Bäng. Der syndige Weg endet im Synexodus.

7. Oktober 2021 in Kommentar


Der Volkserzieher im Bischofsgewand zeigte sich "entsetzt", dass viele so gen. "Synodale" die Versammlung vorzeitig verließen. Strafe muss sein! - Ein kath.net Kommentar von Franz Nobert Otterbeck


Köln (kath.net)

Dieser Kongress tanzt nicht, aber er debattiert auch nicht wirklich. Wer sowohl Verlauf als auch Ergebnisse des Zweiten Parteitags des "Synodalen Wegs" in Frankfurt einigermaßen richtig vorhersagte, braucht die Papierflut im Detail gar nicht mehr zu kommentieren. Disruption. Wenige Tage vor dem revolutionären Ereignis belehrte Bisch Bä-ng (disruptive Schreibweise) noch Merkel, Schäuble und einige B-Prominenz der Politik in Berlin, dass "Unterbrechung" der neue Name der Religion sei. Davon gab er dann eine Kostprobe, als er den nationalen Synodalismus in die Beschlussunfähigkeit zwang. Vor der Presse wurden dann pädagogische Motive angeführt. Der Volkserzieher im Bischofsgewand zeigte sich "entsetzt", dass viele so gen. "Synodale" die Versammlung vorzeitig verließen. Strafe muss sein! Ein paar Schläge auf den Hinterkopf erhöhen immer noch das Denkvermögen. Georg Bätzing gilt bekanntlich als dermaßen hochbegabt, dass Normalsterbliche seiner Logik nicht immer zu folgen vermögen. Die Versammlung ist doch insgesamt kirchenrechtlich sowieso völlig beschlussunfähig. Wozu dann das Theater? Man redete gerade über diözesane Rechenschaftspflichten, ein besonders unbequemes Thema, das man besser 2022 oder 2023 oder 2024 oder ... zu Ende diskutiert.

Irgendwo verloren in den Weiten des Internet geben sich uns namentlich bekannte Redakteure derweil alle Mühe, das desolate "Frankfurter Würstchenkonzil" in ein besseres Licht zu rücken. Zu Wort kommt dort beispielsweise Matthias Sellmann, Gründer und Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (ZAP). Das frischgebackene ZdK-Mitglied meint: "Große Mehrheiten von fast durchgängig 80 Prozent sprachen sich für richtungweisende Grundlagentexte und daraus folgende klare kirchenpolitische Reformschritte aus. Das bedeutet: Der Synodale Weg in Deutschland hat ein klar ausgewiesenes und nun auch öffentlich proklamiertes konzeptionelles Programm, und er hat klare ausgewiesene Handlungskonkretionen. Beide sind mit enormer Mehrheit bestätigt. Wer dem Reformkurs weiterhin vorwirft, er sei schwammig, ist lese- und denkfaul." Wäre er Gründer und Leiter des Zentrums für angewandte Diktaturforschung in Belarus (ZAB), so könnte er dortige Wahlergebnisse mit derselben Euphorie kommentieren. Übrigens kenne ich niemanden, der dem "Reformkurs" vorwirft, schwammig zu sein. Einzelnen Bischöfen und vielen Synodalen wurde zwar vorgeworfen, schwammig zu sein. Aber der "Kurs" stand doch von vornherein glasklar fest: Die Vernichtung der katholischen Religion in Deutschland unter dem Vorwand "notwendiger Veränderung" der Kirche. Eine für Andersdenkende plausible Begründung des Kurses fehlt weiterhin. Man begründet nicht, man verfügt. Der Synodale Exodus wird also weitergehen, hinaus aus der Tradition, hinein in die Paralyse.

Sellmann behauptet auch: "Hohe Autorität in der Synodalversammlung haben die Beiträge der jungen Synodalen und ihrer Repräsentanten aus dem BDKJ und anderen kirchlichen Gruppierungen" und kommt zu dem Schluss, auch "um ihretwillen" sei dem Synodalen Weg "das Gelingen aufgegeben". Irrtum. Der syndige Weg hat sein Gelingen schon aufgegeben, von Beginn an, nicht erst als der Chefpräsident seinen Jakobinerclub in den Eklat stürzte. Man konnte das Geschehen "online" verfolgen, was allerdings nur etwas mehr als 100 Zuschauer nutzten. Auch ich konnte mir das nicht durchgehend antun. Denn die Gesprächskultur war sensationell armselig. Die ultrakurzen Wortbeiträge wurden hintereinander aufgerufen. Nur selten nahm jemand auf Vorredner bezug. Das Würstchenkonzil fraß seinen Senf, den die Redner gleichmütig absonderten.

Mancher mag schadenfroh gewesen sein, wie demütig sich Bischöfe scheinbar einreihen mussten, in deren Sold die meisten Scheinsynodalen direkt oder indirekt stehen. Im Kirchensteuer-Kapitalismus finden sich Aufsichtsrat und Betriebsrat in gemeinsamer Verhandlung! Professoren und insbesondere Professorinnen taten sich schwer, in der Redezeit von einer Minute überhaupt nur einen Gedanken zu platzieren. Wenn ein Vollakademiker weniger als zwanzig Minuten reden muss, ein Prediger vielleicht weniger als zehn Minuten, wie soll er dann überhaupt Greifbares aussagen? Die Neigung "junger Synodaler" zur Obstruktion teilte sich allerdings auch "digital" mit. Sowieso sprachen etwa zehn Prozent der Teilnehmer um die 80% der Wortbeiträge. Als Verwirrung darüber auftrat, wie denn überhaupt abzustimmen sei, dröhnte ungefragt eine bullige Despotenstimme mitten aus dem Saal, mit "ja" folge man immer der Antragskommission.

Gesagt, getan. Es wäre kostensparend gewesen, hätte man das Plenum mit nur drei Personen besetzt: zwei für die Mehrheit, eine für die Minderheit. Aber dann wäre der ominöse Entscheid, das sakramentale Priestertum zur Disposition zu stellen (angeblich wieder nur ein Missverständnis!), nicht so knapp ausgefallen.  Das ist der Glaubenskern dieses "Gottesvolkes", das da versammelt war: Endlich, endlich muss es den noblen Klerikern an den berühmten Kragen gehen. Denn "Gott" will mit uns ein Feriendorf bauen, in dem wir diözesanen Lohnempfänger den Inhalt und Umfang der Leistungspflicht selbst bestimmen. Morgens jagen, nachmittags fischen und nach dem Essen kritisieren! Ohne Subvention "von außen" ist die Pleite damit vorprogrammiert. Alles in allem: viel Murx, viel Bäh und wenig Sternstunde, außer für Karin Kortmann (SPD), die im weinerlichen Schlusswort ihren Abschied aus dem Präsidium bekanntgab. Gott sei Dank. Das Schiff ist gekentert. Disruption sei der neue Name für Frieden? Na dann ruhe sanft, Synodaler Weg!

 


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