22. Mai 2022 in Chronik
Angriffe auf Christen und ihre Dörfer in den letzten Monaten regional deutlich verstärkt.
Kelkheim (kath.net/ Open Doors)
20 Nigerianer, mutmaßlich allesamt Christen, sind von Kämpfern des „Islamischen Staates in Westafrika“ (ISWAP) ermordet worden. Die Islamisten filmten ihre Bluttat und veröffentlichten das Video am 10. Mai auf ihrem eigenen Nachrichtenkanal „Amaq“. Darin drohten sie Christen in aller Welt „ewigen Krieg“ an.
Krieg gegen Christen „bis zum Ende der Zeiten“
Journalisten der britischen BBC haben das Video gesehen und berichten über den Inhalt. Demnach sind darin drei Gruppen von Gefangenen zu erkennen, die mutmaßlich aus dem nordnigerianischen Bundesstaat Borno stammen. Während die erste Gruppe von vier Männern auf dem Boden sitzt, bedroht einer der Kämpfer die „Christen auf der ganzen Welt“ und kündigt an, dass die Dschihadisten mit ihnen „bis zum Ende der Zeiten Krieg führen“ werden. Die Morde seien die „Rache“ für den Tod des ehemaligen Anführers des IS, der im Februar in Syrien getötet wurde, und eines ehemaligen Sprechers. Im Anschluss an diese Botschaft töten vier maskierte Kämpfer die sitzenden Männer.
Die elf Männer der zweiten Gruppe werden erschossen, nachdem der Sprecher gesagt hat: „Wir werden nicht ruhen, bis wir uns für unsere Brüder an den Christen in der ganzen Welt gerächt haben“, während die dritte Gruppe von fünf Männern ohne jede weitere Nachricht sofort getötet wird.
Die BBC wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der IS seine „Angriffe auf Christen sowie ihre Dörfer und Gebetsstätten in Borno in den letzten Monaten deutlich verstärkt“ habe. „Die Gruppe hat es auf Christen im Land und anderswo abgesehen. Dabei gehen sie von einer Verschwörung zwischen Christen und den Weltmächten aus, um die Muslime zu unterjochen.“
Standhaftigkeit der Ermordeten „auch als Ermutigung verstehen“
„Es gibt keine Worte, um das Entsetzen und den Kummer zu beschreiben, den die Familien dieser Männer durchleben müssen“, sagte Jo Newhouse, Sprecherin von Open Doors in Subsahara-Afrika.
„Doch während der ISWAP mit diesen Videos Angst säen will, sollten Christen auf der ganzen Welt das Zeugnis dieser Männer auch als Ermutigung verstehen; denn nach allem was wir wissen, haben sie selbst im Angesicht ihrer Hinrichtung an ihrem Glauben festgehalten“, sagte sie.
„Der wachsende Einfluss gewalttätiger dschihadistischer Gruppen in Nigeria gibt Anlass zu großer Sorge“, sagte Newhouse. „Ganze Dörfer wurden traumatisiert und entwurzelt. Dieses Video ist ein Aufruf an die regionalen Regierungen und die internationale Gemeinschaft, entschlossen zu handeln. Sie müssen die vielfältigen Faktoren angehen, die den Nährboden dieser Gruppen bilden und zu ihrer fortschreitenden Radikalisierung beitragen.“
Islamistische Gruppen kooperieren miteinander
Im April wurden bei einem Angriff der Gruppe auf einen Markt in Iware, einer Stadt in Nigerias östlichem Bundesstaat Taraba, mindestens 20 Menschen getötet oder verletzt. In einem Post beim Messengerdienst Telegram erklärte der IS, „Soldaten des Kalifats in Zentralnigeria“ hätten „eine Versammlung von ungläubigen Christen“ angegriffen.
Darüber hinaus deuten Angriffe auf einen Zug aus Abuja und den internationalen Flughafen von Kaduna sowie Gefechte mit Regierungstruppen auf eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen gewalttätigen Gruppen hin. Darauf macht Frans Veerman aufmerksam, Leiter von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors: „Es hat den Anschein, dass sich das Land nun einem mächtigen Dreierbündnis – manche würden sagen, einem dreiköpfigen Monster – gegenübersieht, da Boko Haram/ISWAP, Fulani-Milizen und sogenannte Banditen offensichtlich miteinander kooperieren.“
Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Nigeria den 7. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Foto: Zerstörte Kirche im Bundesstaat Odisha (C) Kirche in Not
© 2022 www.kath.net