Großbritannien: Verbot von Jungfräulichkeitstests und Hymenoplastik geplant

4. Februar 2022 in Jugend


BBC: Derartige Eingriffe sind in manchen Kulturen eng mit der Hochzeit und dem Wert der Frau verknüpft und werden regelmäßig unter Druck der Familie ausgeführt - Kritiker des Verbots befürchten eine Abwanderung in den noch riskanteren Untergrund


London (kath.net/mk) Die britische Regierung plant ein Verbot von Jungfräulichkeitstests und der sogenannten Hymenoplastik, also der chirurgischen  Wiederherstellung des Jungfernhäutchens von Frauen. Das berichtet die BBC. Derartige Praktiken werden in manchen Kulturen des Nahen und Mittleren Ostens vorgenommen, um die Jungfräulichkeit einer Frau vor der Heirat „sicherzustellen“; oft gibt es die Erwartung, dass die Frau nach dem Geschlechtsverkehr in der Hochzeitsnacht bluten, oder die Braut vor der Hochzeit ein „Jungfräulichkeitsattest“ vorlegen müsse. Die WHO verweist darauf, dass das Jungfernhäutchen nicht nur durch Geschlechtsverkehr, sondern etwa auch durch Sportausübung reißen könne.

Von solchen Tests und chirurgischen Eingriffen betroffene Frauen wurden von Frauenrechtsorganisationen in Großbritannien (anonym) befragt, und sie empfanden die Eingriffe oft als missbräuchlich und unter Druck der Familie durchgeführt. „Ich fühlte mich schuldig, wenn ich es nicht mache, auf meinen Schultern lag ein sehr großes Gewicht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich eine Wahl hätte“, erzählt „Aleena“, die nach einer Vergewaltigung dem Drängen ihrer Familie zu einem Eingriff ausgesetzt war. Ein solcher kann auch fehlschlagen, was für die Frau noch mehr Missbrauch bzw. auch den Ehrenmord bedeuten kann, wie Diana Nammi als Geschäftsführerin einer Hilfsorganisation für iranische und kurdische Frauen weiß. Oftmals seien solche Praktiken auch verbunden mit Zwangsehen.

Kritisch sieht die geplante Kriminalisierung der Hymenoplastik der Londoner Privatchirurg Dr. Dheeraj Bhar, der selbst solche Operationen durchführt. Er befürchtet, dass Frauen und Mädchen durch das Verbot in den Untergrund gedrängt würden und damit einem noch höheren Risiko ausgesetzt wären. Auch Hilfsorganisationen berichten in diesem Zusammenhang von ärztlichen „Hausbesuchen“. Es wird also begleitende Aufklärungsarbeit brauchen, um den zugrunde liegenden Tabus und kulturellen Fehlvorstellungen über den Wert einer Frau entgegenzutreten.


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