Bestürzung über Verhaftung von Salesianern in Äthiopien

10. November 2021 in Weltkirche


Salesianer Don Boscos und kooperierende Hilfswerke fordern Freilassung von Ordensleuten und Mitarbeitern, die von Behörden in Addis Abbeba festgenommen worden sind - Auch UN-Beschäftigte von Polizei festgesetzt


Wien/Addis Abeba (kath.net/KAP) Im Konflikt zwischen der äthiopischen Zentralregierung und Rebellen aus dem Norden des Landes werden auch immer mehr kirchliche Einrichtungen zu Zielscheiben. Die Salesianer Don Boscos und mit ihnen kooperierende Hilfswerke fordern aktuell von Äthiopien die umgehende Freilassung von 17 Ordensleuten und Mitarbeitern, die von den Behörden in Addis Abbeba festgenommen worden sind. Die Priester, Ordensfrauen, DIakone und Laienmitarbeiter, die alle aus Tigray und Eritrea stammen, wurden am vergangenen Freitag im Zuge einer Polizeirazzia in der örtlichen Don-Bosco-Zentrale verhaftet. Unter ihnen befindet sich nach Angaben der italienischen Zeitung "Avvenire" auch der Provinzial der Salesianer Don Boscos in Äthiopien, P. Hailemariam Medhin.

"Wir sind bestürzt über das brutale Vorgehen gegen die Salesianer Don Boscos in Äthiopien", erklärte der Gründer und Geschäftsführer der katholischen Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt", Reinhard Heiserer, am Mittwoch in Wien. "Ein solches Vorgehen gegen neutrale Ordensleute und ihr Umfeld ist nicht entschuldbar. Die Don Bosco-Partner haben seit fast einem Jahr in der Konfliktregion die Not leidende Bevölkerung versorgt, trotz widriger Umstände. Helfer und Helferinnen dürfen auf keinen Fall zur Zielscheibe in einem Krieg werden", betonte Heiserer. Die Ordensleute und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssten unverzüglich wieder freigelassen werden.

Die Don-Bosco-Partner hätten trotz schwierigster Bedingungen in den vergangenen Monaten versucht, in Tigray Nothilfe in Form von Nahrungsmittel und Wasser zu verteilen und die Menschen vor Ort  zu unterstützen, teilte "Jugend Eine Welt" mit. Bereits am 29. Oktober habe es einen Bombenangriff auf die direkte Umgebung des eines Berufsbildungszentrums der Salesianer Don Boscos in Mekelle in der Region Tigray gegeben. Dabei sollen Berichten zufolge mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen sein.

Razzien auch bei anderen Orden

Die Salesianer in Äthiopien riefen in einer dem vatikanischen Pressedienst "Fides" vorliegenden Stellungnahme dazu auf, "für den Frieden und die Einheit des Landes zu beten". Entsetzt äußerte sich der eritreische katholische Priester Don Mussie Zerai, der in Italien seit Jahren für die Migranten und politischen Flüchtlinge aus Eritrea und Äthiopien arbeitet. Er berichtete gegenüber "Fides", dass es offenbar auch Razzien und Durchsuchungen in anderen Ordenshäusern gegeben habe. "Aber es ist jedem klar, dass Kirchen und religiöse Häuser keine Zentren der Politik sind", wurde Zerai zitiert: "Wir hoffen, dass alles so schnell wie möglich geklärt wird, dass alle sehr schnell freigelassen werden und dass dieser Wahnsinn kein Hindernis für die Mission der Kirche für die Armen und die Menschen in Schwierigkeiten darstellt."

Das Salesianer-Zentrum in Addis Abbeba habe er selbst schon besucht, fügte Zerai hinzu: "Es steht allen offen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion oder der sozialen Schicht."

Die Salesianer sind seit 1975 in Äthiopien tätig, darunter auch in Tigray. Auf dem Onlineportal des Ordens heißt es, dass 100 Don-Bosco-Mitglieder in 14 Häusern in ganz Äthiopien leben, wo sie Schulen und Berufsbildungszentren sowie Heime für Straßenkinder betreiben.

UN-Beschäftigte festgesetzt

Am Montag hatten auch die Vereinten Nationen von Äthiopien die umgehende Freilassung von 16 lokalen Mitarbeitern verschiedener UN-Agenturen verlangt. Auch sie waren in Addis Abeba festgesetzt worden. "Es ist zwingend erforderlich, dass sie freigegeben werden", betonte UN-Sprecher Stephane Dujarric nach Angaben der Deutschen Presseagentur dpa.

Nach einjährigen Kämpfen in der abtrünnigen nordäthiopischen Region Tigray drohen die Rebellen der Volksbefreiungsfront TPLF und verbündete Milizen nach Medienberichten mit einem Vormarsch auf die Hauptstadt Addis Abeba. Ministerpräsident Abiy Ahmed erklärte vergangene Woche einen sechsmonatigen Notstand und rief die Bevölkerung zu den Waffen.

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