Lebensschutz: Vatikan-Ethiker Paglia kritisiert "Wegwerf-Mentalität"

30. September 2021 in Prolife


Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben: Es gebe unzählige Hochbetagte, die abgeschoben oder gar getötet würden; Gleiches gelte für Behinderte und unerwünschte Neugeborene


Vatikanstadt (kath.net/KAP/pl) Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, hat eine "Wegwerf-Mentalität" gegenüber Schwachen, Alten und Menschen mit Behinderungen kritisiert. Es gebe unzählige Hochbetagte, die abgeschoben oder gar getötet würden; Gleiches gelte für Behinderte und unerwünschte Neugeborene, beklagte Paglia am Dienstag im Vatikan. Diese Haltung gewinne an gesellschaftlicher Akzeptanz und der Kirche falle es immer schwerer, mit ihrer Position Gehör zu finden.

Auch Papst Franziskus hat zuvor mehrfach - zuletzt auf dem Rückflug seiner Reise nach Ungarn und in die Slowakei - eine "Wegwerf-Mentalität" kritisiert und Abtreibungen verurteilt. Es sei niemals richtig, einen Menschen umzubringen, um ein Problem zu lösen, betonte der 84-Jährige.

Wörtlich hatte Paglia italienischen Medienberichten zufolge gesagt: „Diese Wegwerf-Mentalität gegenüber der gesamten Existenz des Menschen : das Wegwerfen [Aussortieren] derer, die nicht geboren werden wollen, das Wegverwerfen der Alten – der Papst sprach sogar von versteckter Sterbehilfe – von Tausenden und Abertausenden verlassener älterer Menschen, von denen einige sogar getötet wurden, weil das Erbe verlockend ist. Da ist das Thema Sterbehilfe, das Aussortieren derer, die Last sind, aber nichts mehr produzieren, das Aussortieren der Behinderten und der Kinder. Und dann gibt es die Unaufmerksamkeit gegenüber Krankheiten und das Unbehagen der ärmsten Länder, die nicht berücksichtigt werden. Der Papst identifizierte eine der gravierendsten Wunden der zeitgenössischen Kultur: die Tendenz, alles auszusortieren, was nicht zählt. Und wenn es wirtschaftlich bedeutsam ist, ist die Tendenz zum Wegwerfen noch normaler. Gewohnheit trübt das Gewissen und die Kultur und führt zu einem kulturellen und existentiellen Rückzug, sich nicht von Anfang bis Ende um das Leben aller zu kümmern“.

Unterdessen hat der in Mittelitalien gelegene Kleinstaat San Marino am Wochenende Abtreibungen legalisiert. Mehr als 77 Prozent der Wähler befürworteten in einem Referendum den Vorschlag, Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche gesetzlich zuzulassen. Auch zu einem späteren Zeitpunkt soll ein Abbruch möglich sein, wenn etwa das Leben der Mutter in Gefahr ist.

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