"Aus dem Verhalten der Medien kann man Wichtiges lernen"

13. September 2021 in Aktuelles


Der Grad der Säkularisierung unserer Gesellschaft ist schmerzhaft hoch. Und je weiter die Säkularisierung fortschreitet, umso mehr braucht es Medien, deren Leitbild das Evangelium ist - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Wer es wirklich wissen will, wie weit die Säkularisation unserer Gesellschaft fortgeschritten ist, kann als einen von mehreren möglichen Markern die Medien beobachten. Dabei kommt es weniger darauf an, wie und wie oft es offen kirchenfeindliche Berichte gibt. Bad News are Good News, das gilt auch für den, über den die News verbreitet werden. Werden schlechte Nachrichten verbreitet, dann ist nicht nur die Nachricht, sondern auch die Gruppe oder die Person, über die berichtet wird in der Öffentlichkeit. Mag man sich persönlich über schlechte Presse ärgern, doch auch schlechte Presse ist Öffentlichkeit. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich nämlich ein schlechtes Image nutzen und durch gute PR zum eigenen Vorteil drehen. Dennoch ist die Neigung der allermeisten Medien über die Kirche, abseits des Päderastenskandals zu berichten, äußerst gering.

Damit tritt ein weitaus wichtigerer Marker ins Blickfeld, nämlich das offensive Verschweigen. Dabei zeigt sich natürlich, dass niemals alles verschwiegen wird, das wäre zu auffällig. Vielmehr wird gezielt und selektiv verschwiegen. Ein brillantes Beispiel ist der gerade zu Ende gegangene 52. Internationale Eucharistische Kongress in Budapest. In den deutschen Medien hat dieses katholische Großereignis dem Grunde nach nicht stattgefunden. Ganz verschwiegen wurde es dennoch nicht. Die politische Abneigung des Papstes gegen den ungarischen Regierungschef wurde gerne aufgegriffen und als Grund für den nur Stunden dauernden Besuch in Ungarn genannt. Damit hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Man hat ja den Kongress gar nicht verschwiegen. Es wurde ja berichtet. Zum anderen konnte man dem in fast allen Medien ungeliebten Victor Orban die Abneigung, die die internationale Sympathiefigur Papst Franziskus gegen ihn zu haben scheint, entgegenhalten. Von der grandiosen Eucharistischen Prozession am Abend des vergangenen Samstags gab es nichts zu lesen. Warum auch? Die ganze Budapester Innenstadt war von der friedlichen und fröhlichen Prozession dominiert. Keine Nachricht? Wirklich?

Um den Kommentar, der keine Medienschelte sein soll, nicht zu einer solchen werden zu lassen, jedenfalls nicht mehr, als es in diesem Zusammenhang nötig ist, sei ergänzend darauf hingewiesen, dass auch die Internetseite der DBK und das von der Fa. APG im Auftrag der Bischofskonferenz betriebene Nachrichtenportal nur sehr wenig Informationen über den Eucharistischen Kongress zu bieten hatten. Auch hier steht nicht Medienschelte im Vordergrund, sondern Beobachtung und Feststellung. Die Verantwortlichen für die Seiten müssen entscheiden, was in welchem Umfang relevant ist. Warum gab es kein Grußwort des Vorsitzenden der DBK an den 52. Internationalen Eucharistischen Kongress in Budapest? Die Frage kann man sich stellen. Für Journalisten säkularer Medien muss genau der Grad der Bedeutung, den Primärquellen einem Ereignis offensichtlich beimessen, auch ein Maßstab für die eigene Beurteilung der möglichen Relevanz eines Themas sein. So kann sich jeder, der einmal die Haltung eines Redakteurs einer beliebigen Zeitung einnimmt mit einer einfachen Suchmaschinenrecherche ein Bild von der offensichtlichen Relevanz des Themas 52. Internationaler Eucharistischer Kongress in Budapest für die katholische Kirche in Deutschland verschaffen. Die Relevanz geht gemäß dieser Beobachtung gegen Null! Warum sollte man eine einzige Zeile auf Papier oder einen kostbaren Beitrag auf dem Portal dafür verwenden?

Mithin ist also nicht nur an der Öffentlichkeit dieser Kongress vorbeigegangen, auch Katholiken hatten, so überhaupt ein Interesse vorlag, Probleme sich zu informieren. Dabei gilt es zu bedenken, dass die privaten katholischen Medien, wie dieses Portal, aber auch private Katholische Fernsehsender oder Zeitungen und Internetportale nur Nischenprodukte sind, die eine enge Filterbubble kaum einmal durchdringen. In allen diesen Nischenprodukten wurde intensiv und fortlaufend über den 52. Internationale Eucharistische Kongress in Budapest, in Wort, Bild und Ton berichtet. Man hatte Korrespondenten vor Ort und hielt den eigenen Leser und Zuschauer bestmöglich informiert. Wer gezielt und mit den richtigen Stichworten im Netz sucht, wird bestens fündig. Aber: Innerhalb einer engen Filterbubble und ohne Auswirkung und Ausweitung in den säkulären Nachrichtenbereich.

Da liegt des Pudels Kern. Es ist nicht etwa so, als würde in diesen Medien dilettantisch oder auch nur semiprofessionell gearbeitet. Was dort an Fernsehen gemacht wird, braucht sich vor öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten qualitativ wahrlich nicht zu verstecken. Es gab grandiose Bilder aus Budapest. Was an Netz- und Zeitungsjournalismus passiert, braucht sich vor ebenfalls den großen Medien nicht verstecken. Es sind inzwischen auf mehreren Portalen wirklich gute Texte im Netz. Dennoch, es dringt in den säkularen Raum nicht vor. Einzig das Bildmaterial der Bildagenturen lässt, davon kann der Verfasser diese Zeilen nicht nur wegen des aktuellen Ereignisses ein Lied singen, in der Regel echt zu wünschen übrig. Verständlicherweise, denn auch für die Agenturen gelten obige Kriterien für Relevanz. Vielleicht gründet mal einer eine private katholische Bildagentur, die in solchen Fällen Material anbietet. Wir haben innerhalb der Bubble wirklich alles außer einer Bildagentur. Ist das schon mal jemandem aufgefallen?

Der Grad der Säkularisierung unserer Gesellschaft zeigt sich also einerseits in der Ignoranz der säkularen Medien gegenüber kirchlichen Themen, die keinen Skandalcharakter haben, auf der einen Seite und wie in einem Spiegelbild dem Heranwachsen privater katholischer Medien mit stetig steigender Qualität auf der anderen Seite. Das ist kein Drama. Im Gegenteil kann man das als Vorteil sehen, denn in einer immer kälter werdenden Gesellschaft könnten es gerade diese Medien sein, die irgendwann für viele haltlos gewordene Menschen ein Halt sein können, weil sie anders und über andere Themen berichten. Gott schreibt, so sagen wir, auch auf krummen Zeilen gerade. Die aus der Not entstandenen Medien – es sind mehr als man denkt – können in nicht allzu ferner Zeit Not wendende Medien werden. Wer also kann sollte diese Art private katholische Medien in jeder ihm möglichen Hinsicht unterstützen. Die existierende Vielfalt ist dabei ein Pfund, mit dem es zu wuchern gilt.

Der Grad der Säkularisierung unserer Gesellschaft ist schmerzhaft hoch. Und je weiter die Säkularisierung fortschreitet, umso mehr braucht es Medien, deren Leitbild das Evangelium ist. Auch das kann man aus dem deutschen säkularen medialen Totalausfall rund um den 52. Internationalen Eucharistischen Kongress in Budapest lernen.


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