Gebet und tatkräftige Hilfe gehören zusammen

16. September 2021 in Österreich


Medjugorje-Friedensgebet im Wiener Stephansdom mit Kardinal Schönborn, Tiranas Weihbischof Dodaj und Seherin Pavlovic-Lunetti


Wien  (kath.net/KAP) Im Zeichen des Gebetes um Frieden in der Welt und um ein Ende der Corona-Pandemie ist am Dienstagabend in Wien das Medjugorje-Friedensgebet gestanden. "Wo das Gebet einen starken Strang bildet, da ist Friede möglich", sagte Dompfarrer Toni Faber, der die mit Masken verhüllten Gläubigen im Stephansdom begrüßte. Das Friedensgebet möge ein Beitrag zur Überwindung der Corona-Krise sein, so Fabers Wunsch für die Gebetsveranstaltung, die zum bisher 14. Mal stattfand. Das über fünfstündige Programm umfasste Glaubenszeugnisse, Gebete und Lieder sowie Beispiele, wie aus der Kraft des Glaubens heraus starke soziale Initiativen entstehen können. Höhepunkt war einen Gottesdienst mit Kardinal Christoph Schönborn. Über den Wert der Begegnung sprach der Weihbischof von Tirana, Arjad Dodaj.

Der erst 44-jährige Bischof berichtete von seinem Aufwachsen im kommunistischen Albanien, der Flucht als Jugendlicher im Boot über die Adria nach Italien und seinem Kennenlernen des christlichen Glaubens in einer Gebetsgruppe. Nachdem die schulische Indoktrinierung in Diktatur-Zeiten Gott immer als "große Lüge der Priester" - die damals alle tot oder inhaftiert waren - vermittelt hatte, hätte ihn keine Katechese vom Gegenteil überzeugen können, sagte er. Wohl aber sei dies der Freundlichkeit und dem Entgegenkommen jener jungen Christen gelungen, die ihn damals mit 16 Jahren in Italien mit offenen Armen aufnahmen. Dodaj war damals der Gemeinschaft "Söhne und Töchter vom Kreuz" begegnet, an deren Gebetstreffen, Exerzitien und Pilgerfahrten er sich fortan beteiligte.

Die Erfahrung der "Frische des Glaubens" sowie das Kennenlernen der Jungfrau Maria als Gottes "Revolution der Zärtlichkeit" hätten ihn zu Taufe und Firmung geführt und schließlich auch seine geistliche Berufung erkennen lassen. 2003 wurde Dodaj von Papst Johannes Paul II. im Petersdom zum Priester geweiht und wirkte lange in Rom als Jugendseelsorger, ehe er 2017 als Generalvikar der Erzdiözese Tirana in seine albanische Heimat zurückgerufen und dort am 15. September 2020 zum Bischof geweiht wurde. Fasten und Leid ertragen Über "Zärtlichkeit" sprach beim Friedensgebet auch Marija Pavlovic-Lunetti, die zur Gruppe der Seher von Medjugorje gehört. Die Gegenwart der Jungfrau Maria - der sie laut eigenen Angaben bei Erscheinungen allabendlich begegnet - sei Ausdruck von Gottes Liebe zu den Menschen, so die bei Mailand lebende vierfache Mutter.

Sie selbst verspüre inneren Drang und die Aufgabe, "den Menschen nahe zu sein, die nicht glauben, keine Zukunftshoffnung haben oder wegen Problemen wie etwa Arbeitslosigkeit oder der Pandemie in Ängsten leben". Diese Nähe praktiziere sie vor allem im Gebet, erklärte die 56-Jährige, denn: "Mit Gebet und Fasten lassen sich sogar Kriege beenden." Dass auch Leid und das Ertragen von Unpässlichkeiten einen Wert für den Glauben darstellen könnten, hob Kardinal Christoph Schönborn in seiner Predigt hervor. Jesus Christus in seiner Passion und später auch der Apostel Paulus hätten dies eindrücklich vorgezeigt. "Evangelisierung ist dort möglich, wo nicht jeder nur auf sein Recht pocht", so der Wiener Erzbischof, der mit einer sehr persönlichen Begebenheit schloss.

Sein eigener Vater - der "kein Kirchgeher" war - habe am Sterbebett über das Kreuz folgenden Satz aus einem Buch zitiert: "Die Vorderseite ist Leid und Schmerz, die Rückseite Freude". Dies komme dem "Geheimnis des Kreuzes" sehr nahe, befand Schönborn, der hier auf das am Dienstag gefeierte Kirchenfest der "Kreuzerhöhung" einging. Nährende Hilfe Mehrere mit dem Wallfahrtsort Medjugorje verbundene Initiativen wurden im Rahmen des Gebetsabends vorgestellt, darunter die Gemeinschaft "Cenacolo" für ehemalige Drogenabhängige sowie die in der Steiermark wirkende Ordensgemeinschaft "Königin des Friedens". Klara Heidlberger von "Mary's Meals" verkündete bei dem Gebetstreffen das Erreichen eines "Meilensteins" ihrer Schulernährungsinitiative: Zwei Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Welt würden derzeit tagtäglich mit einer sättigenden Schulmahlzeit versorgt, was nicht nur deren Überleben, sondern auch den Schulbesuch sicherstelle. "Unsere Vision ist, dass jedes Kind eine tägliche Mahlzeit in der Schule erhält und dass diejenigen, die mehr haben als sie benötigen, mit jenen teilen, denen das Nötigste zum Leben fehlt", so die Geschäftsführerin des in Medjugorje gestarteten, von Ehrenamtlichen getragenen Projekts.

Der Hunger sei weltweit im Zuge der Pandemie noch gestiegen, "und zwar nicht nur nach Nahrung, sondern auch nach Hoffnung", hob Mary's Meals-Gründer Magnus McFarlane-Barrow in einem Videogruß hervor. Die sich im Namen auf die Jungfrau Maria berufende Initiative bemühe sich darum, "Zeichen der Hoffnung und von Gottes Liebe" zu sein. Dass mittlerweile auch Pfarren in Österreich ganze Schulküchen für teils über 1.000 Kinder in Afrika finanzieren, zeigten beim Friedensgebet Helfer aus Oberösterreich vor. Vorgestellt wurden auch laufende Charityevents zugunsten Mary's Meals wie etwa die Sportaktion "Move for Meals", ein Benefizabend in Baden mit "Starmaniac" David Mannhart sowie ein Adventkonzert in Perchtoldsdorf. "Ort des Getragenseins" Vier Jugendliche hatten gleich eingangs vom diesjährigen Internationalen Jugendfestival in Medjugorje Anfang August erzählt.

Die Teilnahme am "Mladifest" sei für sie "das absolute Sommer-Highlight" gewesen, sagte Christine (20), während die 18-jährige Anna von einer erhebenden Erfahrung von derart vielen - es waren mehrere Zehntausend - singenden, tanzenden und betenden jugendlichen Pilgern sprach. Die 17-jährige Kathrin berichtete, sie sei zu diesem Anlass erstmals nach Medjugorje gereist, und zwar mit Skepsis. Vor Ort habe dann aber das Gefühl überwogen, "getragen und geliebt zu sein" und aufgrund des Glaubens mit allen vor Ort eine Familie zu bilden. Aus Medjugorje werden seit 1981 Erscheinungen der Gottesmutter Maria berichtet, über deren Echtheit der Vatikan bisher kein abschließendes Urteil gefällt hat. Bis zu zwei Millionen Menschen pro Jahr pilgerten vor der Corona-Krise jährlich in den in der Herzegowina gelegenen Wallfahrtsort. Auf diesen beziehen sich Gebetsgruppen, die im Lauf der 40 Jahre in allen Bundesländern Österreichs entstanden sind, sowie auch das seit 2008 jährlich durchgeführte Friedensgebet im Wiener Stephansdom.

 

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