US-Bischöfe beschließen mehrjährigen Kraftakt zur Vertiefung des Eucharistieverständnisses

18. November 2021 in Aktuelles


222 Bischöfe votieren für das vieldiskutierte Eucharistiedokument – Keine ausdrückliche Empfehlung für Umgang mit Pro-Abtreibungs-Politikern wie US-Präsident Joe Biden, warnt aber vor Eucharistieempfang im Zustand der Todsünde. Von Petra Lorleberg


Baltimore (kath.net/pl) Mit überwältigender Mehrheit hat die US-amerikanische Bischofskonferenz am Mittwoch das mit Spannung erwartetes Dokument „Über das Geheimnis der Eucharistie im Glauben der Kirche“ akzeptiert. Das berichteten „Crux now“ und andere US-amerikanische Medien zur aktuell laufenden Herbstvollversammlung der US-Bischofskonferenz (USCCB) in Baltimore. Zur Enttäuschung einiger und zur Freude anderer enthält das 30-seitige Dokument keinen Hinweis auf katholische Politiker, die sich politisch für die Abtreibung aussprechen, aber gleichzeitig die Kommunion empfangen, kommentiert „Crux now“. Aber auch wenn das Dokument nicht eigens auf die Frage des Eucharistieempfangs katholischer Pro-Abtreibungs-Politiker eingeht, so weist es doch allgemeiner auf die ernste Bedeutung des Sakramentenempfangs hin und warnt, dass „man nicht im Zustand der Todsünde die Messe mitfeiern oder die heilige Kommunion empfangen soll, ohne das Sakrament der Versöhnung gesucht und die Absolution empfangen zu haben“. Wer die acht Bischöfe sind, die gegen das Dokument gestimmt haben, scheint bisher nicht bekannt zu sein. Die Entscheidung, die Eucharistie zum Schwerpunkt des Strategieplans 2021-2024 der US-Bischofskonferenz zu machen, war bereits deutlich vor Joe Bidens Präsidentschaftskandidatur getroffen worden und reicht bis ins Jahr 2019 zurück. US-Präsident Joe Biden (siehe Link) definiert sich bekanntermaßen als praktizierender Katholik, während er gleichzeitig eine dezidierte Pro-Abtreibungsagenda verfolgt, was von US-Bischöfen teilweise öffentlich kritisiert wird, sogar vom USCCB-Vorsitzenden Gomez persönlich, kath.net hat berichtet (siehe Link).

Der Päpstliche Nuntius in den USA, Erzbischof Christophe Pierre, hatte eingangs zur Vollversammlung in seinem Statement darauf hingewiesen, dass die Bischöfe berufen sind, aufeinander zu hören und keine Spaltung zu suchen. Sie sollten die Sakramente nicht als etwas zu behandeln, das „nur wenigen Privilegierten gespendet werden dürfen“. Es gebe „eine Reihe dringender Probleme, mit denen die Kirche heute konfrontiert“ sei, eines davon sei „die Pro-Life-Thematik: Die Kirche muss sich ohne Entschuldigung für das Leben einsetzen“, um die Ungeborenen zu schützen. Gleichzeitig bestehe aber der „synodale Ansatz“ zur Abtreibung darin, „besser zu verstehen, warum Menschen versuchen, eine Schwangerschaft zu beenden“. Es sei notwendig, sich mit schwangeren Müttern zu treffen, um ihre Situation besser zu verstehen, mit Pro-Life-Organisationen und den dort engagierten Menschen zu sprechen, argumentierte der Nuntius, um die spirituellen, sozialen und materiellen Bedürfnisse der Frauen zu verstehen, die Abtreibung als Möglichkeit sehen.

Der Vorsitzende der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez von Los Angeles, konzentrierte sich dagegen in seinem Eröffnungsstatement auf das Dokument zur Eucharistie. Er nannte diesen mehrjährigen Plan zur Eucharistischen Erweckung als „absolut entscheidend“ für die Erfüllung der Mission der Kirche inmitten der COVID-19-Pandemie und inmitten der sozialen Unruhen, die in den letzten zwei Jahren in den USA zu verzeichnen waren. Die Bischöfe der Vollversammlung reagierten mit großem Applaus auf beide Reden. Allerdings bekam der Vorsitzende der Bischofskonferenz Standing Ovations, der Nuntius nicht.

Gomez hatte erläutert: „Die Eucharistie ist der Schlüssel zur Zivilisation der Liebe, die wir erschaffen wollen. Jesus hat versprochen, dass er im Sakrament des Altars wirklich gegenwärtig sein wird – aber auch im Fleisch und Blut unserer Nachbarn, insbesondere der Armen und Leidenden.“ Wenn man darauf hoffe, jemals „menschliche Gleichgültigkeit und soziale Ungerechtigkeit zu beenden, dann müssen wir dieses sakramentale Bewusstsein wiederbeleben. In jedem Menschen, dem wir begegnen – vom Kind im Mutterleib bis zu unseren alten Eltern, die sterbend ihre letzten Atemzüge schöpfen – müssen wir das Ebenbild des lebendigen Gottes sehen.“

Weiter bezeichnete Gomez den Dreijahresplan für die nationale eucharistische Erweckung, der im Juni 2022 beginnt, als „missionarisches Projekt“, „das darauf abzielt, unser Volk tiefer in das Herz des Glaubensmysteriums zu ziehen, um das aufzuwecken, was Papst Johannes Paul II. 'eucharistisches Staunen' genannt hatte“.

Außerdem wies Gomez darauf hin, dass die Erfüllung der Mission der Kirche inmitten des „hoch säkularisierten“ Amerika eine Herausforderung für die Bischöfe sei. Er betonte jedoch, dass die letzten zwei Jahre mit einem landesweiten „geistigen Erwachen“ Hoffnungszeichen gesetzt hätten. „Bei all den Störungen durch die Pandemie, bei all den sozialen Unruhen der letzten zwei Jahre können die Menschen jetzt sehr deutlich erkennen, dass eine Welt ohne Gott ihnen kein Glück und keinen Sinn bringen kann. Unsere Brüder und Schwestern suchen nach Gott und sind bereit, sich von Gott finden zu lassen. Ich glaube, sie sind bereit, noch einmal auf das Wort der Wahrheit und das Wort des Lebens zu hören. Ich denke, es gibt auch Menschen in unserer Gesellschaft – diejenigen, die ohne Religion aufgewachsen sind – die bereit sind, das Wort zum ersten Mal zu hören.“

Die Bischöfe hatten denken schon länger über diesen eucharistischen Schwerpunkt nach. Erst vor wenigen Tagen hatte Bischof Cozzens, ernannter Bischof für die Diözese Crookston, geäußert: „Die Planung für das Revival ist aufregend, da wir verschiedene Menschen miteinbeziehen. Der Enthusiasmus und die Dynamik wachsen. Das Revival zählt auf junge Menschen und alle, die bereits vor Liebe zur Eucharistie brennen.“ kath.net hat bereits berichtet (siehe Link).

Das eucharistische Revival soll im Jahr 2024 mit einem Nationalen Eucharistischen Kongress in Indiana seinen Höhepunkt und Abschluss finden.

 


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