11. März 2022 in Kommentar
Katholiken sollten nicht Wasserträger vom KGB werden - Von russischen Trollen und einer wirren Vermischung vom Covid und dem Ukraine-Thema - Und warum Sie jetzt Ihren „Urlaub“ in der Ukraine buchen sollten, via AirBnB – Ein Kommentar von Roland Noé
Linz (kath.net)
Es ist beschämend, dass manche lieber den Lügen aus Russland Glauben schenken als den vorliegenden Fakten. Diese Woche hat Putin wieder einmal ein ukrainisches Krankenhaus angegriffen, eine Kinderklinik in der Stadt Mariupul, die seit Tagen fast im Stundentakt bombardiert wird. 1.200 Tote, Massengräber, kein Strom, kein Wasser, kein Gas, kein Essen. Es ist dort die Hölle für die Menschen. Für jeden Mensch, der nur ein wenig Herz und Empathie hat, gibt es keine Frage, auf welcher Seite man sich hier stellt: auf die Seite der Opfer, ohne Wenn und Aber. Doch was macht die Desinformationsabteilung aus Moskau. Sie bezichtigt eine der dabei verletzten hoch schwangere Ukrainerin der “Schauspielerei”. Unfassbar und es gibt ein paar Verwirrte, die diese Lügen einfach ungeprüft verbreiten. Übrigens, heute kam das Baby der Frau Gott sei Dank auf die Welt. Herzliche Gratulation!
Manche wenige Verirrte und Verwirrte versuchen um jeden Preis auf den Spuren der russischen Lügen zu wandern, dazu bemüht man Propaganda-Websites, Infos aus russischen Trollfabriken, die gezielt gestreut werden. Der Gipfel der Unverschämtheit: Gestern teilte ja der russische Lügen- ähm Außenminister Lawrow ernsthaft der Weltöffentlichkeit mit: "Wir haben nicht die Ukraine angegriffen“. Hat in den letzten Jahrzehnten ein Spitzenpolitiker schon einmal so dreist die Welt belogen? Es ist beschämend, dass noch immer manche Christen lieber einen Lügenbaron glauben als den vorliegenden Fakten. „Du sollst nicht lügen“ wäre eigentlich einer der 10 Gebote. Auch Christen sollten sich dran halten.
Man erkennt nach einem Angriff einer russischen Trollfabrik auf ein kath.net-Facebook-Video mit inzwischen 1,2 Millionen Aufrufen ein interessantes, irres Muster. Behauptet wird: Es ist alles nicht so schlimm, die westlichen Medien und Politiker haben bei Covid gelogen, jetzt lügen sie halt bei dem Thema auch. Fast wortidentisch posten „russische Troll-Orks“ solchen Unsinn. Doch so einfach und plump ist es einfach nicht. So gab es in den deutschsprachigen Ländern auch bei Corona genügend Medien, die hier auch klar dagegen Stellung genommen haben. So haben die BILD-Zeitung oder auch die „Welt“ seit Monaten die deutsche Covid-Politik scharf kritisiert, ähnlich auch „ServusTV“ und andere. Es gibt daher nicht „die Mainstream“-Medien und wenn man sich mal einige Zeit mit verschiedenen „Alternativ-Medien“ näher beschäftigt hat, ist man leider oft nur mehr angewidert. Denn die Propaganda ist dort leider oft mindestens so plump und dumm wie die Propaganda bei manchen staatlichen Medien beim Thema „Covid“. Es gibt einige wenige Ausnahmen wie die Websites von Boris Reitschuster, Tichys Online oder auch TheGermanZ, die seriös sind und die man weiterhin lesen kann. Und übrigens. Wenn es Mainstream ist, gegen so einen Angriffskrieg zu sein, dann ist man trotzdem gegen den Krieg und relativiert diese mörderische Aktion von Putin nicht. Es ist auch Mainstream, dass die Erde eine Kugel ist. So what?
Es gab und gibt gute und vernünftige Gründe, überzogene Covid-Maßnahmen in verschiedenen Ländern zu kritisieren. Es gibt weiterhin sehr gute Gründe, z. b. gegen eine Impfpflicht zu sein. Es gibt keinen vernünftigen Grund, einen Angriffskrieg auf ein anderes Land zu unterstützen. Wer hier daher das Covid-Thema jetzt dies mit dem Russland-Thema vermischt und hier sozusagen einen glatten Angriffskrieg eines Landes relativiert oder Fakten leugnet oder Lügen anhängt und diese verbreitet, der hat überhaupt nichts verstanden und schadet auch dem Covid-Thema. Außerdem verhöhnt man damit die vielen Opfer des Krieges in der Ukraine. Und wer hier ernsthaft überzogene Covid-Maßnahmen in Deutschland mit der russischen Diktatur vergleicht, der hat überhaupt nichts verstanden und relativiert Diktaturen. In Russland kommt man derzeit 15 Jahre ins Gefängnis, wenn man nur das Wort „Krieg“ öffentlich ausspricht. In Russland wird man aktuell 30 Tage ins Gefängnis geworfen, wenn man nur einmal öffentlich ein Schild mit „Nein zum Krieg“ hochhält. In Russland wären Sender wie „ServusTV“ verboten, weil dieser den Staat kritisiert. Die letzten freien Medien in Russland wurden vor wenigen Tagen verboten.
Wer daher Russland als „Gelobtes Land“ ansieht, der sollte einfach dann auch dorthin raschest übersiedeln. Merkwürdigerweise will das ja niemand von den „Putin-Fans“ und merkwürdigerweise möchten die Menschen ja von Russland fliehen. Doch nur wenige können sich das überhaupt leisten.
Noch etwas zu Lebensschutz-Szene: Wenn vereinzelt sogar Katholiken hier kein Problem mit dem Angriff auf eine Kinderklinik in der Ukraine haben, bei dem Kinder und Mütter sterben mussten, dann kann man nur mehr den Kopf schütteln. Lebensschützer und Menschen mit einer Pro-Life-Einstellung sind für den Schutz des Lebens von Anfang an und bis zum natürlichen Ende. Daher sind Lebensschützer auch ganz klar gegen einen Angriffskrieg durch Russland. Punkt!
Und wenn ein ehemaliger US-Nuntius zum Krieg in der Ukraine nur mehr so eine plumpe Erklärung abgibt, dass in der Ukraine ja die Globalisten den Krieg angezettelt haben, dann denkt man dabei schon eher an den Titel „Die Macht der Dummheit“ vom französischen Philosophen André Glucksmann. Die vielen Christen in der Ukraine, die derzeit unter den russischen Bomben leiden, die Millionen, die flüchten müssen, sind dem Kirchenmann offensichtlich egal. Hauptsache, man hat in einem Beitrag schnell die üblichen Schlagwörter von „Bill Gates" bis "Great Reset“ untergebracht. Ernst nehmen kann man diesen Erzbischof leider in Zukunft nicht mehr. "Katholiken sollten nicht Wasserträger vom KGB werden!". Mit klaren Worten hat auf Twitter der Tradi-Twitter-Account "Rorate Caeli" die Einstellung von manchen Tradi-Katholiken zu Putin scharf kritisiert.
Der Krieg gegen die Ukraine ist ein Horror. Was kann man tun? Natürlich weiterhin beten, u.a. zum Heiligen Erzengel Michael, den großen Schutzheiligen der Stadt Kiew. Und natürlich kann man den Menschen helfen. Seit Tagen gibt es zahlreiche Hilfsaktionen, die laufen. Gestern hat der Frauengebetskreis meiner Frau mitgeholfen, einen Caritas-Transporter mit dringenden Lebensmittel zu füllen, heute geht der Transporter schon Richtung Ukraine. Schnelle Hilfe ist jetzt notwendig.
Eine andere Idee, die mir persönlich sehr gut gefällt, ist die von Airbnb als Spendenplattform. Dort kann man Unterkünfte buchen, in Kiew, Odessa und anderen Städten. Gestern getestet und sofort mit einer Person in Odessa Kontakt hergestellt. Daher eine Einladung: Meldet euch bei AirBnB an und bucht dort für 1,2,3 Tage oder mehr „Urlaubswohnungen“ in der Ukraine. AirBnB verlangt für die Buchung nichts. Die Menschen bekommen dort sofort ein paar Euros und man bekommt meist sofort auch direkten Kontakt zu Menschen in der Ukraine. Übrigens, mein neuer Freund aus Odessa war gestern so glücklich über meine Buchung und auch Kontaktaufnahme. Er erzählte mir traurig, dass seine Frau und seine Kinder inzwischen Deutschland erreicht haben und er nicht weiß, wann er sie wieder sehen wird oder ob er sie wieder sehen wird. Er selber muss weiterhin dort bleiben und spricht von einer super schwierigen Zeit. Die Spende wird er sofort seiner Frau in Deutschland weiterleiten. „Ich werde meinen Kindern immer von deiner Freundlichkeit erzählen!“ – Man ist beschämt, weil man eigentlich nicht viel gemacht hat.
P.S. Gibt es noch Hilfsaktionen, die unterstützenswert sind? Bitte postet unter dem Artikel noch Hinweise!
Foto oben: Eine der ersten toten Kinder bei Putins Krieg - Sofia!
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