Es bedürfte einer katholischen Alternative zum Katholikentag.

30. Mai 2022 in Kommentar


An „ZdK“, DBK, Katholikentag, synodalem Weg und vielem, vielem anderem einsam und allein vor sich hin zu verzweifeln, das kann und darf nicht der Weisheit letzter Schluss sein - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Stuttgart (kath.net)

Auf dem 102. Katholikentag in Stuttgart wollte man „Leben teilen“. Das jedenfalls gaukelte das Motto vor. Wo es ernst wird, weicht man lieber aus. Mit ungeborenen Menschen möchte man sein Leben dann doch nicht so gerne teilen. Das geht aus der Absage an den Bundesverband Lebensrecht hervor, dem man, so der Verband, mit der Begründung abgesagt hatte: „Bei der Prüfung konnte die Programmgruppe nicht feststellen, dass Ihre Organisation eindeutig christlich ist.“ Nun hat ja das „ZdK“ auch mit „Donum vitae“ eine eigenen Lebensschutzbewegung, bei der zwar mal das eine oder andere vermeintlich geschützte Leben dem Beratungsschein zum Opfer fällt. Wen stört das, wenn man mit dem Mainstream daddeln kann?

Man teilte sein Leben lieber mit kirchenpolitischen Randgruppen, wie „out in Church“ und „Maria2.0“. Man teilte mit, dass man sich die Kirche, den Glauben und damit das Leben, welches man teilen möchte, so ganz anders wünscht. Das Aufgehen im Mainstream war so dramatisch, dass es inzwischen sogar säkularen Medien auffiel, die durchgängig in verschiedener Wortwahl aber in gleichem Tenor von der Auflösung des Katholischen auf diesem Katholikentag schrieben. Nun ist der Blick säkulärer Medien auf die Kirche immer eine Außensicht und es kann nicht verlangt werden, dass alle innerkirchlichen Prozesse und Bewegungen in Fülle nachvollzogen werden. Es löst sich schon länger auf. Umso mehr fällt es auf, wie groß das Erschrecken in der säkularen Welt war, jetzt, da es nach außen sichtbar wird.

Groß ist das Erschrecken auch, blickt man auf die Zahlen. Von einem hoch sechsstelligen Defizit ist die Rede. Der Katholikentag kostete 10,4 Millionen Euro. Das sind Kosten, die sich in Teilnehmerzahlen definitiv nicht niederschlugen. Rund 25.000 Teilnehmer sollen es gewesen sein. In dieser Zahl sind die 7.000 Mitwirkenden schon eingeschlossen. Es wäre interessant zu erfahren, wie hoch der Anteil derer ist, für die der Katholikentag auch ohne aktive Mitarbeit eine Dienstreise war. Im Kern wäre es interessant, zu erfahren, wie viele Teilnehmer weder Angestellte der Kirche noch Mitglieder in Gremien und Verbänden sind. Es wurden Vergleiche angestellt, die die Dimensionen aufzeigen. Auch die MEHR- Konferenz bringt 12.000 Besucher auf die Beine, muss dies aber ohne Gelder aus Kirchensteuer und öffentlichen Haushalten bewältigen.

Abgesehen von diesen Negativrekorden war es wohl der Katholikentag mit der geringsten Beteiligung von Bischöfen. Einige blieben dem Treffen gleich ganz fern, andere begnügten sich mit einer Stippvisite. Darüber hinaus fiel auch die fast völlige Abwesenheit von CDU- Politikern auf. Sieht man von Bundeskanzler und Bundespräsident ab, die aus alter Tradition und Verbundenheit teilnehmen, glänzte Politprominenz weitgehend durch Abwesenheit. Die Relevanz der Katholikentage lässt nach. Man hört bereits Stimmen, die schon für Erfurt 2024 das Planen in einem kleineren Format fordern. Das erscheint sinnvoll. Angesichts der immer größeren Einseitigkeit kann man katholischen Organisationen tatsächlich raten, von einer Teilnahme abzusehen.

Keine Frage, es bedürfte einer katholischen Alternative zum Katholikentag. Dringend! Bedauerlicherweise haben wir nicht nur eine, sondern sehr viele mit sehr unterschiedlichen Formen und Charismen. Vielleicht wäre es tatsächlich einer Überlegung wert, wenn sich Vereinigungen, Gruppen und Bewegungen, die deutschlandweite Treffen veranstalten, davon gibt es viele, einmal zusammensetzen und überlegen, ob man nicht einmal etwas gemeinsam machen kann. Vielleicht können wir in zwei oder drei Jahren über Pfingsten an einem zentralen Ort in Deutschland ein großes katholisches Fest miteinander feiern. Es gibt so viele Gruppen und Gemeinschaften mit so viel Potential. Es wird sich auch ein Bischof finden, der geistlicher Schirmherr sein kann.

Gebt Euch alle mal einen Ruck und setzt Euch zusammen. Bitte! Nehmt es in Eurer Gemeinschaft ins Gebet! Fleht um den Heiligen Geist und seine Führung! Und alle, die nicht aktiv daran arbeiten können, bestürmt den Himmel, um so ein Treffen zu bekommen. Wir müssen eine Möglichkeit der Zusammenkunft der verschiedenen Charismen der einen Kirche finden, um einander zu stärken und miteinander und füreinander zu beten und einen lebendigen Austausch zu pflegen. An „ZdK“, DBK, Katholikentag, synodalem Weg und vielem, vielem anderem einsam und allein vor sich hin zu verzweifeln, das kann und darf nicht der Weisheit letzter Schluss sein.


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