Unwort „Fegefeuer“

9. November 2021 in Spirituelles


„Wenn in den Fürbitten sogar ausformuliert für die armen Seelen im Fegefeuer gebetet wird, dass ihre Läuterung verkürzt werden möge, dann sind wir schon weit jenseits jeglicher kirchlichen Political Correctness.“ Gastbeitrag von Filius Ecclesiae


Linz (kath.net) „Heute gedenken wir unseres verstorbenen N. N.“ So kann man es landauf und landab in den Messfeiern hören, in den Fürbitten und im Hochgebet wird für die Verstorbenen gebetet. Gut so! Aber so gut wie nie fällt das Wort Fegefeuer oder Purgatorium! D. h., der eigentliche Grund, warum man für die Verstorbenen betet, wird nicht thematisiert. Auch nicht im Rituale für den Beerdigungsdienst. Das Wort Fegefeuer scheint ein Unwort zu sein, eines, das laufend vermieden wird. Fällt dann doch irgendwann einmal dieses „Unwort“, kann das zu einem geradezu angenehmen und heilsamen Erschrecken führen. Da war doch was, was zum katholischen Glauben gehört! Ja, dass Menschen nur direkt nach ihrem Tod in den Himmel kommen können, wenn sie frei von Schuld und Sünde sind! Wenn noch etwas Trennendes zwischen Gott und der Seele steht, braucht es eine Reinigung bzw. Vorbereitung, um den Himmel, die unendliche Liebe und Heiligkeit Gottes, überhaupt verkraften zu können. Die kirchliche Lehre besagt, dass wir durch unser Gebet den armen Seelen, die mit Recht so genannt werden, helfen können.

Wenn in den Fürbitten sogar ausformuliert für die armen Seelen im Fegefeuer gebetet wird, dass ihre Läuterung verkürzt werden möge, dann sind wir schon weit jenseits jeglicher kirchlichen Political Correctness. Denn diese gibt es im Bereich der Kirche insbesondere bei den Glaubensinhalten der sogenannten letzten Dinge. Fegefeuer und Hölle spielen in der normalen Pastoral keine Rolle, der Himmel ein bisschen, weil wir da ja anscheinend einfach alle hinkommen.

Falls Sie, werter Leser, in irgendeinem kirchlichen Gremium sitzen oder sonst pastorale Verantwortung tragen, haben Sie jemals etwas davon gehört, dass wir als Kirche Menschen zum Heil führen dürfen, dass wir Menschen retten helfen können? Vor was retten? Vor dem ewigen Verderben, wie es im ersten Hochgebet formuliert ist! Oder haben Sie eine Diskussion miterlebt, bei der es darum ging, wie die Ablässe der Kirche im Pfarrbrief oder Schaukasten bekannt gemacht werden könnten? Die Ablassthematik hängt ja zutiefst mit dem Fegefeuer zusammen.

Warum wird das Fegefeuer, das Purgatorium so verschwiegen? Ist es peinlich darüber zu sprechen? Oder wird es gar nicht mehr geglaubt?

Jedenfalls weit verbreitet unter durchschnittlichen Gläubigen scheint eine Art Allerlösungslehre zu sein, die von einem automatischen Wohlergehen nach dem Tode ausgeht. Wie oft sagen trauernde Angehörigen von ihrem lieben Verstorbenen, dass er erlöst sei, dass es ihm jetzt besser gehe? Wie könnte ich als Katholik das einfach bestätigen, wo ich doch mit dem ersten Johannesbrief weiß, dass wir alle Sünder sind und der Vergebung und Reinigung bedürfen? Wenn wir als Christen nicht richten sollen, dann können wir auch nicht das Urteil Gottes übernehmen und von Menschen nach ihrem Tod einfachhin sagen, dass sie schon im Himmel sind; genauso wenig woanders.

Wenn das Gebet für die Verstorbenen nicht eines Tages versiegen soll, dann muss in der Verkündigung der Kirche und in ihrem Beten das Fegefeuer Ausdruck finden. Das bedeutete ein Gewinn für die Ernsthaftigkeit dieses Lebens und möglicher Folgen für die Ewigkeit.


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