„Thema Mission spielt in Kreis-, Bezirks- und Landessynoden wie in der EKD-Synode kaum eine Rolle“

5. November 2021 in Deutschland


Trotz dramatischem Mitgliederrückgang weithin EKD-Debatten nur über „Migration, Feminismus, Klimawandel, Homosexualität oder Rechtsextremismus“ – „Kein bekennender Vegetarier könnte Marketingchef einer Bratwurstfabrik werden“


Wetzlar (kath.net) Mission ist „für Kirche, Gemeinde und jeden einzelnen Christen keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Jesus Christus hat zu seinen Jüngern gesagt: ‚Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden‘ (Markus 16,15 f). Es handelt sich also hier nicht um einen Wunsch des Herrn der Kirche, sondern um einen Befehl an alle seine Nachfolger.“ Darauf weist der pensionierte langjährige Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“, Helmut Matties, in seinem „idea“-Kommentar „Mission oder Tod“ hin. Er äußert sich zum „dramatischen Rückgang“ der Mitglieder der Evangelischen Kirche in Deutschland, die seit 1950 über die Hälfte ihrer Mitglieder verloren hat („von 41,2 Millionen 1950 auf jetzt noch rund 20 Millionen“). Matthies stellt in den Raum, dass die EKD mit der derzeitigen CDU/CSU die Frage verbinde, wofür man eigentlich stehe. Als Beispiel führt er den Muezzinruf an, mittlerweile werde „in immer mehr deutschen Städten erklärt: ‚Es gibt keinen Gott außer Allah.‘“, doch sei hier gemäß dem EKD-Vorsitzenden Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dagegen „nichts zu sagen“. Zwar dürfe sich ein Politiker so äußern, aber ein Bischof sei dem ersten Gebot verpflichtet, „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Obendrein hätte Bedford-Strohm „als Theologe“ darauf hinweisen müssen, „dass es kein ewiges Heil gibt ohne Jesus Christus. In einer Firma würde man sagen: ‚Dafür wird der Mann schließlich bezahlt.‘“

Angesichts des Mitgliederrückgangs würden „in jeder anderen Institution“ „die Alarmglocken läuten. Nur in der EKD nicht!“ Matthies sieht als Grund dafür zweierlei: „die weiterhin sprudelnden Kirchensteuereinnahmen und eine fast völlig fehlende grundlegende Opposition in den Synoden“.

In sechs Stichworten gibt Matthies Vorschläge für das Überleben der Volkskirche:

1.)    „Mission gehört an die erste Stelle“, gerade angesichts der Tatsache, dass es bisher kaum eine Rolle spiele: „Die Debatten in den großen Kirchenparlamenten drehen sich weithin um Migration, Feminismus, Klimawandel, Homosexualität oder Rechtsextremismus, nicht aber um das, was Jesus Christus sich in erster Linie wünscht: Wie schaffen wir es, möglichst viele Mitbürger mit der christlichen Botschaft zu erreichen?“

2.)    Die Austrittsgründe müssten endlich geklärt werden, denn die EKD mache sich etwas vor, wenn sie die Austrittszahlen „vor allem“ dem demografischen Wandel zuschreibe.

3.)    Säuglingstaufe: Säuglinge sollten nur dann getauft werden, „wenn eine christliche Erziehung von Kindern tatsächlich garantiert ist“, andernfalls sollte man „nur eine Segnung von Säuglingen praktizieren, aber mit der Taufe warten“, um nicht „Karteileichen“ zu generieren.

4.)    „Nicht jeder darf ordiniert werden“, denn „das größte Problem der Volkskirche sind Pfarrer, die nicht an das glauben, was die Kirche zu verkündigen hat“. „Zugang zum Vikariat und später zum Pfarramt“ sollten „nur solche Theologen erhalten, die überzeugend darlegen können, dass sie den Bekenntnissen ihrer Kirche zustimmen. So wie kein bekennender Vegetarier Marketingchef einer Bratwurstfabrik werden könnte, sollte auch niemand als Pastor wirken, der die heilsentscheidenden Inhalte des Glaubens an Christus leugnet“.

5.)    Förderung der Pfarrerausbildung an den privaten evangelikalen Theologischen Hochschulen, „da alle deutschen Theologischen Fakultäten und Kirchlichen Hochschulen von der liberalen, der Heiligen Schrift kritisch gegenüberstehenden Theologie bestimmt sind“.

6.)    Auf Wunsch sollte jedes Kirchenmitglied darüber mitbestimmen können, was mit 50 Prozent seiner Kirchensteuer passiert. „Das könnte auch dazu führen, dass konservative Mitglieder nicht aus Verzweiflung über die kirchliche Entwicklung austreten.“

Spürbar bitter schließt Matthies seinen Grundsatzkommentar mit dem Satz: „Wenn die EKD sich nicht bald zu einer Reformation an Haupt und Gliedern entschließt, wird man die Abkürzung bald so deuten müssen: Ehemalige Kirche in Deutschland.“

 


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