Die Notwendigkeit der Gewissheit Gottes

23. September 2021 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: also müssen Gott selbst verdunkelt und die Menschen zu einfachen Spielsteinen reduziert werden, die auf dem großen Schachbrett der Macht bewegt werden. Pater Pio: ‚der Ruhm des Kreuzes’. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) 23. September, Donnerstag der 25. Woche im „Jahreskreis“, Fest des heiligen Pater Pio von Pietrelcina. Pater Pio wurde am 25. Mai 1887 als Francesco Forgione in Pietrelcina, Diözese Benevento, geboren. Am 6. Januar 1903 trat er in den Orden der Minderen Kapuziner ein und wurde am 10. August 1910 in der Kathedrale von Benevento zum Priester geweiht. Am 28. Juli 1916 ging er nach San Giovanni Rotondo am Gargano, wo er, abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen, bis zu seinem Tod am 23. September 1968 blieb.

Am Morgen des 20. September 1918 empfing er beim Gebet vor dem Kruzifix im Chor der alten Kirche das Geschenk der Stigmata, die ein halbes Jahrhundert lang offen und blutend blieben. Im Laufe seines Lebens widmete er sich seinem priesterlichen Dienst, gründete Gebetsgruppen und ein modernes Krankenhaus, das er „Haus zur Linderung der Leiden“ nannte.

Er wurde von Johannes Paul II. am 2. Mai 1999 seliggesprochen und dann am 16. Juni 2002 heiliggesprochen.

Im Heiligen Jahr„der Barmherzigkeit“ 2016 wurden die sterblichen Überreste des Heiligen in den Petersdom gebracht. Allein am ersten Tag verehrten ihn 80.000 Gläubige. Somit „rettete“ Pater Pio dieses außerordentliche Heilige Jahr, das im Nichts zu verschwimmen drohte. Insgesamt dürften dann 300.000 Gläubige vor seinem gläsernen Sarg eingehalten haben. Zahlen, an die man sich in den Zeiten einer sogenannten Pandemie und eines induzierten „Notstands“ nur wehmütig zurückerinnern kann.

Predigt des heiligen Papstes Johannes Paul II. zur Heiligsprechung am 16. Juni 2002:

»Mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht« (Mt 11, 30).

1. Die soeben gehörten Worte Jesu an die Jünger helfen uns, die wichtigste Botschaft dieses feierlichen Gottesdienstes zu verstehen. Ja, wir können sie in gewisser Weise als eine wunderbare Zusammenfassung des ganzen Daseins des heute heiliggesprochenen Paters Pio da Pietrelcina ansehen.

Das im Evangelium verwandte Bild vom »Joch« ruft die vielen Prüfungen in Erinnerung, die der demütige Kapuziner von San Giovanni Rotondo durchstehen mußte. An ihm sehen wir heute, wie wenig das »Joch« Christi drückt, und wie leicht seine Last ist, wenn man sie mit treuer Liebe trägt. Leben und Sendung von Pater Pio bezeugen, daß Schwierigkeiten und Leid, wenn sie aus Liebe angenommen werden, sich in einen bevorzugten Weg der Heiligkeit verwandeln, der die Perspektive auf ein viel höheres Gut öffnet, das nur der Herr kennt.

2. »Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen« (Gal 6, 14).

Zeichnete sich Pater Pio nicht hauptsächlich dadurch aus, daß er sich »des Kreuzes rühmte«? Die von dem einfachen Kapuziner aus Pietrelcina gelebte Spiritualität des Kreuzes ist überaus aktuell. Unsere Zeit muß diesen Wert wiederentdecken, damit sie das Herz auf die Hoffnung hin öffnet.

In seinem ganzen Leben hat er eine immer größere Ähnlichkeit mit dem Gekreuzigten angestrebt, wobei er sich seiner besonderen Berufung bewußt war, in einzigartiger Weise am Heilswerk mitzuwirken. Ohne diesen ständigen Bezug auf das Kreuz versteht man seine Heiligkeit nicht.

Im Plan Gottes ist das Kreuz das wahre Heilswerkzeug für die ganze Menschheit und der vom Herrn ausdrücklich angebotene Weg für alle, die ihm nachfolgen wollen (vgl. Mk 16, 24). Der heilige Bruder vom Gargano hatte dies vollkommen erkannt, als er am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel im Jahr 1914 schrieb: »Wenn wir zu unserer endgültigen Bestimmung gelangen wollen, müssen wir dem göttlichen Haupt folgen. Gott will die erwählte Seele auf keinen anderen als den von ihm beschrittenen Weg führen; ich meine, auf den Weg der Selbstverleugnung und des Kreuzes« (Epistolarium II , S. 155).

3. »Ich, der Herr, bin es, der auf der Erde Gnade schafft« (Jer 9, 23).

Pater Pio war ein hochherziger Ausspender der göttlichen Gnade, indem er allen zur Verfügung stand durch die Aufnahmebereitschaft, die geistliche Führung und besonders durch die Spendung des Bußsakraments. Auch mir wurde das Privileg zuteil, in meinen Jugendjahren in den Genuß seiner Verfügbarkeit gegenüber den Beichtenden zu kommen. Der Dienst im Beichtstuhl, der für sein Apostolat kennzeichnend war, hat große Scharen von Gläubigen zum Kloster von San Giovanni Rotondo hingezogen. Auch wenn dieser einzigartige Beichtvater die Pilger scheinbar mit Härte behandelte, kehrten sie, der schweren Sünde bewußt und wirklich reumütig, fast immer zur versöhnlichen Umarmung der sakramentalen Vergebung zurück.

Sein Beispiel möge die Priester dazu anspornen, mit Freude und Seeleneifer diesen Dienst zu vollbringen, der auch heute sehr wichtig ist, wie ich im Schreiben an die Priester zum vergangenen Gründonnerstag betonen wollte.

4. »Herr, mein ganzes Glück bist du allein.«

So haben wir im Antwortpsalm gesungen. Mit diesen Worten lädt uns der neue Heilige ein, Gott über alles zu stellen, ihn als unser einziges und höchstes Gut zu betrachten.

Denn der tiefste Grund des apostolischen Wirkens von Pater Pio, die eigentliche Wurzel seiner großen geistlichen Fruchtbarkeit findet sich in der festen inneren Verbundenheit mit Gott, deren sprechendes Zeugnis die vielen im Gebet und im Beichtstuhl verbrachten Stunden waren. Er pflegte zu sagen: »Ich bin ein einfacher Bruder, der betet«, überzeugt davon, daß »das Gebet die beste Waffe ist, die wir haben, ein Schlüssel, der das Herz Gottes öffnet.« Dieses grundlegende Merkmal seiner Spiritualität setzt sich fort in den von ihm gegründeten »Gebetsgruppen«, die durch ihr unablässiges und vertrauensvolles Gebet in großartiger Weise zum Wohl der Kirche und der Gesellschaft beitragen. Mit dem Gebet hat Pater Pio eine intensive karitative Tätigkeit verbunden, deren schönster Ausdruck die »Casa Sollievo della Sofferenza« ist. Gebet und Nächstenliebe, das ist die konkrete Zusammenfassung der Lehre Pater Pios, die heute allen erneut angeboten wird.

5. »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.« (Mt 11, 25).

Wie zutreffend erscheinen diese Worte Jesu, wenn man sie auf dich, einfacher und geliebter Pater Pio, bezieht.

Wir bitten dich, lehre auch uns die Einfachheit des Herzens, damit wir zu den Kleinen des Evangeliums gezählt werden, denen der Vater die Geheimnisse seiner Reiches zu enthüllen verheißen hat.

Hilf uns zu beten, ohne zu ermüden, getragen von der Gewißheit, daß Gott weiß, was wir brauchen, bevor wir ihn darum bitten.

Erlange uns den Blick des Glaubens, der in den Armen und Leidenden das leidende Antlitz Jesu zu sehen vermag.

Hilf uns in der Stunde des Kampfes und der Prüfung, und, wenn wir fallen, laß uns die Freude des Sakraments der Vergebung spüren.

Vermittle uns deine zärtliche Verehrung für Maria, die Mutter Jesu und unsere Mutter.

Begleite uns auf dem Pilgerweg auf Erden in die selige Heimat, wohin auch wir – so hoffen wir – gelangen werden, um in Ewigkeit die Herrlichkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu schauen. Amen.

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Donnerstag der 25. Woche im „Jahreskreis“:

„In jener Zeit hörte der Tetrarch Herodes von allem, was durch Jesus geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen“ (Lk 9,7-9).

Benedikt XVI., aus der Predigt am 6. Januar 2011, Hochfest der Erscheinung des Herrn:

Herodes ist ein Mann der Macht, der im anderen nur einen Rivalen zu erblicken vermag, der bekämpft werden muss. Bei näherer Betrachtung erscheint auch Gott ihm im Grunde als ein Rivale, ja sogar als ein besonders gefährlicher Rivale, der die Menschen ihres Lebensraums, ihrer Unabhängigkeit, ihrer Macht berauben will: ein Rivale, der den Weg vorgibt, den man im Leben beschreiten soll, und so verhindert, alles zu tun, was man will. Herodes hört von seinen Schriftgelehrten die Worte des Propheten Micha (5,1), aber sein einziger Gedanke gilt dem Thron.

Also muss Gott selbst verdunkelt und die Menschen zu einfachen Spielsteinen reduziert werden, die auf dem großen Schachbrett der Macht bewegt werden.

Herodes ist eine Gestalt, die uns nicht sympathisch ist und die wir aufgrund ihrer Brutalität instinktiv negativ beurteilen. Aber wir sollten uns fragen: Vielleicht ist etwas von Herodes auch in uns? Vielleicht betrachten auch wir Gott manchmal als eine Art Rivalen? Vielleicht sind auch wir blind gegenüber seinen Zeichen, taub gegenüber seinen Worten, weil wir meinen, daß er unserem Leben Grenzen setzt und uns nicht erlaubt, nach unserem Belieben über das Leben zu verfügen? Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir Gott in dieser Weise betrachten, dann sind wir letztlich unzufrieden, weil wir uns nicht von dem leiten lassen, der der Grund aller Dinge ist. Wir müssen die Idee der Rivalität aus unserem Geist und aus unserem Herzen vertreiben: die Idee, dass Gott Raum zu geben eine Beschränkung für uns selbst sei. Wir müssen uns öffnen gegenüber der Gewissheit, dass Gott die allmächtige Liebe ist, die nichts hinwegnimmt, uns nicht bedroht. Er ist im Gegenteil der einzige, der uns die Möglichkeit bieten kann, in Fülle zu leben, wahre Freude zu empfinden.

 


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