8. Dezember 2021 in Aktuelles
KNA-Kommentar fragt: „Was ist mit künftigen Fällen? Muss ein Bischof nur heftig genug attackiert werden, damit seine umgehende Entlassung erfolgt? Das wäre eine Art Ermunterung zum Rufmord.“
Bonn (kath.net) „„Ich habe den Rücktritt von Aupetit angenommen nicht auf dem Altar der Wahrheit, sondern auf dem Altar der Heuchelei“, sagt Franziskus. Das ist ein zumindest ungewöhnlicher Altar für einen Papst.“ So kommentiert Alexander Brüggemann bei der „Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) die Äußerungen von Papst Franziskus bei dessen jüngster fliegender Pressekonferenz, wie beispielsweise „Kirche und Leben“ berichtete. Der Papst war bei der Rückreise von seinem mehrtägigen Griechenlandbesuch von mitfliegenden Journalisten zur Causa des nun zurückgetretenen Pariser Erzbischofs Michel Aupetit befragt worden, dessen Rücktrittsangebot der Papst „innerhalb von kaum einer Woche“ angenommen hatte.
Die Aussagen des Papstes hätten allerdings „für Verwirrung statt für Klarheit“ gesorgt. Verurteilt worden sei Aupetit von der öffentlichen Meinung, hatte der Papst erklärt und dann in einer „vage(n), widersprüchlich(en) Schilderung“, die „nach Hörensagen“ klinge, erläutert, dass er Erzbischof einen Fehler gemacht habe, als er vor Jahren seine Sekretärin „gestreichelt und massiert“ habe. Doch sei dieser Verstoß gegen das sechste Gebot nicht so schwer und sei nicht allein für die Annahme des Rücktritts ausschlaggebend gewesen.
Genau diese Aussage, so Brüggemann, habe gemäß Bericht des „Figaro“ „Frankreichs Episkopat ‚tief schockiert‘. Zumal die mediale Darstellung des Vorfalls eine andere ist. Medien hatten berichtet, Aupetit habe sich 2012 durch eine an seine Sekretärin fehlgeleitete E-Mail verraten. Die Frau, mit der es ein Verhältnis gegeben haben soll, sei eine andere gewesen – nicht Aupetits Sekretärin.“
Brüggemann stellte Fragen: „Weiß Franziskus also mehr – oder stellt er falsch dar? Und was meint der Papst mit ‚nicht allein ausschlaggebend‘ für den Rücktritt?“ Und grundsätzlicher: „Wie entscheidet Franziskus über Amtsverzichte von Bischöfen?“ Brüggemann erinnerte an die spontane Verteidigung des chilenischen Bischofs Juan Barros gegen Vertuschungsvorwürfe, „dieser werde ‚verleumdet‘“. Dem folgte riesige Empörung, breite Ermittlungen und mehrere Annahmen von Rücktrittsgesuchen chilenischer Bischöfe.
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