Der heilige Josef im Fokus einer neuen Katechesenreihe

17. November 2021 in Aktuelles


Franziskus: Josef, Patron der Kirche, erinnert diese daran, ihren Blick auf das zu richten, was die Welt absichtlich ignoriert. Fangen wir noch einmal in Bethlehem an, fangen wir noch einmal in Nazareth an! Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Aber du, Betlehem-Efrata, / bist zwar klein unter den Sippen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, / der über Israel herrschen soll. Seine Ursprünge liegen in ferner Vorzeit, / in längst vergangenen Tagen. Darum gibt er sie preis, bis zu der Zeit, / da die Gebärende geboren hat. Dann wird der Rest seiner Brüder zurückkehren / zu den Söhnen Israels. Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des Herrn, / in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit wohnen; denn nun wird er groß sein / bis an die Grenzen der Erde. Und er wird der Friede sein. Wenn Assur in unser Land einfällt / und in unsere Paläste eindringt, dann stellen wir ihm sieben Hirten entgegen / und acht fürstliche Männer“ (Mi 5,1.2-3.4).

Generalaudienz mit Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“. Papst Franziskus begann mit einer neuen Katechesenreihe zum heiligen Josef. Die erste Katechese widmete er dem Thema: „Der heilige Josef und sein Umfeld, in dem er lebte“.

Am 8. Dezember 1870 erklärte der selige Papst Pius IX. den heiligen Josef zum Schutzpatron der Kirche, so der Papst. 150 Jahre nach diesem Ereignis erlebten wir ein besonderes Jahr, das dem heiligen Josef gewidmet sei, „und im Apostolischen Schreiben ‚Patris corde’ habe ich einige Überlegungen zu seiner Gestalt zusammengestellt“. Nie zuvor wie heute, in dieser Zeit, die von einer globalen Krise mit verschiedenen Komponenten geprägt sei, könne Josef uns Unterstützung, Trost und Orientierung bieten.  

Auch in unserer Zeit also dürften wir auf seine Hilfe, seinen Trost und sein Weggeleit hoffen: „so wollen wir uns in einer neuen Katechesenreihe von seinem Beispiel und Zeugnis inspirieren lassen“.

Der hebräische Name Josef bedeute „Gott vermehrt, Gott lässt wachsen“ – er sei Segenswunsch und Ausdruck tiefen Gottvertrauens zugleich. Alles, was uns vom heiligen Josef berichtet werde, zeuge von seinem Vertrauen in Gottes Vorsehung und Heilsplan.

Auch die Orte Betlehem und Nazaret, die in Verbindung mit seiner Person stünden, verwiesen bereits auf Josefs besonderen Bezug zum Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes: Betlehem bedeute im Hebräischen „Haus des Brotes“ und im Arabischen „Haus des Fleisches“. Dort sei das Wort Fleisch geworden (Joh 1,14) und dort sei das lebendige Brot vom Himmel herabgekommen (Joh 6,51).

Betlehem und Nazaret „waren Orte am Rande, aber gerade dort wollte Gott sich zuerst offenbaren“. Und das gelte auch heute. Gott „ist in den geografischen und existentiellen Peripherien unserer Welt in besonderer Weise gegenwärtig“.

Josef erinnere also daran, den Blick auf das zu richten, was die Welt absichtlich ignoriere, „und dem Verworfenen und scheinbar Unbedeutenden Bedeutung beizumessen, denn oft verbirgt sich gerade dort das Wesentliche“.

Deshalb also sage uns die Wahl von Bethlehem und Nazareth, dass die Peripherie und die Randlage von Gott bevorzugt werden. Diese Realität nicht ernst zu nehmen, bedeute, das Evangelium und das Wirken Gottes nicht ernst zu nehmen, das sich in den geographischen und existentiellen Randgebieten weiterhin manifestiere. Vor allem gehe Jesus auf die Suche nach den Sündern, er betrete ihre Häuser, er spreche zu ihnen und rufe sie zur Umkehr auf. Aber er suche auch diejenigen auf, die nichts Böses getan hätten, aber darunter leiden: die Kranken, die Hungrigen, die Armen, die Geringsten unter ihnen.

In dieser Hinsicht unterscheide sich die damalige Gesellschaft nicht sehr von der unseren. Auch heute gebe es ein Zentrum und eine Peripherie. Die Kirche wisse, dass sie berufen sei, die frohe Botschaft von den Peripherien aus zu verkünden. Josef, ein Zimmermann aus Nazareth, der auf Gottes Plan für seine junge Verlobte und für sich selbst vertraue, erinnere die Kirche daran, ihren Blick auf das zu richten, was die Welt absichtlich ignoriere: „er erinnert jeden von uns daran, dem, was andere verwerfen, Bedeutung beizumessen. In diesem Sinne ist er wahrhaftig ein Meister des Wesentlichen: er erinnert uns daran, dass das wirklich Wertvolle nicht unsere Aufmerksamkeit erregt, sondern geduldiges Unterscheidungsvermögen erfordert, um entdeckt und geschätzt zu werden“.

„Bitten wir ihn um seine Fürsprache“, so der Papst, „damit die ganze Kirche diese Einsicht, diese Fähigkeit, das Wesentliche zu erkennen und zu bewerten, wiedererlangt. Fangen wir noch einmal in Bethlehem an, fangen wir noch einmal in Nazareth an“.

„Heute möchte ich eine Botschaft an alle Männer und Frauen richten“, so Franziskus abschließend, „die in den vergessensten geografischen Randgebieten der Welt leben oder sich in einer existenziellen Randlage befinden. Mögen sie im Heiligen Josef den Zeugen und Beschützer finden, auf den Sie schauen können. An ihn können wir uns mit diesem Gebet wenden:

Heiliger Josef,

der du immer auf Gott vertraut

und deine Entscheidungen getroffen hast,

geleitet von seiner Vorsehung,

lehre uns, uns nicht so sehr auf unsere eigenen Pläne zu verlassen,

sondern auf seinen Plan der Liebe.

Du, der du aus der Peripherie kommst,

hilf uns, unseren Blick umzukehren

und das zu bevorzugen, was die Welt verwirft und ausgrenzt.

Tröste die, die sich allein fühlen,

und unterstütze diejenigen, die im Stillen dafür arbeiten,

das Leben und die Menschenwürde zu verteidigen. Amen“.

Die Pilger und Besucher sowie die Zuschauer und Zuhörer aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, immer und in allen Nöten unserer Zeit und unseres Lebens dürfen wir uns an den heiligen Josef wenden. Nach seinem Beispiel wollen wir ganz auf Gott vertrauen und zugleich unseren bescheidenen und gehorsamen Beitrag zum göttlichen Heilsplan leisten.


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