30. November 2021 in Chronik
Viele Menschen in Österreich hätten derzeit den Eindruck, dass die Politik eigene Versäumnisse in der koordinierten Bekämpfung der Pandemie "auf die Gruppe der Ungeimpften abzuwälzen" suche
St. Pölten (kath.net/KAP/red)
Nach den Worten von Josef Spindelböck von der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Pölten gilt aus moraltheologischer Sicht grundsätzlich: Wer eine Impfung für sich persönlich ablehnt, ist ethisch verpflichtet, sich und andere vor einer möglichen Ansteckung und Ausbreitung von Covid-19 zu schützen. Dazu zählten regelmäßige Tests, Abstand halten, FFP2-Masken etc.
Um des Gemeinwohls willen kann laut Spindelböck in einem streng definierten Rahmen eine zeitweise Impfpflicht eingeführt werden, wenn dies medizinisch gesehen der letzte Ausweg ist, um die negativen Folgen einer Pandemie einzudämmen. Freilich werde damit das grundlegende Menschenrecht auf persönliche Freiheit und Achtung der körperlichen Integrität eingeschränkt; deshalb wäre eine solche gesetzliche Anordnung rechtfertigungspflichtig. Für eine auch nur temporäre Impfpflicht müssten zugleich auch Ausnahmen definiert werden: für bereits Genesene, für Menschen mit bestimmten körperlichen Erkrankungen und in außergewöhnlichen psychischen Situationen "und nicht zuletzt auch für jene, welche eine Impfung aus Gewissensgründen ablehnen", so der St. Pöltner Theologe.
Viele Menschen in Österreich hätten derzeit den Eindruck, dass die Politik eigene Versäumnisse in der koordinierten Bekämpfung der Pandemie "auf die Gruppe der Ungeimpften abzuwälzen" suche. "Diese werden als Sündenböcke ausgemacht, die es zu bestrafen gilt, wenn sie sich nicht überzeugen lassen", so Spindlböck. Er nannte eine solche Vorgangsweise "hochproblematisch", weil letztlich entsolidarisierend. Menschen - und erst recht Christen - dürften einander nicht ausgrenzen, sondern das Wohl aller Mitmenschen im Auge haben.
Angesichts der in Österreich angebotenen, "hochwirksamen" Impfstoffe formuliert der Moraltheologe einen Appell an alle noch Zögernden: "Sofern dem nicht schwerwiegende Gründe entgegen stehen: Lassen Sie sich bitte möglichst bald impfen! Es dient dem Wohl aller."
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