7. März 2022 in Deutschland
Kölner Erzbischof besucht die Göttliche Liturgie der Orthodoxen in Bad Godesberg. Gastbeitrag von Martin Lohmann
Köln (kath.net) Es war für die Gläubigen der Orthodoxen Mariä-Schutz-Gemeinde der Heiligen Elena-Kirche in Bad Godesberg eine besondere Freude, als der Kölner Erzbischof am Ersten Fastensonntag zur Göttlichen Liturgie erschien und diese mit der Gemeinde mitfeierte. Pfarrer Eugen Theodor, der den Kardinal eingeladen hatte, begrüßte Rainer Maria Kardinal Woelki während der zweistündigen Liturgie herzlich und dankte ihm für dieses außerordentliche Zeichen der Verbundenheit gerade in diesen schwierigen und für viele auch lebensbedrohlichen Zeiten. Sichtlich bewegt war der Kardinal, als Pfarrer Eugen darauf hinwies, dass hier in der Gemeinde Russen, Weißrussen und vor allem Ukrainer gemeinsam zu Gott beten und Frieden erflehen. Woelki war gekommen, um die Menschen in ihrer Verurteilung des Krieges eindeutig zu unterstützen und sich gemeinsam mit ihnen für Frieden einzusetzen.
Woelki, der ohne Chauffeur anreiste und den Wagen selbst steuerte, berührte seinerseits die Herzen der Menschen vor Ort, als er in seiner Ansprache darauf verwies, dass die selbstverständliche Anrede „Liebe Schwestern und Brüder“ in diesen Tagen eine ganz besondere Bedeutung bekomme: „Wir werden daran erinnert, dass wir nicht nur in guten Tagen Schwestern und Brüder sind, sondern sich unsere Geschwisterlichkeit gerade dann zeigen muss, wenn es schwer wird.“
Der Kardinal zeigte einfühlsam Verständnis für die Nöte und Sorgen der Menschen in den Kriegsgebieten und für die Ängste von Familien und ihren Angehörigen. Christen müssten gerade jetzt zusammenstehen und einander helfen. Warum? „Weil wir Schwestern und Brüder in Christus sind; das ist das Entscheidende. Denn wir sind in Christus ein – trotz aller Verschiedenheit. Nachdenklich und mahnend zugleich sagte der Kölner Erzbischof: „Was uns verbindet, ist der Glaube an Christus. Das ist es, was uns die Einheit schenkt. Denn in Christus sind wir wirklich Schwestern und Brüder!“
Christen seien eigentlich Experten der Versöhnung, Experten des Friedens, weil sie ihre Identität und ihren Glauben vom Geheimnis des Altares her speisen und wissen, dass die dort gefeierte Auferstehung des Herrn die ultimative Botschaft der Versöhnung und des Friedens sei. „Wir können gar nicht anders, als im anderen Christus zu erkennen, wenn wir diese Botschaft ernst nehmen. Aus jedem Augenpaar des anderen schaut uns der Herr an. Und von Gott her wissen wir, dass wir alle Abbild Gottes sind.“
Der Kölner Erzbischof erinnerte mit seiner Botschaft der Versöhnung und des Vetrauens auch an den Heiligen Johannes Paul II., der darauf hingewiesen hatte, dass Europa eigentlich mit zwei Lungenflügeln atme, dem orthodoxen und dem katholischen. Die Kirche atme mit beiden Flügeln und brauche auch beide. Deshalb sei die katholische Kirche jetzt auch selbstverständlich „an Ihrer Seite“, zumal „wir Christen es dem Herrn gleichtun müssten angesichts der Botschaft des Friedens und der Versöhnung“. Denn der Kern dessen, was Christen feiern, sei die Auferstehung, und diese sei nichts als Frieden und Versöhnung.
Anschließend führte Kardinal Woelki noch etliche Gespräche mit Gemeindemitgliedern, die ihm für seinen Dienst der Versöhnung bewegt dankten und ihm offenbar das belastbare Gefühl mitgaben, einige Stunden unter Freunden und echten Schwestern und Brüdern gewesen zu sein.
Archivfoto Kardinal Woelki (c) Erzbistum Köln
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