„Christenverfolgung aus dem toten Winkel holen“

26. September 2021 in Deutschland


„Kirche in Not“ veranstaltete Solidaritätstag in Augsburg.


Augsburg (kath.net/ KiN)

Das Zusammenleben der Religionen im Nahen Osten, die Hilfe für bedrängte Christen weltweit und das Gebet für Glaubenszeugen von heute: Das waren die Hauptthemen des Solidaritätstag für verfolgte Christen am 19. September in Augsburg. „Kirche in Not“ (ACN) und die Diözese Augsburg hatten dazu eingeladen. Für Bischof Dr. Bertram Meier ist das Thema verfolgte Christen eine Herzensangelegenheit, wie er mehrfach betonte: „Christenverfolgung steht bei uns zu oft im toten Winkel, sie wird nicht wahrgenommen. Dieser Tag trägt dazu bei, sie dort herauszuholen und den Finger in die Wunde zu legen“, betonte er in seinem Grußwort im vollbesetzten Haus St. Ulrich.

In seiner Ansprache beim anschließenden Kreuzweg im Augsburger Dom wurde Meier noch deutlicher: „Gerade in den leidenden Christen lebt der Leib Christi; dort bildet er sich ab: weniger auf Kirchenparlamenten oder Synodalen Wegen und mehr auf den Stationen des Kreuzwegs; weniger im Kreisen um sich selbst und mehr im geistlichen Miteinander und in der Solidarität mit der Kirche in Not.“

 

„Überall, wo Menschen in Not sind, da ist auch ,Kirche in Not’“

Eine Feststellung, in die der Ehrengast des Tages, Patriarch Gregorios III. Laham aus Syrien in seiner Ansprache beim Informationsnachmittag einstimmte: „Überall, wo Menschen in Not sind, da ist auch ,Kirche in Not’.“ Das frühere Oberhaupt der melkitischen griechisch-katholischen Kirche, der über 1,6 Millionen Gläubige vor allem in den Ländern des Nahen Ostens angehören, dankte für die Unterstützung des Hilfswerks. Sie komme alle Menschen zugute, weil sich die Kirche im Nahen Osten für alle Bevölkerungsgruppen einsetze.

Über 1400 Jahre hätten Christen und Muslime in Frieden zusammengelebt. Die Gewalt des „Islamischen Staates“ und anderer Terrorgruppen mache auch vor den Muslimen nicht Halt, erklärte Gregorios. Das Ziel der Terroristen sei es, das Zusammenleben der Religionen zu zerstören. „Wir wollen, wir können und wir werden auch weiterhin zusammenstehen“, zeigte sich der Patriarch zuversichtlich.

 

Naher Osten leidet unter „neuen Pandemien, die schlimmer als Corona sind“

Dazu sei es jedoch wichtig, dass die Christen weiterhin im Nahen Osten präsent seien und Schulen sowie karitative Einrichtungen betreiben könnten. In der Region gebe es heute keine Christenverfolgung, aber die Menschen litten unter „neuen Pandemien, die schlimmer als Corona“ seien, so Gregorios. Hunger, Inflation, die anhaltenden Sanktionen gegen Syrien, Wirtschaftskrisen, Rassismus und der schwelende Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern führten dazu, dass immer mehr Christen keine Zukunft mehr in ihrer Heimat sehen und auswandern. Europa habe eine Verantwortung für den Nahen Osten, der Ursprungsregion des Christentums: „Europa muss seiner Identität treu bleiben und den Menschen nicht nur Brot, sondern auch die Nahrung des Evangeliums anbieten“, betonte Patriarch Gregorios abschließend.

Über das Engagement von „Kirche in Not“ für bedrängte Christen weltweit informierte anschließend Projektdirektorin Regina Lynch aus der internationalen Zentrale des Hilfswerks in Königstein im Taunus. Sie war erst vor Kurzem von einer Projektreise aus Syrien und dem Libanon zurückgekehrt. „In Beirut habe ich schreckliche Armut gesehen: kaum Strom, viel Zerstörung, Familien, die im Auto kampieren. Die Menschen leiden fürchterlich unter den Folgen der Explosion vom August 2020“, schilderte Lynch. „Kirche in Not“ unterstütze unter anderem den Wiederaufbau und wolle dadurch verhindern, dass immer mehr junge Christen auswandern. „Wir haben eine Verantwortung, dass die christlichen Wurzeln nicht verschwinden.“

 

Papstreise in den Irak hat Vorurteile gegenüber Christen abgebaut

Lynch war auch Teil der offiziellen Delegation von Papst Franziskus, als dieser März 2021 den Irak besuchte. „Ich habe den Papst sehr bewundert, dass er trotz der Pandemie und der heiklen Sicherheitslage an seinen Plänen festgehalten hat“, erklärte sie. Die Reise habe dazu geführt, dass viele Iraker ihre Vorurteile gegenüber den Christen aufgegeben hätten. „Kirche in Not“ fördert aktuell in Erbil im Norden des Landes die katholische Universität, um jungen Christen berufliche Perspektiven zu eröffnen. Auch in Afrika, Pakistan oder Lateinamerika setze sich „Kirche in Not“ dafür ein, dass Christen ihren Glauben leben und zu einem friedlichen Miteinander beitragen könnten.

 

Unterstützen Sie den Einsatz von „Kirche in Not“ für notleidende und bedrängte Christen in rund 140 Ländern weltweit mit Ihrer Spende – entweder online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
 

 

Foto: Patriarch Gregorios III. Laham, Regina Lynch und der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka (v.l.). © Kirche in Not


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