Der Sinn der Fastenzeit

4. März 2022 in Aktuelles


Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: Sinn der Fastenzeit: sie ist in ihrer Gesamtheit ein bedeutsames Gedächtnis des Leidens des Herrn zur Vorbereitung auf die Auferstehung an Ostern. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Von Hochzeitsgästen erwartet man nicht, dass sie trauern und fasten. Mit Hochzeitsgästen vergleicht aber Jesus seine Jünger: sie stehen bereits in der Freude der Heilszeit, während die Jünger des Johannes und die Pharisäer noch im Dunkeln tappen und warten. Aus der Frage nach dem Fasten ergibt sich eine Aussage über die Heilszeit, die Zeit der Freude, die mit dem Kommen Jesu angebrochen ist. Zeit zum Trauern und Fasten wird sein, wenn der Bräutigam weggenommen ist: am heutigen Freitag wird unser Blick bereits auf den Karfreitag gelenkt. - Mk 2,18-20; Lk 5,33-35; Hos 2,21; Mt 22,2; 25,1; Offb 19,7“ (Schott).

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Evangelium vom Freitag der achten Woche im Jahreskreis:

„In jener Zeit kamen die Jünger Johannes‘ des Täufers zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten“ (Mt 9,14-15).

Benedikt XVI., zum Angelus am 26. Februard 2006:

Mit diesen Worten offenbart Christus seine Identität als Messias, Bräutigam Israels, der zum Hochzeitsmahl mit seinem Volk gekommen ist. All jene, die ihn anerkennen und gläubig aufnehmen, sind festlich gestimmt. Er wird jedoch später gerade von den Seinen abgelehnt und getötet: In dieser Stunde, während seines Leidens und Sterbens, kommt die Zeit der Trauer und des Fastens. 

Wie ich vorhin sagte, nimmt diese Episode aus dem Evangelium den Sinn der Fastenzeit vorweg. Sie ist nämlich in ihrer Gesamtheit ein bedeutsames Gedächtnis des Leidens des Herrn zur Vorbereitung auf die Auferstehung an Ostern. In dieser Zeit verzichten wir auf den Gesang des Halleluja und sind aufgerufen, angemessene Formen des Verzichts zu üben. Die Fastenzeit sollen wir nicht mit dem »alten« Geist leben, so als handele es sich um eine schwere und lästige Pflichtübung, sondern mit dem neuen Geist derer, die in Jesus und seinem österlichen Geheimnis den Sinn des Lebens gefunden haben und spüren, daß sich fortan alles auf Ihn beziehen muß.

Dies war auch die innere Haltung des Apostels Paulus, der sagte, er habe alles hinter sich gelassen, um Christus erkennen zu können, »die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen« (Phil 3,10–11). 

Auf diesem Weg durch die Fastenzeit sei die allerseligste Jungfrau Maria unsere Führerin und Lehrerin: Als Jesus sich entschlossen nach Jerusalem begab, um dort die Passion zu erleiden, folgte sie ihm mit vollkommenem Glauben. Wie ein »neues Gefäß« empfing sie den »neuen Wein«, den der Sohn für die messianische Hochzeit gebracht hatte (vgl. Mk 2,22). So empfing sie unter dem Kreuz als erste jene Gnade, die sie selbst mit mütterlichen Empfindungen für die Brautleute von Kana erbeten hatte, ausgegossen aus dem durchbohrten Herzen des Sohnes, der die Liebe Gottes zur Menschheit verkörpert (vgl. Deus caritas est, 13–15).

 


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