11. April 2022 in Kommentar
Die Märchen der Brüder Schick und Kohlgraf über das Weihesakrament. Wie Bischöfe sich vor der Wahrheit drücken. - Der Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kath.net)
Da war er wieder, der Reflex mit der Frauenweihe zu kokettieren. Zwei deutsche Bischöfe äußerten sich in der vergangenen Woche dazu. Beide erzählten ihr persönliches Märchen, statt die Lehre der Kirche zu verkünden, was ihre unter Eid gelobte Aufgabe wäre. Der Erzbischof vom Bamberg, Ludwig Schick, verstieg sich zu der Behauptung, es bedürfe zur Einführung der Priesterweihe für Frauen eines Konzils. Der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, vertröstete die Frauen dieser Generation auf die Priesterweihe ihrer Töchter oder Enkelinnen und gab einen Zeitraum an, in der es -warum auch immer - noch keine Priesterinnen geben wird. Der frühere Theologieprofessor ließ offen, welches Medium er für seine Hellsichtigkeit verwendet. Es könnte Kaffeesatz oder eine Kristallkugel sein. Theologische Erkenntnisse können es nicht sein. Im Unklaren ließ der Mainzer Oberhirte ferner warum das, was heute wahr ist, in zwanzig Jahren nicht mehr wahr sein sollte oder warum das war in zwanzig Jahren wahr sein soll, heute unwahr sein sollte. Auf Grund der Sakramentalität des Amtes geht es nämlich um nicht geringeres als um Wahrheit.
Das nämlich ist der Kern der Frage. Ist es wahr, dass die Kirche, wie der Heilige Papst Johannes Paul II. – unfehlbar, d.h. mit höchster Lehrautorität – festgestellt hat, keine Vollmacht hat, Frauen das Sakrament der Priesterweihe zu spenden, dann ist das auch in zehn, zwanzig oder hundert Jahren noch wahr. Mehr noch, ist es wahr, dann wird diese Wahrheit auch vor dem Richterstuhl Christi gelten und Hirten, die gegen diese Wahrheit gesprochen haben, werden sich dafür rechtfertigen müssen, das Volk in die Irre geführt zu haben.
Mit Blick auf die Wahrheit kann man die Frage, ob ein Konzil die sakramentale Weihe zum Priesteramt für Frauen einführen könnte, untersuchen. Handelt es sich bei Ordinatio Sacerdotalis um Wahrheit, dann ist auch ein Konzil daran gebunden und kann nicht anders lehren. Andernfalls könnte ein Konzil auch die Farbe des Himmels, die Gravitationskonstante oder Lichtgeschwindigkeit im Vakuum ändern. Wir wissen, dass das nicht gehen wird. Ist aber Ordinatio Sacerdotalis nicht wahr, dann bedarf es nur eines einzigen Federstrichs des amtierenden Papstes, um solcherlei Unfug zu beenden und kommende Woche könnten die ersten Frauen geweiht werden. Es ist also, das muss man leider sagen, grober Unfug zu behaupten, ein Konzil könnte eine verbindliche Lehre der Kirche ändern.
Dass es sich um eine verbindliche Lehre handelt, lässt sich aus der Praxis der Kirche eindeutig bestätigen. Das jüngste Konzil hat nichts von Ordinatio Sacerdotalis abweichendes gelehrt. Nie wurde in der Tradition der Kirche von der Kirche etwas anderes behauptet, als in Ordinatio Sacerdotalis gelehrt wird. Mithin ergibt sich kein Indiz, es gäbe eine Stimme eines Konzils oder der Tradition der Kirche im Hinblick auf andere Erkenntnisse als der Wahrheit des Männern vorbehaltenen sakramentalen Priesteramtes. Es gab vor Ordinatio Sacerdotalis Befragungen des Weltepikopats. Es gibt zudem im Schreiben selbst einen deutlichen Hinweis auf die Verbindlichkeit der Lehre, nämlich den Verweis auf den Petrusdienst, die Brüder zu stärken. Es gab mehrfach Stellungnahmen der Glaubenskongregation, die mit Zustimmung des jeweils amtierenden Papstes die Verbindlichkeit der Lehre von Ordinatio Sacerdotalis bestätigten. Beide Nachfolger des Heiligen Papstes Johannes Paul II. haben die Lehre von Ordinatio Sacerdotalis mehrfach persönlich bestätigt und sich damit zu eigen gemacht. Damit sollte ohne jeden Zweifel klar sein, dass es sich um eine verbindlich zu glaubende Lehre handelt. Kein Papst wird in Zukunft von dieser Lehre abweichen können. Früher hätte man jetzt gesagt, wer es nicht glaubt, anathema sit. Macht man heute nicht mehr, weil es unschön klingt. Trotzdem ändert sich an dem Faktum nichts. Kann kein Papst diese Lehre ändern, kann sie erst recht kein Konzil ändern, denn jeder Konzilsbeschluss muss zu seiner Wirksamkeit vom Papst bestätigt werden.
In der Tat hat es Konzile gegeben, die Entscheidungen über Glaubensfragen treffen mussten. Dies waren allerdings zum Zeitpunkt des Konzils offene Fragen, die vom Episkopat in Einheit mit dem Papst zu entscheiden waren. Sind die Entscheidungen gefallen, verkündet worden und vom Papst bestätigt, konnte ganz sicher kein Folgekonzil auf die Idee kommen, die Entscheidung wieder zu ändern. Zu Recht hatte das I. Vatikanische Konzil festgestellt, dass die Irrtumslosigkeit in Fragen der Lehre zu Glaube und Sitten unter klar festgelegten Bedingungen auch dem Papst allein zusteht. Es gibt längst keinen Zweifel mehr daran, dass im Falle von Ordinatio Sacerdotalis auch ohne eine feierliche Verkündigung ex cathedra ein Fall von unfehlbarer Lehrentscheidung eines Papstes vorliegt, zumal zudem auch die vom zweiten Vatikanum geforderte Kollegialität der Bischöfe in die unfehlbare Lehrentscheidung einbezogen wurde. Wie immer in der Geschichte der Kirche erfolgte die verbindliche Festlegung auch dieser Lehre der Kirche exakt zu dem Zeitpunkt, als die Gefahr bestand, dass der bis dahin unhinterfragte Glaube dieser Wahrheit im Gottesvolk verloren ginge. Ordinatio Sacerdotalis kam – wir wir heute sagen würden – just in time. Neben vielen anderen Hinweisen ist auch dies ein Hinweis auf die Leitung der Kirche durch den Heiligen Geist. Wir können wirklich darauf vertrauen, dass die Kirche uns die Wahrheit lehrt. Eigentlich ist es überflüssig darauf hinzuweisen, dass mit einer verbindlichen Lehrentscheidung die Diskussion darüber beendet ist. Schon die Frage diskutieren zu wollen bringt einen sehr nahe an die Häresie.
Es ist ein Unding, dass deutsche Bischöfe nur wenige Jahrzehnte später diese einfache Wahrheit nicht ebenso einfach öffentlich vertreten können. Es zeigt aber nur zu deutlich die Notwendigkeit von Ordinatio Sacerdotalis. Es ist peinlich, wenn die Hirten nicht den Mut haben, auch gegen den innerkirchlichen Irrtum von Funktionären anderen Interessenvertretern anzugehen. Dabei ist es müßig, über die Gründe zu spekulieren, die katholische Hirten – nicht nur in diesem Fall – zu solch einem Populismus und zu solch einer Augenwischerei treiben. Solches Verhalten von katholischen Bischöfen ist ärgerlich und zudem ist es einfach nur peinlich.
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