Erzbischof: Lasst uns geistlichen Anstrengungen vereinen, um Gespenst eines neuen Krieges abzuwenden

16. Februar 2022 in Aktuelles


Gądecki, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, an die orthodoxen und katholischen Bischöfe von Russland und der Ukraine: Wir wollen „gemeinsam inständig zu dem beten, der allein Frieden ist“


Warschau (kath.net/Polnische Bischofskonferenz) Lasst uns die geistlichen Anstrengungen der Nachfolger Christi verschiedener Konfessionen in Russland, der Ukraine und Polen vereinen, um das Gespenst eines weiteren Krieges in unserer Region abzuwenden – so der Appell von Erzbischof Stanislaw Gądecki, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, in einem Brief an die orthodoxen und katholischen Bischöfe Russlands und der Ukraine, einschließlich des orthodoxen Patriarchen von Moskau und ganz Russland, Kirill.

„Ich wende mich an Sie, liebe Brüder, als Bischof eines Landes, das sowohl an Russland als auch an die Ukraine grenzt. Wir sind durch eine gemeinsame Geschichte und den heiligen christlichen Glauben miteinander verbunden. Lasst uns daher die geistlichen Bemühungen der Nachfolger Christi verschiedener Konfessionen in Russland, der Ukraine und Polen vereinen und gemeinsam inständig zu dem beten, der allein Frieden ist, um das Gespenst eines weiteren Krieges in unserer Region abzuwenden“, schrieb Erzbischof Stanislaw Gądecki an die orthodoxen und katholischen Bischöfe Russlands und der Ukraine. „Möge die Bemühungen unseres Gebets ein Schrei sein, um das Leiden und den Tod Tausender unschuldiger Menschen zu verhindern, vor allem der schwächsten und wehrlosesten, die nicht die Kraft und die Möglichkeit finden werden, dem Kriegsgeschehen zu entkommen“, heißt es in dem Brief.

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz verwies auf Medienberichte über die ernste Gefahr eines bewaffneten Konflikts in der Ukraine und betonte, dass „jeder Krieg eine Tragödie für die Menschheit ist“; Tausende von Menschen sterben dabei und viele werden auf beiden Seiten verwundet. „Ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine wäre noch dramatischer, weil es sich um zwei christliche und slawische Nationen handelt. Aus menschlicher und göttlicher Sicht sollten diese beiden unterschiedlichen Nationen daher viele Gemeinsamkeiten haben, die nicht zu Hass, sondern zu gegenseitigem Respekt und Freundschaft führen. Die Achtung der Rechte der Nationen, einschließlich des Rechts auf Selbstbestimmung und territoriale Integrität, ist jedoch eine notwendige Voraussetzung für das Entstehen von Freundschaft“, schrieb Erzbischof Gądecki.

Er erinnerte an die beiden Kriege des letzten Jahrhunderts und zitierte die Worte des heiligen Johannes Paul II., der in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag im Jahr 2000 schrieb, dass „Kriege sind häufig Ursache weiterer Kriege, weil sie tiefe Hassgefühle nähren, Unrechtssituationen schaffen sowie die Würde und Rechte der Menschen mit Füßen treten. Sie lösen im Allgemeinen die Probleme nicht, um deretwillen sie geführt werden. Daher stellen sie sich, außer daß sie schreckliche Schäden anrichten, auch noch als nutzlos heraus“. „Jeder Krieg ist Wahnsinn“, fügte Erzbischof Gądecki hinzu.

Pressestelle der Polnischen Bischofskonferenz

kath.net dokumentiert den vollständigen Brief des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz an die orthodoxen und katholischen Bischöfe von Russland und der Ukraine mit der Bitte, gemeinsam für den Frieden zu beten, in voller Länge – Geschrieben am 14. Februar 2022 zum Fest der Heiligen Kyrill und Methodius, Schutzheilige Europas

 

Ehrwürdige Brüder,
Unser Herr Jesus Christus lehrte: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden“ (Matthäus 5,9).

In den letzten Wochen haben die Medien über die große Gefahr eines bewaffneten Konflikts in der Ukraine berichtet. Jeder Krieg ist eine Tragödie für die Menschheit. Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen, sterben darin. Viele auf beiden Seiten werden verstümmelt, und Millionen tragen danach innere Wunden, die später nur schwer zu heilen sind. Ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine wäre noch dramatischer, weil es sich um zwei christliche und slawische Nationen handelt. Aus menschlicher und göttlicher Sicht sollten diese beiden unterschiedlichen Nationen daher viele Gemeinsamkeiten haben, die nicht zu Hass, sondern zu gegenseitigem Respekt und Freundschaft führen. Die Achtung der Rechte der Nationen, einschließlich des Rechts auf Selbstbestimmung und territoriale Integrität, ist jedoch eine notwendige Voraussetzung für das Entstehen von Freundschaft.

Wir erinnern uns noch an das vergangene Jahrhundert, in dem zwei schreckliche Kriege stattfanden. Johannes Paul II., der die Folgen beider Formen des Totalitarismus am eigenen Leib erfahren hat, schrieb, dass „Kriege sind häufig Ursache weiterer Kriege, weil sie tiefe Hassgefühle nähren, Unrechtssituationen schaffen sowie die Würde und Rechte der Menschen mit Füßen treten. Sie lösen im Allgemeinen die Probleme nicht, um deretwillen sie geführt werden. Daher stellen sie sich, außer dass sie schreckliche Schäden anrichten, auch noch als nutzlos heraus“ (Botschaft zum Weltfriedenstag, 1. Januar 2000). Jeder Krieg ist Wahnsinn.

Ich wende mich an Sie, liebe Brüder, als Bischof eines Landes, das sowohl an Russland als auch an die Ukraine grenzt. Wir sind durch eine gemeinsame Geschichte und den heiligen christlichen Glauben miteinander verbunden. Lasst uns daher die geistlichen Bemühungen der Nachfolger Christi verschiedener Konfessionen in Russland, der Ukraine und Polen vereinen und gemeinsam inständig zu dem beten, der allein Frieden ist, um das Gespenst eines weiteren Krieges in unserer Region abzuwenden.

Möge die Bemühungen unseres Gebets ein Schrei sein, um das Leiden und den Tod Tausender unschuldiger Menschen zu verhindern, vor allem der schwächsten und wehrlosesten, die nicht die Kraft und die Möglichkeit finden werden, dem Kriegsgeschehen zu entkommen.
In diesem Sinne habe ich mich an alle Gläubigen der katholischen Kirche in Polen gewendet mit der aufrichtigen Bitte, für den Frieden in der Ukraine zu beten. Ich bitte auch Sie, liebe Brüder, einen ähnlichen Appell an Ihre Gläubigen zu richten, damit der Herr die Herzen der Machthaber von der Lust am Krieg und an der Zerstörung abwendet und sie auf Barmherzigkeit und Frieden ausrichtet.

„Denn wer in diesem dem Christus dient, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt. So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden, und dem, was der gegenseitigen Erbauung dient“ (Röm 14,18-19).

Mögen die heiligen Kyrill und Method, die Apostel der Slawen, für Europa die Gabe des Friedens Gottes erlangen!

Mit freundlichen Grüßen in Christus, dem Herrn,
+Stanisław Gądecki
Erzbischof Metropolit von Posen
Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz
__________________
Seine Heiligkeit
Kirill
Patriarch von Moskau und ganz Russland

Seine Seligkeit
Onufry
Metropolit von Kiew und der ganzen Ukraine
Primas der Ukrainischen Orthodoxen Kirche

Seine Seligkeit
Epiphanius
Metropolit von Kiew und der ganzen Rus-Ukraine
Oberhaupt der Orthodoxen Kirche in der Ukraine

Seine Seligkeit
Swjatoslaw Schewtschuk
Großerzbischof von Kiew-Halitsch
Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche

Seine Exzellenz
Nil Łuszczak
Apostolischer Administrator Sede Vacante
der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo sui iuris

Seine Exzellenz
Paolo Pezzi
Erzbischof der Erzdiözese Unsere Liebe Frau von Moskau
Präsident der Katholischen Bischofskonferenz von Russland

Seine Exzellenz
Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki
Metropolit von Lviv
Amtierender Präsident der Bischofskonferenz der Ukraine

Archivfoto Erzbischof Gądecki (c) Polnische Bischofskonferenz


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