22. September 2021 in Kommentar
"Auch in sogenannten 'katholischen' Medien wird angstvoll und anbiedernd schräg über den Marsch für das Leben berichtet." - Man schreibt "Abtreibungsgegner", meidet aber Begriffe "Lebensgegner/Lebensrechtsgegner" - Gastkommentar von Martin Lohmann
Bonn (kath.net) Es fällt immer wieder auf: Wenn über den jährlichen „Marsch für das Leben“ in Berlin berichtet wird, dann haben offensichtlich auch sogenannte katholische Medien lieber eine Schere im Kopf als den Mut zur fairen Berichterstattung. Immerhin: Sie berichten wenigstens. Sie kommen ja auch längst nicht mehr daran vorbei, dass jedes Jahr mehrere Tausend Menschen aller Altersgruppen und verschiedener Glaubensüberzeugungen in der Hauptstadt ein klares Zeugnis für das Leben und das unteilbare Recht auf Leben geben. Friedlich. Vorwurfsfrei. Logisch. Menschengerecht.
Doch die mentale Verklemmung verrät sich dann immer wieder bei so manchen Formulierungen. Wie selbstverständlich schreibt man von „Abtreibungsgegnern“. Gemeint sind wohl jene, die Tötungsgegner sind und mit ihrem eindeutigen Ja zum Leben nichts Verbotenes, sondern etwas notwendig Gebotenes tun und verkünden.
Die Beschreibung der Gegner dieses Rechts als „Lebensgegner“ oder „Lebensrechtsgegner“ sucht man vergebens. Obwohl: Das wäre nur zu logisch und in der Sache auch korrekt.
Ebenso werden diejenigen, die sich für den Schutz des Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod engagieren, als Gegner eines „Rechts auf Abtreibung“ bezeichnet, oder besser: diffamiert. Als gebe es dieses „Menschenrecht“ auf Tötung von (noch nicht geborenen) Menschen!
Und auf katholisch.de, dem inoffiziell offiziellen beziehungsweise offiziell inoffiziellen Portal der Bischofskonferenz (siehe Link), werden dann auch bessere Schutzmaßnahmen für das Leben, wie es sie beispielsweise in Texas jetzt gibt, diskreditierend als „restriktive Regelungen“ bezeichnet, die – oh Schreck – Lebensschützer und Lebensrechtler doch tatsächlich als „großen Fortschritt“ sehen. Aber „zum Glück“ und geradezu erleichternd kann man auch gleich erwähnen, dass es „doch gegen den Marsch auch Protest gab“.
Tja, und damit niemand auf die Idee kommt, fair und frei über dieses Engagement für das Leben zu denken, liefert man dann abschließend noch rasch die übliche Denkkeule, vor der man gefälligst zurückschrecken und sich ducken sollte. Man erklärt den Marsch für „umstritten“. Huihuihui. Das liege „an der Nähe der Lebensschutzbewegung zur AfD“. Treffer. Versenkt. Das geht nun gar nicht. Ob es stimmt, spielt da keine Rolle mehr. Hauptsache: Verunglimpft, diskreditiert, beschädigt. Denn mit dieser so unmöglichen Partei, bei der eine Differenzierung in der Bewertung schon lebensgefährlich sein könnte, darf es nun mal auf Kilometer keine irgendwie geartete Überzeugungsverbindung geben. Wenn DIE für den Lebensschutz sind, dann ist halt der Lebensschutz insgesamt iggiddegitt. Oder, wie man das gerne so nennt: höchst „umstritten“. Würde jemand von der Linken für das Leben sein, wäre das wohl kein Problem. Absurd. Oder nur infantil?
CancelCulture. Kontaktschuld. Die Mechanismen der Extremisten funktionieren bis in die Kirche hinein. Diese Werkzeuge der Antidemokraten wirken, sind längst salonfähig gemacht worden - und werden durch solche „Berichterstattungen“ sanktioniert. Das ist weder christlich noch fair. Schon gar nicht katholisch. Und wenn dann noch behauptet wird, wegen der unterstellten Nähe zu einer im Bundestag und in anderen Parlamenten vertretenen demokratisch gewählten Partei würden „oft nur wenige Bischöfe an der Veranstaltung“ teilnehmen, dann ist das geradezu perfide.
Es hat ein Geschmäckle und atmet den Geist der Unterwerfung und der Lebensrechtsphobie. Schräg. Ganz schräg. Schade und nun wirklich bedenklich, dass auch sogenannte katholische Medien, die mit satten Kirchensteuergeldern finanziert und gepampert werden, den linksextremen Rattenfängern auf den Leim gehen und in vorauseilendem Gehorsam mit einem mentalen Kotau das Virus der Falschheit willigst empfangen. Qualitätsjournalismus jedenfalls sieht anders aus.
Foto oben: Martin Lohmann (c) LohmannMedia
Foto unten: Zur Dokumentation: Selbstbeschreibung von katholisch.de im September 2021
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