Neuer Advent in einer neuen Kirche?

3. Dezember 2021 in Kommentar


Als Christen sind wir (nicht nur im Advent) aufgerufen, zu switchen und die Antennen von uns weg Richtung Himmel auszufahren. BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt


Regensburg (kath.net)

Der Journalist Burkhart Ewert von der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ interviewte einen katholischen Bischof, der anonym Thesen auf den Tisch legte, die ihm normalerweise das Amt kosten könnten: Jeder Mensch habe seinen eigenen Weg zu Gott, auf die Mittlerschaft der Kirche komme es nicht mehr an. Der Glaube lasse sich reduzieren auf die Frage, wie man als Mensch ein gutes Leben führe. Das Priesteramt sei nicht so wichtig in diesem postklerikalen Zeitalter. Es sei falsch zu meinen, in der Bibel sei stets von einem gleichen Gott die Rede usw.

Gerade erst hat der Advent begonnen, in dem wir uns auf Christus, unseren Erlöser, (kon)zentrieren möchten, auf den uns Priester verweisen und uns Mut machen sollen, die Begegnung mit Ihm zu wagen, sich Zeit zu nehmen für Gebet, Stille und Anbetung. Und da kommt ein Bischof als Phantom und stellt – beispielhaft für den Synodalen Weg - die Lehre der katholischen Kirche auf den Kopf – und Jesus, der der erste Priester war gewissermaßen, gleich mit.

So mischt sich in den für alle Menschen normalerweise wunderschönen Advent von Lichtern und duftenden Plätzchen der etwas penetrante Geruch einer – neuen Lehre? Warum tut er das überhaupt anonym?

Als Christen sind wir (nicht nur im Advent) aufgerufen, zu switchen und die Antennen von uns weg Richtung Himmel auszufahren. Stattdessen konzentriert sich die katholische Kirche in Deutschland vor allem darum, den Glauben zu entleeren und damit die gesamte katholische Kirche und den christlichen Glauben zu zerpflücken oder umzudeuten - Zölibat, Priesteramt, Ehe, die heilige Messe…

Mehr als eine Heilige Messe, in der Christus uns in der Eucharistie begegnen möchte, wird auf Synodalversammlungen nicht gefeiert – schon gar nicht mit allen Priestern und Bischöfen. Das könnte den Anschein erwecken, es gehe ihnen um Machtdemonstration, heißt es. Das ist traurig genug. Da will man nicht noch eines draufgesetzt bekommen. Das passiert aber ständig auf dem Synodalen Weg. Und nun kommt der anonyme Bischof quasi mit einem Offenbarungseid.

Was setzt man diesem anonymen Bischof jetzt entgegen? Die Erfahrung zeigt, dass dann lediglich roten Karten in die Luft fliegen. Andersdenkende werden auf den Synodalversammlungen ausgebuht – und dann geht’s weiter im Programm: Der synodale Katholik liebäugelt mit Ideologien, schiebt die Sexualmoral vom Tisch und erfreut sich der neuen freien Liebe. Er argumentiert vom weltlich verstandenen Machtbegriff aus zum Thema Frauenpower in der Kirche und nimmt sich die Freiheit, Jesus als Retter und Erlöser meilenweit in alle Richtungen zu denken, als Erlöser von „alten“  Vorstellungen; besser: ewigen Wahrheiten.

Der Glaube wird zerpflückt bis nichts mehr da ist außer Stress und Tohuwabohu – bis der Glaube nur noch eine soziale Funktion erfüllt und Spaß macht – aber keine Freude bringt. Man legt biblische Aussagen nach eigenem Gusto aus als hätte die Menschheit die Bibel 2000 Jahre lang völlig falsch verstanden und als hätte Jesus mit der Gleichberechtigung die Unterschiede zwischen Mann und Frau glattgebügelt – ja, sie womöglich nie erschaffen, sondern nur Materie gemacht, aus der heraus sich unendlich viele geschlechtliche Identitäten herausbilden können. Nur habe das bis heute niemand kapiert.

Sobald wir Bibel und Glauben durchgegendert haben, kommt vermutlich die Jungfrauengeburt auf den Prüfstand – gilt es doch als unzumutbar, anzunehmen, dass eine Frau buchstäblich aus heiterem Himmel schwanger wird (und Gott so etwas möglich machen könnte).

Dass Jesus Mann geworden ist, wird bereits angezweifelt; er sei Mensch geworden, nicht Mann, sagen Bischöfe. Was kommt als nächstes? Dass Jesus gar nicht gestorben ist? So wären wir die vermeintlich nicht anschlussfähige christliche Lehre mit einem Schlag los (auch ohne den Priester abzuschaffen), weil es ohne Jesu Tod auch keine Auferstehung und damit weder Erlösung noch ein Christentum gibt. Und dann?

Dann kann man den Glauben, den man zerpflückt und zersetzt hat, ganz neu zusammensetzen oder sogar immer wieder neu konstruieren, wie es gerade gefällt. Dann haben wir eine impotente (Schein-) Gottheit, die sich mit uns vielleicht noch solidarisch zeigt, alle liebt und akzeptiert, mit allen überall mitgeht, aber keine Ansprüche stellt; eine Laissez fair-Gottheit gewissermaßen. Dann haben Menschen endgültig keinen anderen Maßstab als die eigene Meinung und das eigene Empfinden über „Richtig“ oder „Falsch“.

Eine Adventszeit hätten wir auch nicht mehr. Zumindest keine mit Jesus und seinen Vorgaben im Mittelpunkt, sondern nur noch Lichter und Glühwein. Und vielleicht queere Jesusse.

Würde Mahatma Gandhi heute noch leben, würde er die Kirche wohl auf mindesten zwei der Sieben Sozialen Sünden aufmerksam machen, die er ausgemacht hat: Geschäft ohne Moral und Anbetung ohne Opfer. Die klassische Anbetung mit Monstranz spielt beim Synodalen überhaupt keine Rolle, zumindest nicht bei den Versammlungen. Vielleicht aber doch im Advent, erklang eine leise Hoffnung – bis der Phantom-Bischof sich zu Wort meldete. Man kann hoffen, es sei ein Fake und sich der Journalist einen bösen Streich erlaubt hat. Aber es spricht einiges dafür, dass dem nicht so ist.

Wir brauchen Priester, die an vorderster Front kämpfen für den Glauben, die uns Christus in der Monstranz zur Anbetung aussetzen und Ihn mit ihrem ganzen Sein, in einer äußeren wie inneren Haltung bezeugen; dass das „in persona Christi“ gewissermaßen über die Heiligen Messen hinausstrahlt.

Ziel von Advent muss sein, sich noch fester in Christus festzumachen, ihm zu begegnen. Stellen wir uns einmal vor, er käme leibhaftig wieder. Wären sie dann vorbereitet? Man würde ihn vermutlich noch einmal kreuzigen, weil seine Ansichten nicht ins synodale Schema passen. Dabei finden wir als Kirche nur mit ihm und an ihn gebunden den Anschluss an die Gesellschaft; nicht, wenn wir  über den Millionen Puzzleteilen des Glaubens ermüden und matt in einen geistlich-hypnotischen Zustand verfallen, in dem man empfänglich ist für alle möglichen Einflüsterungen.

Neu ist das freilich nicht. Häresien und Irrlehren – sie kamen immer aus den eigenen Reihen - durchziehen die gesamte Kirchengeschichte und werden sprießen bis Jesus Weizen von Unkraut getrennt hat. Die ersten Irrlehrer fraßen sich durchs Christentum kaum, dass es bestand und verbreiteten Botschaften als hätten sie etwas Besseres, Höheres und Heiligeres zu sagen als der, der Himmel und Erde gemacht hat und Urheber alles Guten und Schönen ist. Der Hochmut lässt grüßen.

Jesus ist Demut. Glaubwürdig ist nur er. Wir gewinnen als Kirche an Glaubwürdigkeit, wenn wir begreifen, dass es im Christentum um das ewige Leben geht. Im Reich Gottes darf es nicht darum gehen, die Kirche mit lauten Forderungen zeitgeistgeschmeidig zu machen, sondern einen Anker zu werfen, um stillstehen zu können – um das Gegenteil also. Weisung, Weisheit und Liebe empfangen wir von Christus – nicht von uns selbst oder kirchlichen Marktschreiern.  Wir brauchen Christus – mit allen seinen Ansprüchen – um mit und trotz offener Fragen glücklich und zielgerichtet durch Leben zu gehen.

Das bischöfliche Phantom zeigt zwar, wie stark die Kirche von heute vom Spuk der Irrlehren durchzogen ist. Zerstören wird sie das trotzdem nicht. Der Kern wird bleiben. Er ist unzerstörbar. Er ist Ruhe, Liebe und Erfüllung. Und so können wir uns getrost Jesus zuwenden. Denn das ist Advent.


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