27. November 2021 in Jugend
"Ich denke, das ist es, was unsere Gesellschaft zurzeit am allernötigsten braucht: die Liebe. Wir wissen aus der Bibel, dass selbst mächtige Wasser sie nicht löschen können" - Die Jugendkolumne von kath.net - Von Magdalena Preineder
Wien (kath.net)
Wenn ich einen Satz wählen könnte, den ich unserem Land, der gesamten Bevölkerung, ja jedem einzelnen Einwohner, eindringlich zusprechen dürfte, wäre es dieser: Steh auf und liebe!
Ich denke das ist es, was unsere Gesellschaft zurzeit am allernötigsten braucht – die Liebe. Wir wissen aus der Bibel, dass selbst mächtige Wasser sie nicht löschen können (vgl. Hld 8,7) und von leuchtenden Personen quer durch die Jahrtausende, dass die radikale Liebe lebbar ist und am Ende den Schatten der Zeit durch ihr Licht erhellt.
Mir drängt sich gerade jene biblische Erzählung auf in der Jesus einem Gelähmten befiehlt aufzustehen, die Bahre zu nehmen und zu gehen. (vgl. Mk 2,11) Ich bin überzeugt, dass es kein Zufall ist, dass ich an exakt diese Bibelstelle denken muss während ich es am Herzen habe in unser Land zu rufen und hier zu schreiben: „Steh auf und liebe!“ Es finden sich im Neuen Testament einige Perikopen, in denen Jesus spricht „Steh auf und geh.“ – aber diese hier unterscheidet sich davon durch ein Detail: Die Tragbahre.
Der Gelähmte, der auf der Bahre liegt. Mich befällt der Eindruck, dass auch unser Land vielfach an eine Bahre gekettet ist. Ich glaube, diese Lähmung, dieses Unvermögen, diese Bahre ist die politisch bedingte, aktuell aufbrechende Spaltung unserer Gesellschaft, es ist der Zorn und der Hass. Ich verstehe, wie es zu diesen Empfindungen kommt und auch ich stimme mit vielen momentanen Entwicklungen nicht überein, aber dennoch: Zorn, Hass, Ablehnung, Spaltung – sie alle sind eine Kette mehr, die unser Land an eine Bahre schnürt. Diese Lähmung führt zu einem Unvermögen hoffnungsvoll in die Zukunft zu schreiten.
Doch was können wir diesen Entwicklungen entgegensetzen? Wie können wir der Lähmung begegnen? Blicken wir auf Jesus – er begegnet dem Gelähmten mit Liebe. Diese Liebe und seine göttliche Vergebung sind es, die den Gelähmten in Freiheit aufstehen und losgehen lassen.
Statistiken zufolge leben in Österreich rund 8,9 Millionen Menschen – davon sind 4,9 Millionen Katholiken – und die Zahl aller Christen in Österreich ist natürlich noch höher. Wenn jetzt jeder von uns Christen aufsteht und Liebe in die Welt trägt – selbst dem Fremden in der Straßenbahn oder dem Nachbarn, der vielleicht nicht meiner Meinung ist – mit Liebe begegnet, könnten wir es schaffen, dass 8,9 Millionen Menschen mit Liebe in Berührung kommen.
Und die Liebe ist mächtig! Selbst mächtige Wasser können sie nicht löschen, nicht einmal der Tod kann ihr etwas anhaben! Hass, Zorn, Spaltung – sie rauben einer Gesellschaft die Luft zum Atmen. Blicken wir zur Veranschaulichung auf ein Ehepaar – ist diese Beziehung nur der Rahmen für Streit, Zwiespalt und Unversöhnlichkeit, wird weder der Mann noch die Frau allzu glücklich sein, aus dieser Ehe wird kein Leben hervorgehen – in dem Sinne, dass sie kein Rahmen ist um die Ehepartner wachsen, gedeihen, aufblühen zu lassen.
So ist es auch mit der gesamten Gesellschaft – wir brauchen einen Rahmen zum Wachsen und Aufblühen, anders ist es schwer gemeinsam in eine hoffnungsvolle Zukunft zu schreiten. Die Liebe, sie ist dieser Rahmen.
Also fordere ich Dich auf: Steh auf und liebe! Schenk der bedrückt wirkenden Person im Bus ein Lächeln, mach jemanden ein Kompliment, schenk dem noch unbekannten Nachbarn einen Kuchen und ein Gespräch, überrasch die Alleinerziehende damit, dass Du ihren Einkauf zahlst, usw. – natürlich alles im Rahmen Deiner eigenen Möglichkeiten. Helfen wir, dass jeder in diesem Land einen Atemzug voll Liebe abbekommt, um in Gemeinschaft voran zu gehen, denn Spaltung und Hass – sie kommen nicht von Gott.
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