24. Mai 2022 in Kommentar
Die Kirche in Deutschland „will sich die Staatsleistungen abkaufen lassen“ – „Wer wurde jemals derart lang und üppig entschädigt? Die Opfer von Krieg, Vertreibung und Flucht etwa – im zweiten Weltkrieg und danach?“ Kommentar von Joachim Heimerl
Berlin (kath.net/joh)Mit 11 Milliarden Euro will sich die Kirche in Deutschland die Staatsleistungen abkaufen lassen, auf die man sich im Zuge der Säkularisation 1803 als Entschädigung geeinigt hat. Natürlich kann man die Sache historisch betrachten und auch juristisch, aber das ändert nichts daran, dass diese Ablösung heute nicht mehr vermittelbar ist.
Hinzu kommt: Wer wurde jemals derart lang und üppig entschädigt? Die Opfer von Krieg, Vertreibung und Flucht etwa – im zweiten Weltkrieg und danach?
Während Bischof Bätzing sonst gern den angeblichen „Glaubenssinn“ der Gottesvolkes zitiert und ihn doch nur mit den Agenda des sogenannten „Zentralkomitees der Katholiken“ verwechselt, scheint man hier die Zeichen der Zeit vollständig zu übersehen: Eine Kirche mit vollen Kassen ist schlichtweg unglaubwürdig, und dies heute mehr denn je: Krieg, Flucht, Inflation, Teuerung, Arbeitslosigkeit, die Not der Menschen überall – und dann noch 11 Milliarden für die Kirche?
Wenn es wirklich „systemische Ursachen“ dafür gibt, dass die Gläubigen die Kirche verlassen, dann ist es im Grunde doch nur dies: die reiche Kirche, ihre Steuern, das liebe Geld.
Dabei wird die Kirche ihre 11 Milliarden teuer bezahlen müssen: mit Kirchenaustritten in immer höherer Zahl.
Doch wen wundert das? Wie blind müssen die deutschen Bischöfe sein, Bätzing wie immer allen voran, um genau dies nicht zu erkennen?
Und wo sind hier die Stimmen, die wir heute brauchen? Die Stimmen, die sich gegen diesen Irrsinn erheben und die in klarer, vielleicht prophetischer Weise sagen: „Schluss damit! Wir brauchen das Geld nicht! Keine Staatsleistung, keine Ablösesummen, keine Kirchensteuer und keinen Mammon mehr! Überall sonst lebt die Kirche ohne das und überall lebt sie besser als hier!“
Wo sind die Stimmen, die vom echter Erneuerung sprechen und davon, dass man gerade da ansetzen muss, wo Jesus bei der Tempelreinigung angesetzt hat: „Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht“ (Mt 21,23) – man hört sie nirgendwo und am wenigsten im deutschen Episkopat! Hier herrscht das sprichwörtliche Schweigen im Walde. Stattdessen spricht man lieber von Strukturreformen und anderem Unsinn, nur um ja nicht jene letzten Kirchensteuerzahler zu verprellen, die spätestens jetzt in Scharen austreten werden: für 11 Milliarden Silberlinge!
Im Grunde gibt es für die Kirche in Deutschland nur zwei Möglichkeiten: Die Bischöfe verzichten ein für allemal und sagen sich endlich los vom deutschen Staat und seinen Bütteln oder sie spenden das Geld dem Heiligen Vater, damit er es in der ärmeren Weltkirche verteile. Eine dritte Möglichkeit sehe ich beileibe nicht – außer der endgültigen Selbstabschaffung einer Kirche, die am Ende nur noch auf ihren Geldsäcken sitzen wird.
Dr. Joachim Heimerl (siehe Link) ist Priester der Erzdiözese Wien und Oberstudienrat.
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