Welt sich aber bockig zeigt und die 'Zeichen der Zeit' der bischöflichen Prognose hohnsprechen, dann steht immer noch "Veränderung" in der Kirche an. Denn da kann man sie ja befehlen, so weit der Arm des Arbeitgebers reicht. Veränderung wohin? "Um die 'Frohe Botschaft des Evangeliums heute' unter den 'Zeichen der Zeit' sichtbar und lebbar machen." Im Klartext: Um einfach mal zu verändern! Aber ist "neu" auch besser? 'Klaube nur!' Wortklauberei also statt Wort Gottes, Wortspiele statt Sakrament. Die 'Botschaft Jesu' war aber Jesus Christus selber. Oder etwa nicht?

Die Eigendynamik des 'nationalen Synodalismus' nähert sich schon seit einiger Zeit dem kritischen Grenzwert, an dem das Reformpalaver in unverhohlenen Atheismus umschlägt. Man redet so ausschließlich und total von der Kirche als zukünftiger Kirche, als Kirche-im-Werden, dass der Gott Jesu Christi im Heiligen Geist zur zufälligen Nebenfigur im Drama wird, die unbemerkt entfallen kann. Eine Selbstzweck-Kirche kann aber nicht die wahre Kirche Christi sein. Irgendwie "gottgläubig" werden die meisten Als-ob-Synodalen noch sein. Wer sein Gehalt vom Bischof bezieht, der wird nicht allzu offen hinausposaunen, dass er nur noch von Zeit zu Zeit meditiert, aber nicht mehr zu Gott betet. Ein moralisch-therapeutischer Deismus hat spirituelle Vorzüge gegenüber der überlieferten Religion des ehemals christlichen Abendlandes. Man kann noch unbefangener seine Forderungen, zumeist "an die Politik" adressiert, religiös untermauern, sich selber den Geboten Gottes aber entziehen, sogar voller Stolz.

Die deutsche 'Kirche der Zukunft' wird eine sein, bei der sich ihre wenigen, übriggebliebenen Beschäftigten von Zeit zu Zeit versammeln, um einander ihre edle Gesinnung und vortreffliche Haltung zu bestätigen, indem sie über die dunkle, fromme Vergangenheit milde-verstört herziehen. "Ein Haus voll Glorie schauet, weit über alle Land." Die greisen Chefdynamiker im Ruhestand werden ihren wenigen Zuhörern kaum noch begreiflich machen können, dass es in ihrer Kindheit noch Sonntagsmessen gab, an denen Familien aller Generationen teilnahmen, übervolle Messen sogar, an Hochfesten oder auf Wallfahrten. "Oh lass' im Hause Dein uns all' geborgen sein." Vielleicht wird dann auch dem Emeritus Bätzing, hochbetagt, ein leiser Seufzer entfahren, ein Anflug von Reue: "Ach ja, und dann betraten wir den synodalen Weg in den ekklesiogenen Atheismus ..." Es war eine schöne Religion. Es war eine liebenswürdige Kirche. Dann aber hieß es: Alles muss raus! Schlussverkauf bei DBK und ZdK.

 

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