13. Mai 2022 in Spirituelles
Benediktinerin: Andererseits werde gleichzeitig „in der Kirche, aber auch in der Politik ständig von allen möglichen Leuten gefordert“, dass sich die Kirche „entschuldigen und in Sack und Asche Buße tun“ müsse.
Mariendonk (kath.net/pl) „Im Moment beobachte ich auf der einen Seite eine immer geringere Bereitschaft, eigene Schuld einzugestehen; der Rückgang des Bußsakramentes, auch unter Priestern und Ordensleuten, ist dafür ein deutliches Zeichen.“ Darauf macht die Mariendonker Äbtissin und Theologin Dr. Christiana Reemts OSB aufmerksam. Auf ihrem Blog auf der Website der Benediktinnerinnen-Abtei Mariendonk weist sie gleichzeitig auf den merkwürdigen Widerspruch hin, dass andererseits „in der Kirche, aber auch in der Politik ständig von allen möglichen Leuten gefordert“ werde, dass sich die Kirche „entschuldigen und in Sack und Asche Buße tun“ müsse.
Doch vermisse sie dabei „manchmal die Unterscheidung zwischen wirklicher Schuld, zu der klare Einsicht in das Böse des eigenen Tuns gehört, und einem Handeln, das sich in der Zukunft als falsch erweist, ohne dass man das vorher wissen konnte“. Feinfühlig weist die Theologin darauf hin, dass man eine falsche Einschätzung zwar zugeben könne, „aber nicht eigentlich bereuen, denn als man handelte, meinte man ja, das Richtige zu tun“.
Auch sie selbst habe in ihrer „Amtszeit als Äbtissin vieles getan, was sich nachher als falsch oder zumindest als weniger gut“ erwiesen habe. Dabei habe sie manchmal gewusst, dass es ihr eigener Fehler war, manchmal habe sie sich aber auch eingestehen müssen, „dass ich zwar meinte, das Richtige zu tun, dass aber eigene Interessen oder Ängste meinen Blick getrübt hatten, vieles konnte ich aber schlicht und einfach nicht wissen, hinterher ist man immer klüger“. Abschließend notiert die Theologin: „Menschen, die ständig behaupten, sie hätten es vorher schon gewußt, machen sich meiner Meinung nach oft etwas vor. Wir handeln in dieser Welt, ohne alle Fakten zu kennen, darin besteht die Kontingenz unseres Lebens.“
Dr. Christiana Reemts OSB (siehe Link) ist seit 2005 die Äbtissin der im Bistum Aachen liegenden Abtei Mariendonk. Sie hat unter anderem Arbeiten zu den Kirchenvätern veröffentlicht. Mariendonker Ordensfrauen arbeiten seit 1990 an den „Fontes christiani“, einer zweisprachigen Ausgabe der Kirchenväter, mit, außerdem bei der Edition der Vetus Latina und dem Novum Testamentum Patristicum.
Foto: Symbolbild
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